Liebe
Liebe und Gemeinschaft
Das Wort, das die gesamte Offenbarung zusammenfasst, lautet: "Gott ist die Liebe" (1 Joh 4,8.16). Die Liebe ist stets ein Geheimnis, eine Wirklichkeit, die den Verstand übersteigt; sie steht dabei nicht im Widerspruch zu ihm, sondern bringt seine Fähigkeiten voll zur Entfaltung. Jesus hat uns das Mysterium Gottes enthüllt: Er, der Sohn, hat uns den Vater im Himmel erkennen lassen und uns den Heiligen Geist, die Liebe des Vaters und des Sohnes, geschenkt. Die christliche Theologie fasst die Wahrheit über Gott in diesem Begriff zusammen: ein einziges Wesen in drei Personen. Gott ist nicht Einsamkeit, sondern vollkommene Gemeinschaft. Deshalb verwirklicht sich der Mensch als Abbild Gottes in der Liebe, die aufrichtige Selbsthingabe ist.
Angelus, 22. Mai 2005
Geduld
Nicht die Gewalt erlöst, sondern die Liebe. Sie ist das Zeichen Gottes, der selbst die Liebe ist. Wie oft wünschten wir, dass Gott sich stärker zeigen würde. Dass er dreinschlagen würde, das Böse ausrotten und die bessere Welt schaffen. Alle Ideologien der Gewalt rechtfertigen sich mit diesen Motiven: Es müsse auf solche Weise zerstört werden, was dem Fortschritt und der Befreiung der Menschheit entgegenstehe. Wir leiden unter der Geduld Gottes. Und doch brauchen wir sie alle. Der Gott, der Lamm wurde, sagt es uns: Die Welt wird durch den Gekreuzigten und nicht durch die Kreuziger erlöst. Die Welt wird durch die Geduld Gottes erlöst und durch die Ungeduld der Menschen verwüstet.
Predigt in der hl. Messe zu Beginn des Pontifikates, Rom, 24. April 2005
In unserer Mitte
Denkt alle daran: Gott will in unserer Mitte wohnen. Sein Segen ist uns gewiss, wenn wir seine Gegenwart suchen, denn seine Nähe macht uns heil.
Generalaudienz, 21. September 2005
Antwort
Gott erwartet von uns eine aus aufrichtiger Liebe gegebene Antwort. Er will von uns geliebt werden: Sollte etwa ein solcher Anruf unser Herz nicht rühren? Gerade in dieser Stunde [...] kommt Er auf uns zu, kommt Er auf mich zu. Wird er eine Antwort finden? Oder ergeht es ihm mit uns wie mit dem Weinberg, von dem Gott bei Jesaja sagt: "Er hoffte, dass der Weinberg süsse Trauben brächte, doch er brachte nur saure Beeren"? Ist vielleicht unser christliches Leben oft nicht mehr Essig als Wein? Selbstbemitleidung, Konflikt, Gleichgültigkeit?
Ansprache zur Eröffnung der Weltbischofssynode, 2. Oktober 2005
Fähigkeit zu lieben
Gott hat dem nach seinem Bild geschaffenen Menschen die Fähigkeit verliehen, zu lieben, und damit die Fähigkeit, auch ihn selbst, seinen Schöpfern zu lieben. Mit dem Liebeslied des Propheten Jesaja will Gott zum Herzen seines Volkes sprechen - und auch zu einem jeden von uns. "Ich habe dich nach meinem Bild und Gleichnis geschaffen", sagt er zu uns. "Ich selber bin die Liebe, und du bist in dem Masse mein Ebenbild, in dem in dir der Glanz der Liebe erstrahlt, in dem Masse, in dem du mir mit Liebe antwortest".
Ansprache zur Eröffnung der Weltbischofssynode, 2. Oktober 2005
Freude
Wenn mir der Geliebte, die Liebe, das grösste Geschenk meines Lebens, nahe ist, wenn ich sicher sein kann, dass er, der mich liebt, mir auch in schwierigen Situationen nahe ist, dann empfinde ich im Grunde meines Herzens eine Freude, die grösser als alles Leiden ist.
Generalversammlung der Bischofssynode im Vatikan, 3. Oktober 2005
Das Gute sehen, das der Herr uns tut
Unsere Schwierigkeit besteht darin, dass das Gedächtnis des Bösen, der erlittenen Bosheiten, oft stärker ist als das Gedächtnis des Guten. Der Psalm (Ps.136,10-26) dient dazu, in uns auch das Gedächtnis des Guten zu wecken, des vielen Guten, das der Herr an uns getan hat und an uns tut, damit wir sehen können, wenn unser Herz wach wird: Ja, Gottes Huld währt ewig, sie ist Tag für Tag gegenwärtig.
