Sein Tod
Zeit der Gnade
Der Tod des Heiligen Vaters Johannes Paul II. und die Tage danach waren für die Kirche und für die ganze Welt eine ausserordentliche Zeit der Gnade. Der grosse Schmerz über sein Ableben und das Gefühl der Leere, das er in allen hinterlassen hat, wurden gemildert durch das Wirken des auferstandenen Christus, das sich tagelang in der gemeinsamen Welle des Glaubens, der Liebe und der geistlichen Verbundenheit gezeigt und in den feierlichen Exequien seinen Höhepunkt gefunden hat.
Botschaft an die wahlberechtigten Kardinäle, Sixtinische Kapelle, 20. April 2005
Wahrhaft zu Hause
Wie verlassen fühlen wir uns nach dem Heimgang von Johannes Paul II., der gut 26 Jahre unser Hirt und Führer auf dem Weg durch diese Zeit gewesen war. Nun hatte er die Schwelle ins andere Leben – ins Geheimnis Gottes hinein – überschritten. Aber er ging nicht allein. Wer glaubt ist nie allein – im Leben nicht und auch im Sterben nicht. Nun konnten wir die Heiligen aller Jahrhunderte herbeirufen – seine Freunde, seine Geschwister im Glauben. Und wir wussten, dass sie gleichsam das lebendige Fahrzeug sein würden, das ihn hinüber- und hinaufträgt zur Höhe Gottes. Wir wussten, wenn er ankommt, wird er erwartet. Er ist unter den Seinen, und er ist wahrhaft zu Hause.
Heilige Messe zur Amtseinführung, 24. April 2005
Trauer und Einheit
Ein Christ ist nie allein, habe ich gestern in der Predigt gesagt. Damit habe ich die wunderbare Erfahrung ausgedrückt, die wir alle in diesen aussergewöhnlichen vier Wochen machen durften, die hinter uns liegen. Beim Tod des Papstes ist in aller Trauer die lebendige Kirche erschienen. Und es ist sichtbar geworden, dass die Kirche eine Kraft der Einheit, ein Zeichen für die Menschheit ist. Wenn die grossen Nachrichten-Stationen 24 Stunden auf 24 Stunden über den Heimgang des Papstes, über die Trauer der Menschen, über das Wirken des grossen Heimgegangenen berichteten, antworteten sie auf eine Teilnahme, die jede Erwartung überstieg. Im Papst war ihnen ein Vater sichtbar geworden, der Vertrauen und Zuversicht schenkte. Der alle irgendwie untereinander verband.
Audienz für die Pilger aus Deutschland, 25. April 2005
Aufgeopfert für die Welt
Es ist mir ein Bedürfnis, in diesem Augenblick an meine verehrten Vorgänger zu erinnern, den seligen Johannes XXIII., die Diener Gottes Paul VI. und Johannes Paul I. und besonders Johannes Paul II., dessen Zeugnis uns in den letzten Tagen mehr als je zuvor gestützt hat und dessen Gegenwart wir noch immer lebendig fühlen. Das schmerzliche Ereignis seines Todes hat nach einer Zeit grosser Prüfung und Leiden in Wirklichkeit österliche Spuren erkennen lassen, wie er in seinem Testament (24.II.-1.III.1980) erhofft hatte. Das Licht und die Kraft des auferstandenen Christus strahlten in der Kirche von jener Art "letzter Messe" aus, die er in seiner Agonie gefeiert hat und die im "Amen" eines Lebens gipfelte, das durch das Unbefleckte Herz Mariens völlig für das Heil der Welt aufgeopfert wurde.
Audienz für die in Rom versammelten Kardinäle, 22. April 2005
Gestärkt und versammelt
Wir dürfen sagen: die Beerdigung Johannes Pauls II. war wirklich eine ausserordentliche Erfahrung, bei der in gewisser Weise die Macht Gottes zu spüren war, der durch seine Kirche alle Völker zu einer grossen Familie machen will mit der einenden Kraft der Wahrheit und der Liebe (vgl. Lumen gentium, 1). ähnlich seinem Meister und Herrn hat Johannes Paul II. in der Todesstunde sein langes und fruchtbares Pontifikat gekrönt, indem er das christliche Volk im Glauben gestärkt und es um sich versammelt hat, so dass sich die ganze Menschheitsfamilie geeinter fühlen konnte.
Botschaft an die wahlberechtigten Kardinäle, Sixtinische Kapelle, 20. April 2005
Im Gedenken an Johannes Paul II.
Indem ich mich allen im Geiste anschliesse, die auf die Friedhöfe gehen, um für ihre Verstorbenen zu beten, werde auch ich morgen nachmittag in die Vatikanischen Grotten gehen, um an den Gräbern der Päpste, die das Grab des Apostels Petrus umgeben, zu beten; ein besonderes Gedenken werde ich dort für den geliebten Johannes Paul II. halten. Liebe Freunde, möge der in diesen Tagen traditionelle Besuch der Gräber unserer Verstorbenen eine Gelegenheit sein, ohne Furcht an das Geheimnis des Todes zu denken und jene unablässige Wachsamkeit zu pflegen, die uns darauf vorbereitet, ihm mit innerer Ruhe entgegenzutreten. Dabei helfe uns die Jungfrau Maria, Königin der Heiligen, an die wir uns nun mit kindlichem Vertrauen wenden.