Generalaudienz, 16. November 2005
Kein Eintritt für die Liebe
Gott liebt alle, denn alle sind seine Geschöpfe. Aber manche Menschen haben ihre Seele zugemacht; seine Liebe findet keinen Eingang bei ihnen. Sie meinen, Gott nicht zu brauchen; sie wollen ihn nicht. Andere, die vielleicht auch in moralischer Hinsicht armselig und sündig sind, leiden doch darunter. Sie warten auf Gott. Sie wissen, dass sie seine Güte brauchen, auch wenn sie keine genaue Vorstellung davon haben. In ihre wartende Offenheit kann Gottes Licht hineintreten und mit ihm sein Friede. Gott sucht Menschen, die seinen Frieden weitertragen. Bitten wir ihn, dass er unser Herz nicht verschlossen findet machen wir uns bereit, aktive Träger seines Friedens zu sein - gerade in dieser Zeit.
Predigt in der Heiligen Nacht, 25. Dezember 2005
Zehn Gebote und die Liebe
Daran erinnert uns der hl. Augustinus. Bei der Deutung dieses Psalms (Ps. 144) legt er auch die Worte aus: "auf der zehnsaitigen Harfe will ich dir spielen". Die zehnsaitige Harfe ist für ihn das in den Zehn Geboten zusammengefasste Gesetz. Aber mit diesen zehn Saiten, diesen Zehn Geboten müssen wir richtig umzugehen verstehen. Und nur wenn diese zehn Saiten der Zehn Gebote - so sagt der hl. Augustinus - von der Liebe des Herzens zum Klingen gebracht werden, klingen sie gut. Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes. Wer die Gebote als einen Aspekt der einen und einzigen Liebe lebt, singt in Wahrheit das "neue Lied". Die Liebe, die uns mit der Gesinnung Christi vereint, ist das wahre "neuen Lied" des "neuen Menschen", der in der Lage ist, auch eine "neue Welt" zu schaffen
Generalaudienz, 25. Januar 2006
Liebe zielt auf Ewigkeit
Zu den Aufstiegen der Liebe und ihren inneren Reinigungen gehört es, dass Liebe nun Endgültigkeit will, und zwar in doppeltem Sinn: im Sinn der Ausschliesslichkeit "nur dieser eine Mensch" und im Sinn des "für immer". Sie umfasst das Ganze der Existenz in allen ihren Dimensionen, auch in derjenigen der Zeit. Das kann nicht anders sein, weil ihre Verheissung auf das Endgültige zielt: Liebe zielt auf Ewigkeit.
Enzyklika "Deus Caritas Est", 25. Dezember 2005
Vergebende Liebe
Die leidenschaftliche Liebe Gottes zu seinem Volk zum Menschen ist zugleich vergebende Liebe. Sie ist so gross, dass sie Gott gegen sich selbst wendet, seine Liebe gegen seine Gerechtigkeit. Der Christ sieht darin schon verborgen sich anzeigend das Geheimnis des Kreuzes: Gott liebt den Menschen so, dass er selbst Mensch wird, ihm nachgeht bis in den Tod hinein und auf diese Weise Gerechtigkeit und Liebe versöhnt.
Enzyklika "Deus Caritas Est", 25. Dezember 2005
Geschichte einer Liebe
In der Tat gibt es eine vielfältige Sichtbarkeit Gottes. In der Geschichte der Liebe, die uns die Bibel erzählt, geht er uns entgegen, wirbt um uns bis hin zum Letzten Abendmahl, bis hin zu dem am Kreuz durchbohrten Herzen, bis hin zu den Erscheinungen des Auferstandenen und seinen Grosstaten, mit denen er durch das Wirken der Apostel die entstehende Kirche auf ihrem Weg geführt hat. Und in der weiteren Geschichte der Kirche ist der Herr nicht abwesend geblieben: Immer neu geht er auf uns zu durch Menschen, in denen er durchscheint; durch sein Wort, in den Sakramenten, besonders in der Eucharistie. In der Liturgie der Kirche, in ihrem Beten, in der lebendigen Gemeinschaft der Gläubigen erfahren wir die Liebe Gottes, nehmen wir ihn wahr und lernen so auch, seine Gegenwart in unserem Alltag zu erkennen. Er hat uns zuerst geliebt und liebt uns zuerst; deswegen können auch wir mit Liebe antworten. Gott schreibt uns nicht ein Gefühl vor, das wir nicht herbeirufen können. Er liebt uns, lässt uns seine Liebe sehen und spüren, und aus diesem "Zuerst" Gottes kann als Antwort auch in uns die Liebe aufkeimen.
Enzyklika "Deus Caritas Est", 25. Dezember 2005
Nicht bloss ein Gefühl
Liebe ist nicht bloss Gefühl. Gefühle kommen und gehen. Das Gefühl kann eine grossartige Initialzündung sein, aber das Ganze der Liebe ist es nicht. Wir haben anfangs von dem Prozess der Reinigungen und Reifungen gesprochen, durch die Eros ganz er selbst, Liebe im Vollsinn des Wortes wird. Zur Reife der Liebe gehört es, dass sie alle Kräfte des Menschseins einbezieht, den Menschen sozusagen in seiner Ganzheit integriert. Die Begegnung mit den sichtbaren Erscheinungen der Liebe Gottes kann in uns das Gefühl der Freude wecken, das aus der Erfahrung des Geliebtseins kommt. Aber sie ruft auch unseren Willen und unseren Verstand auf den Plan. Die Erkenntnis des lebendigen Gottes ist Weg zur Liebe, und das Ja unseres Willens zu seinem Willen einigt Verstand, Wille und Gefühl zum ganzheitlichen Akt der Liebe.
Enzyklika "Deus Caritas Est", 25. Dezember 2005
Unser Wollen und der Wille Gottes
Idem velle atque idem nolle dasselbe wollen und dasselbe abweisen das haben die Alten als eigentlichen Inhalt der Liebe definiert: das Einander-ähnlich-Werden, das zur Gemeinsamkeit des Wollens und des Denkens führt. Die Liebesgeschichte zwischen Gott und Mensch besteht eben darin, dass diese Willensgemeinschaft in der Gemeinschaft des Denkens und Fühlens wächst und so unser Wollen und Gottes Wille immer mehr ineinanderfallen: der Wille Gottes nicht mehr ein Fremdwille ist für mich, den mir Gebote von aussen auferlegen, sondern mein eigener Wille aus der Erfahrung heraus, dass in der Tat Gott mir innerlicher ist als ich mir selbst. Dann wächst Hingabe an Gott. Dann wird Gott unser Glück.
Enzyklika "Deus Caritas Est", 25. Dezember 2005
Glaube, Hoffnung, Liebe
Glaube, Hoffnung und Liebe gehören zusammen. Die Hoffnung artikuliert sich praktisch in der Tugend der Geduld, die im Guten auch in der scheinbaren Erfolglosigkeit nicht nachlässt, und in der Tugend der Demut, die Gottes Geheimnis annimmt und ihm auch im Dunklen traut. Der Glaube zeigt uns den Gott, der seinen Sohn für uns hingegeben hat, und gibt uns so die überwältigende Gewissheit, dass es wahr ist: Gott ist Liebe!
Enzyklika "Deus Caritas Est", 25. Dezember 2005
Nur durch die Liebe erneuern
Es war die grundsätzliche Entscheidung meiner Vorgänger, insbesondere des verehrten Papstes Johannes Paul II., die Menschen zu Christus, dem Erlöser, zu führen, damit er sie auf die Fürsprache der Unbefleckten Jungfrau Maria heile. Auch ich habe auf diesem Weg weitergehen wollen. Besonders wollte ich durch meine erste Enzyklika "Deus caritas est" den Gläubigen und der ganzen Welt Gott als Quelle der wahren Liebe aufzeigen. Allein Gottes Liebe kann das Menschenherz erneuern, und nur wenn die gelähmte Menschheit im Herzen gesundet, kann sie wieder aufstehen und gehen. Die Liebe Gottes ist die wahre Kraft, durch die die Welt erneuert wird.
Angelus, 19. Februar 2006
Nicht einfach aufgeben
Das Wort "Liebe" ist heutzutage so nichtssagend, abgenutzt und missbraucht, dass man sich fast scheut, es in den Mund zu nehmen. Und doch ist es ein Urwort, Ausdruck der urweltlichen Wirklichkeit; wir dürfen es nicht einfach aufgeben, sondern müssen es wiederaufnehmen, reinigen und zu seinem Ursprünglichen Glanz zurückführen, damit es unser Leben erleuchten und auf den recht Weg bringen kann.