Angelus, 1. November 2005
Er hat uns vieles gezeigt
Die Reaktion die die ganze Welt auf den Tod des Papstes zeigte, war eine ergreifende Dankesbezeugung dafür, dass er sich in seinem Dienst ganz Gott übergeben hatte für die Welt. Es war der Dank dafür, dass er uns in einer von Hass und Gewalt erfüllten Welt wieder gelehrt hat, zu lieben und für andere Menschen zu leiden; er hat uns sozusagen in seiner Person den Erlöser, die Erlösung gezeigt, und er hat uns die Gewissheit gegeben, dass das Böse wirklich nicht das letzte Wort in der Welt hat.
Ansprache am Weihnachtsempfang für das Kardinalskollegium und die Mitarbeiter der Römischen Kurie, 22. Dezember 2005
Geprüfter Glaube
Tatsächlich wird in den Schwierigkeiten des Lebens vor allem die Qualität des Glaubens eines jeden geprüft und auf die Probe gestellt: seine Festigkeit, seine Reinheit, seine übereinstimmung mit dem Leben. Nun, der Papst, um den wir trauern und dem Gott eine Vielzahl menschlicher und geistlicher Gaben verliehen hatte, ging durch den Schmelzofen der apostolischen Mühen und der Krankheit, er zeigte sich immer mehr als ein "Fels" des Glaubens. Wer Gelegenheit hatte, ihn häufig aus der Nähe zu erleben, konnte seinen klaren und festen Glauben gleichsam mit Händen greifen. Dieser Glaube hat nicht nur den Kreis der Mitarbeiter beeindruckt, sondern während des langen Pontifikats auf die ganze Kirche einen ständig wachsenden heilsamen Einfluss ausgeübt, der in den letzten Monaten und Tagen seines Lebens den Höhepunkt erreichte. Ein überzeugter, starker und authentischer Glaube, frei von ängsten und Kompromissen, der das Herz so vieler Menschen bewegte, auch dank der vielen apostolischen Pilgerreisen in alle Teile der Welt und besonders dank der letzten "Reise", der Reise seiner Agonie und seines Todes.
Predigt bei der Eucharistiefeier zum Gedenken an Johannes Paul II., 3. April 2006
Der "Tag, den der Herr gemacht hat"
Johannes Paul II. ist am Vorabend des zweiten Sonntags der Osterzeit gestorben; am Ende des "Tages, den der Herr gemacht hat". Sein ganzer Todeskampf vollzog sich innerhalb dieses "Tages", in dieser neuen Raum-Zeit, die der "achte Tag ist, den die Allerheiligste Dreifaltigkeit durch das Werk des fleischgewordenen, gestorbenen und auferstandenen Wortes gewollt hat. Papst Johannes Paul II. hat schon vorher, während seines ganzen Lebens und besonders in der Erfüllung seiner Sendung als Papst, wiederholt erkennen lassen, dass er sich in gewisser Weise in diese geistliche Dimension eingetaucht fand. Sein Pontifikat erscheint uns nämlich insgesamt und in vielen besonderen Momenten als ein Zeichen und ein Zeugnis der Auferstehung Christi.
Predigt bei Eucharistiefeier zum Gedenken an Papst Johannes Paul II., 2. April 2008
Zusammen mit Jesus das Kreuz tragen
"Das Wort ist glaubwürdig", sagt der Apostel Paulus, "wenn wir mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben; wenn wir standhaft bleiben, werden wir auch mit ihm herrschen" (2Tim 2,11-12).
Die Wahrheit dieser Worte hatte Karol Wojtyla seit seiner Kindheit erfahren und ist so auf seinem Weg dem Kreuz begegnet, in seiner Familie und in seinem Volk. Er beschloss sehr bald, es zusammen mit Jesus zu tragen und seinen Spuren zu folgen. Er wollte sein treuer Diener sein, bis hin zur Annahmen der Berufung zum Priestertum als Geschenk und Verpflichtung des ganzen Lebens. Mit ihm lebte er und mit ihm wollte er auch sterben. Und dies alles durch die einzigartige Mittlerschaft der allerseligsten Jungfrau Maria, Mutter der Kirche, Mutter des Erlösers, die zuinnerst und tatsächlich mit seinem heilbringenden Geheimnis des Todes und der Auferstehung vereinigt ist.
Predigt bei Eucharistiefeier zum Gedenken an Papst Johannes Paul II., 2. April 2008
Dank an den Herrn für Papst Johannes Paul II.
Danken wir dem Herrn dafür, dass er der Kirche diesen ihren treuen und mutigen Diener geschenkt hat. Loben und preisen wir die selige Jungfrau Maria, dass sie unaufhörlich über seine Person und seinen Dienst zum Wohl des Christenvolkes und der ganzen Menschheit gewacht hat. Und während wir für seine auserwählte Seele das Opfer der Erlösung darbringen, bitten wir ihn, weiterhin vom Himmel aus für einen jeden von uns Fürsprache zu halten, für mich in besonderer Weise, den die Vorsehung dazu berufen hat, sein unschätzbares geistliches Erbe zu übernehmen. Möge die Kirche seinen Lehren und Beispielen folgen und so treu und kompromisslos ihre Sendung der Evangelisierung fortsetzen, indem sie unermüdlich die barmherzige Liebe Christi verbreitet, Quelle des wahren Friedens für die ganze Welt. Amen.
Predigt bei Eucharistiefeier zum Gedenken an Papst Johannes Paul II., 2. April 2008