Ansprache an die Teilnehmer eines vom Päpstlichen Rat "Cor Unum" ausgerichteten internationalen Kongresses, 23. Januar 2006
Gott interessiert sich auch für unsere kleinen Dinge
Gott ist kein ferner Gott, zu entfernt und zu gross, um sich mit unserem Kleinkram zu beschäftigen, da er gross ist, kann er sich auch für die kleinen Dinge interessieren. Da er gross ist, ist die Seele des Menschen - desselben Menschen, der für die ewige Liebe geschaffen worden ist - nichts Kleines, sondern sie ist gross und seiner Liebe würdig. Die Heiligkeit Gottes ist nicht nur eine glühende Macht, vor der wir uns erschrocken zurückziehen müssten; sie ist die Macht der Liebe, und deshalb reinigende und heilende Macht.
Predigt in der Heiligen Messe vom letzten Abendmahl, 13. April 2006
Nur zwei Optionen
Entweder gibt es Gott, oder es gibt ihn nicht. Es gibt nur zwei Optionen. Entweder erkennt man die Priorität der Vernunft an, der schöpferischen Vernunft, die am Beginn von allem steht und der Anfang aller Dinge ist - die Priorität der Vernunft ist auch die Priorität der Freiheit -, oder man vertritt die Priorität des Irrationalen, nach der alles, was auf unserer Erde und in unserem Leben funktioniert, nur ein nebensächliches Produkt des Zufalls und des Irrationalen ist - die Vernunft wäre damit ein Produkt der Irrationalität. Man kann letztendlich den einen oder den anderen Entwurf nicht "beweisen", aber die grosse Option des Christentums ist die Option für die Rationalität und für die Priorität der Vernunft. Diese Option scheint mir sehr gut zu sein: Sie zeigt uns, wie hinter allem eine grosse Intelligenz steht, der wir vertrauen können. [...] Das wahre Problem, das sich heute gegen den Glauben richtet, scheint mit das Böse in der Welt zu sein: Man fragt sich, wie es vereinbar sei mit dieser Rationalität des Schöpfers. Und hier brauchen wir wirklich den Gott, der Fleisch geworden ist und der uns zeigt, dass er nicht nur eine mathematische Vernunft ist, sondern dass diese Vernunft, die am Ursprung steht, auch Liebe ist. Wenn wir einen Blick auf die grossen Optionen werfen, dann ist die christliche Option auch heute die vernünftigste und die menschlichste. Daher können wir vertrauensvoll eine Philosophie, eine Weltanschauung erarbeiten, die auf dieser Priorität der Vernunft gründet, auf diesem Vertrauen, dass die schöpferische Vernunft Liebe ist und dass diese Liebe Gott ist.
Gespräch mit den Jugendlichen auf dem Petersplatz, 6. April 2006
Die Weisheit
Dieses Buch [der Weisheit] ist ein einziger Lobeshymnus auf die göttliche Weisheit, die als der kostbarste Schatz dargestellt wird, den der Mensch ersehnen und entdecken kann, als das höchste Gut, von dem alle anderen Güter abhängen. Für die Weisheit lohnt es sich, auf alles andere zu verzichten, denn nur sie gibt dem Leben letzten Sinn - einen Sinn, der selbst den Tod überwindet, weil sie in eine wirkliche Gemeinschaft mit Gott führt. Die Weisheit, sagt der Text, "schafft Freunde Gottes" (Weish 7, 27) - eine wunderschöne Formulierung, die einerseits den "gestaltenden" Aspekt hervorhebt, dass nämlich die Weisheit die Persönlichkeit formt und sie in innerem Wachstum zur Vollendung ihrer Reife gelangen lässt, und die zugleich besagt, dass diese Fülle des Lebens in der Freundschaft mit Gott besteht, in der innigen Übereinstimmung mit seinem Sein und seinem Wollen. Der innere Ort, in dem die göttliche Weisheit wirkt, ist der, den die Bibel das Herz nennt, es ist der geistige Mittelpunkt der Person.
Predigt bei dem 500-Jahr-Jubiläum der päpstlichen Schweizergarde, 6. Mai 2006
Antwort der Liebe
Für den Glaubenden spricht das ganze Universum vom einen und dreifaltigen Gott. Vom Weltall bis hin zu den kleinsten mikroskopischen Teilchen verweist alles, was existiert, auf ein Sein, das sich in der Vielfalt und Verschiedenheit der Elemente wie in einer gewaltigen Symphonie mitteilt. Alle Lebewesen sind gemäss einem harmonischen Dynamismus geordnet, den wir analog als "Liebe" bezeichnen können. Nur im Menschen als freiem und vernunftbegabtem Wesen wird dieser Dynamismus jedoch geistlich, wird er als Antwort an Gott und an den Nächsten in aufrichtiger Selbsthingabe zu verantwortlicher Liebe. In dieser Liebe findet das menschliche Wesen seine Wahrheit und sein Glück.
Angelus, 11. Juni 2006
Wer die Liebe annimmt, wird von ihr geformt
Wer die Liebe Gottes innerlich annimmt, wird von ihr geformt. Die Erfahrung der göttlichen Liebe wird von Menschen als "Ruf" erlebt, auf den er antworten muss. Der Blick auf den Herrn, der "unsere Leiden auf sich genommen und unsere Krankheiten getragen" hat (Mt 8,17), hilft uns, aufmerksamer zu werden für das Leiden und die Bedürfnisse anderer. Die anbetende Betrachtung der von der Lanze durchbohrten Seite macht uns für den Heilswillen Gottes empfänglich. Sie verleiht uns die Fähigkeit, uns seiner heilbringenden barmherzigen Liebe anzuvertrauen, und bestärkt uns zugleich in dem Verlangen, an seinem Heilswerk dadurch teilzunehmen, dass wir zu seinen Werkzeugen werden. Die aus der geöffneten Seite, aus der "Blut und Wasser" floss (vgl. Joh 19,34), empfangenen Gaben bewirken, dass unser Leben auch für die anderen Menschen zur Quelle wird, von der "Ströme lebendigen Wassers" (Joh 7,38) kommen (vgl. Deus caritas est,7).
Brief an den Generaloberen der Gesellschaft Jesu, 15. Mai 2006
Quelle der Freude: Gewissheit von Gott geliebt zu sein
Die Quelle der christlichen Freude ist diese Gewissheit, von Gott geliebt zu sein, persönlich von unserem Schöpfer geliebt zu sein, von Ihm, der das ganze Universum in seinen Händen hält und jeden von uns und die ganze Menschheitsfamilie liebt, mit leidenschaftlicher und treuer Liebe, einer Liebe, die grösser ist als unsere Treulosigkeit und Sünden, mit verzeihender Liebe. Diese Liebe "ist so gross, dass sie Gott gegen sich selbst wendet", was endgültig im Geheimnis des Kreuzes zum Ausdruck kommt: "Gott liebt den Menschen so, dass er selbst Mensch wird, ihm nachgeht bis in den Tod hinein und auf diese Weise Gerechtigkeit und Liebe versöhnt" (Deus caritas est, 10).
Ansprachen bei der Eröffnung der Pastoraltagung der Diözese Rom, 5. Juni 2006
Die Liebe Gottes zu allen Völkern
Bereits das Alte Testament bezeugt die Liebe Gottes zu allen Völkern: Er vereint sie durch seinen Bund mit Noah in einer einzigen grossen Umarmung symbolisiert durch den "Bogen in den Wolken" (Gen 9,13.14.16) und will sie letztendlich, gemäss den Worten der Propheten, in einer einzigen universalen Familie versammeln (vgl. Jes 2,2ff; 42,6; 66,18-21; Jer 4,2; Ps 47). Im Neuen Testament findet die Offenbarung dieses universalen Liebesplanes ihren Höhepunkt dann im Ostergeheimnis, in dem sie der menschgewordenen Sohn Gottes in einem ergreifenden Akt erlösender Solidarität als Opfer für die ganze Menschheit am Kreuz hingibt. So zeigt Gott, dass sein Wesen die Liebe ist. Das ist es, was ich in meiner ersten Enzyklika hervorheben wollte, die mit den Worten beginnt: "Deus caritas est" (1Joh 4,7). Diese Aussage der Heiligen Schrift bringt nicht nur Licht in das Geheimnis Gottes, sondern sie erleuchtet auch die Beziehungen zwischen den Menschen, die alle berufen sind, nach dem Liebesgebot zu leben.
Botschaft zum 20. Jahrestages des interreligiösen Treffens in Assisi, 2. September 2006
Das Geliebtsein von Gott
Als Nachfolger des hl. Petrus rufe auch ich mit Freude: "Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus" (1 Petr 1,3), denn durch die Auferstehung seines Sohnes hat er uns neu geboren, und im Glauben hat er uns eine unbesiegbare Hoffnung auf das ewige Leben geschenkt, so dass wir in der Gegenwart stets dem Ziel zustreben, der endgültigen Begegnung mit unserm Herrn und Erlöser. Kraft dieser Hoffnung fürchten wir die Prüfungen nicht, die, wie schmerzlich und schwer sie auch sein mögen, nie jene tiefe Freude beeinträchtigen können, die dem Geliebtsein von Gott entspringt. In seinem fürsorglichen Erbarmen hat er seinen Sohn für uns hingegeben, und wir glauben an ihn und lieben ihn, auch wenn wir ihn nicht sehen (vgl. 1 Petr 1,3-9). Seine Liebe genügt uns.
Predigt bei der Eucharistiefeier im Stadion von Verona, 19. Oktober 2006
Man braucht Gott
Mit dem Ausdruck Agape, der häufig im Neuen Testament vorkommt, wird die hingebende Liebe dessen bezeichnet, der ausschliesslich das Wohl des anderen sucht; das Wort Eros hingegen meint die Liebe dessen, den ein Mangel bedrückt und der nach der Vereinigung mit dem Ersehnten verlangt. Die Liebe, mit der Gott uns umgibt, entspricht der Agape. Kann der Mensch etwa Gott etwas geben, was Er nicht schon besässe? Was das menschliche Geschöpf ist und hat, ist Gottes Gabe: folglich ist es das menschlichen Geschöpf, das in allem Gott braucht.
Botschaft für die Fastenzeit 2007, 21. November 2006
Um die Liebe wieder zu gewinnen
Im Geheimnis des Kreuzes offenbart sich in aller Fülle die unein -geschränkte Macht, mit der sich der himmlische Vater erbarmt. Um die Liebe seines Geschöpfes wieder zu gewinnen, hat Er einen sehr hohen Preis aufgebracht: das Blut seines eingeborenen Sohnes. Der Tod, für den ersten Adam Zeichen der äussersten Einsamkeit und Ohnmacht, wurde gewandelt in den höchsten Akt der Liebe und der Freiheit des neuen Adam.
Botschaft für die Fastenzeit 2007, 21. November 2006
Gott selbst bettelt
Liebe Brüder und Schwestern! Schauen wir auf den am Kreuz durchbohrten Christus! Er ist die erschütterndste Offenbarung der Liebe Gottes, einer Liebe, in der Eros und Agape jenseits von allem Gegensatz sich gegenseitig erhellen. Am Kreuz bettelt Gott selbst um die Liebe seines Geschöpfes: Ihn dürstet nach der Liebe eines jeden von uns.
Botschaft für die Fastenzeit 2007, 21. November 2006
Die Revolution der Liebe
Zu Recht wird dieser Abschnitt ["Liebt eure Feinde" (Lk 6,27)] aus dem Evangelium als die Magna Charta der christlichen Gewaltlosigkeit betrachtet; sie besteht nicht darin, sich dem Bösen zu ergeben entsprechend einer falschen Interpretation des Wortes "die andere Wange hinhalten" (vgl. Lk 6,29) -, sondern darin, auf das Böse mit dem Guten zu antworten (vgl. Röm 12,17-21), um so die Kette der Ungerechtigkeit zu sprengen. So versteht man also, dass Gewaltlosigkeit für die Christen nicht ein rein taktisches Verhalten darstellt, sondern eine Wesensart der Person und die Haltung dessen, der so sehr von der Liebe Gottes und deren Macht überzeugt ist, dass er keine Angst davor hat, dem Bösen nur mit den Waffen der Liebe und der Wahrheit entgegenzutreten. Die Feindesliebe bildet den Kern der "christlichen Revolution", einer Revolution, die nicht auf Strategien wirtschaftlicher und politischer Macht oder der Macht der Medien gründet. Die Revolution der Liebe, einer Liebe, die letztendlich nicht auf menschlichen Ressourcen beruht, sondern ein Geschenk Gottes ist, das man dann erhält, wenn man einzig und vorbehaltlos auf seine barmherzige Güte vertraut. Darin besteht die Neuheit des Evangeliums, die die Welt verändert, ohne Lärm zu machen. Das ist das Heldentum der "Kleinen", die an die Liebe Gottes glauben und sie auch auf Kosten ihres Lebens verbreiten.
Angelus, 18. Februar 2007
Die Übung der Sehnsucht
Der hl. Augustinus hat einmal gesagt, dass unser Leben eine einzige Übung der Sehnsucht ist, uns Gott zu nähern, fähig zu werden, Gott in unser Sein eintreten zu lassen. "Das ganze Leben des eifrigen Christen"- sagt er "ist heilige Sehsucht". Wenn es so ist, sind wir in der Fastenzeit noch mehr dazu angeregt, "unseren Sehnsüchten die Wurzeln der Eitelkeit zu entreissen", um das Herz dazu zu erziehen, sich nach Gott zu sehnen, das heisst ihn zu lieben. Der hl. Augustinus sagt weiter "Deus [Gott]: diese beiden Silben sind alles, was wir ersehnen" (vgl. Tract. In Joh., 4). Und hoffen wir, dass wir wirklich anfangen, uns nach Gott zu sehnen und so das wahre Leben, die Liebe selbst und die Wahrheit zu ersehnen.
Generalaudienz, 21. Februar 2007
Gott den ersten Platz geben
Wie kann man glücklich sein, wenn man leidet, wenn man ohne Freiheit ist, wenn man sich verlassen fühlt?
Während der Messe haben wir daran erinnert, dass Gott uns liebt: Das ist die Quelle der wahren Freude. Auch wenn man alles hat, was man sich wünscht, ist man manchmal unglücklich; hingegen könnte einer gar nichts besitzen, nicht einmal die Freiheit oder Gesundheit, und dennoch mit sich selbst in Frieden leben und sich freuen, wenn er Gott im Herzen hat. Hier liegt also des Geheimnis: Gott muss immer den ersten Platz in unserem Leben einnehmen.
Ansprache bei Besuch im römischen Jugendgefängnis, 18. März 2007
Freiheit von Leidenschaften und Liebe
Vor allem zwei Tugenden schmücken die Seele des "wahren Gnostikers". Die erste ist die Freiheit von den Leidenschaften ("apátheia"); die andere ist die Liebe, die wahre Leidenschaft, die die innige Vereinigung mit Gott sicherstellt. Die Liebe schenkt den vollkommenen Frieden und versetzt den "wahren Gnostiker" in die Lage, die grössten Opfer, auch das höchste Opfer in der Nachfolge Christi auf sich zu nehmen, und lässt ihn von Stufe zu Stufe bis zum Gipfel der Tugenden emporsteigen, so wird das ethische Ideal der antiken Philosophen, nämlich die Befreiung von den Leidenschaften, von Klemens [von Alexandrien] neu definiert und im unaufhörlichen Prozess der Angleichung an Gott mit der Liebe verbunden.
Generalaudienz, 18. April 2007
Unendliches Fortschreiten in der unendlichen Schönheit Gottes
Es heisst sogar: Auch in der Ewigkeit wird unser Suchen nicht beendet sein; es wird ein ewiges Abenteuer sein, neue Herrlichkeiten, neue Schönheiten zu entdecken. Er [Augustinus] hat das Psalmwort: "Sucht sein Antlitz allezeit" ausgelegt und gesagt: Das gilt für die Ewigkeit; und die Schönheit der Ewigkeit ist, dass sie keine statische Realität ist, sondern ein unendliches Fortschreiten in der unendlichen Schönheit Gottes. So konnte er Gott finden als gründende Vernunft, aber auch als die Liebe, die uns umarmt, die uns führt und die der Geschichte und unserem persönlichen Leben Sinn verleiht.
Ansprache in der Universität von Pavia, 22. April 2007
Keine Entmutigung
Auch wenn es wahr ist, das Gott Gerechtigkeit ist, darf nicht vergessen werden, dass er vor allem Liebe ist: Wenn er die Sünde hasst, so deshalb, weil er jeden Menschen unendlich liebt. Er liebt einen jeden von uns, und seine Treue ist so tief, dass sie sich auch von unserer Ablehnung nicht entmutigen lässt.
Predigt in der Pfarrei "Santa Felicita e figli martiri" in Rom, 25. März 2007
Erkenntis Gottes
Wie schon gesagt wurde, entspringt nach Origenes die höchste Stufe der Erkenntnis Gottes der Liebe. Und so ist es auch unter den Menschen: Einer erkennt den anderen wirklich in der Tiefe nur, wenn da Liebe ist, wenn sich die Herzen öffnen. Um das deutlich zu machen, greift Origenes auf eine Bedeutung zurück, die das Verbum erkennen manchmal im Hebräischen erhält, wenn es nämlich verwendet wird, um den Akt der menschlichen Liebe zum Ausdruck zu bringen: "Adam erkannte Eva, seine Frau; sie wurde schwanger" (Gen 4,1). So wird suggeriert, dass die Vereinigung in der Liebe die wahrste Erkenntnis verschafft. So wie Mann und Frau "zwei in einem Fleisch sind", so werden Gott und der Gläubige "zwei in einem Geist".
Generalaudienz, 2. Mai 2007
Von der Bitterkeit zur Süssigkeit
Ja, meine lieben Brüder und Schwestern, sich zur Liebe bekehren heisst, von der Bitterkeit zur "Süssigkeit" zu gehen, von der Traurigkeit zur wahren Freude. Der Mensch ist wahrhaft er selbst und verwirklicht sich voll in dem Mass, in dem er mit Gott und aus Gott lebt, ihn in den Brüdern erkennt und liebt.
Predigt beim Pastoralbesuch in Assisi, 17. Juni 2007
Wir haben an die Liebe geglaubt
"Wir haben die Liebe erkannt, die Gott zu uns hat, und ihr geglaubt". Wir haben an die Liebe geglaubt: das ist das Wesen des Christentums. Unsere heutige liturgische Versammlung kann somit nicht umhin, sich auf diese wesentliche Wahrheit zu konzentrieren, auf die Liebe Gottes, die der menschlichen Existenz eine absolut neue Orientierung und einen absolut neuen Wert einzuprägen vermag. Die Liebe ist das Wesen des Christentums: Es macht den Gläubigen und die christliche Gemeinde zum Sauerteig der Hoffnung und des Friedens in jedem Umfeld, wobei sie insbesondere auf die Bedürfnisse der Armen und der Notleidenden achten. Und das ist unsere gemeinsame Sendung: Sauerteig der Hoffnung und der Liebe zu sein, da wir an die Liebe glauben. Die Liebe lässt die Kirche leben, und da die Liebe ewig ist, lässt sie sie immer leben, bis ans Ende der Zeiten.
Predigt beim Pastoralbesuch in der Diözese Velletri-Segni, 23. September 2007
Die Kraft der Liebe Gottes erfahren
In der Prüfung und in der Krankheit kommt Gott auf geheimnisvolle Weise zu uns, und wenn wir uns seinem Willen überlassen, können wir die Kraft seiner Liebe erfahren. Die Krankenhäuser und Kliniken können, gerade weil sich dort Menschen befinden, die vom Schmerz gezeichnet sind, zu bevorzugten Orten für die Bezeugung der christlichen Liebe werden, die die Hoffnung nährt und Vorsätze brüderlicher Solidarität entstehen lässt. Im Tagesgebet haben wir gebetet: " Herr, unser Gott, du schenkst das Wollen und Vollbringen, Hilf uns, dass wir auf dem Weg der Gerechtigkeit Christus entgegengehen und uns durch Taten der Liebe auf seine Ankunft vorbereiten". Ja! Öffnen wir unser Herz jedem Menschen, besonders dann, wenn er in Schwierigkeiten ist, denn wenn wir denen Gutes tun, die in Not sind, dann machen wir uns bereit, Jesus aufzunehmen, der in ihnen zu uns kommt.
Predigt bei Pastoralbesuch im römischen Krankenhaus "San Goivanni Battista", 2. Dezember 2007
Arm vor Gott
Wer anerkennt, dass er ganz auf Gott angewiesen ist, wer "arm vor Gott" und somit völlig offen für seine Liebe ist, der ist "selig", wirklich glücklich.
Angelus, 3. Februar 2008
Ein persönlicher Gott herrscht über uns
Nicht die Elemente des Kosmos, die Gesetze der Materie, herrschen letztlich über die Welt und über den Menschen, sondern ein persönlicher Gott herrscht über die Sterne, das heisst über das All; nicht die Gesetze der Materie und der Evolution sind die letzte Instanz, sondern Verstand, Wille, Liebe - eine Person. Und wenn wir diese Person kennen, sie uns kennt, dann ist wirklich die unerbittliche Macht der materiellen Ordnungen nicht mehr das letzte; dann sind wir nicht Sklaven des Alls und seiner Gesetze, dann sind wir frei.
Spe salvi 5, 30. November 2007
Erlöst wird der Mensch durch die Liebe
Nicht die Wissenschaft erlöst den Menschen. Erlöst wird der Mensch durch die Liebe. Das gilt zunächst im rein innerweltlichen Bereich. Wenn jemand in seinem Leben die grosse Liebe erfährt, ist dies ein Augenblick der "Erlösung" die seinem Leben einen neuen Sinn gibt. Aber er wird bald auch erkennen, dass die ihm geschenkte Liebe allein die Frage seines Lebens nicht löst. Sie bleibt angefochten. Sie kann durch den Tod zerstört werden. Er braucht die unbedingte Liebe. Er braucht jene Gewissheit, die ihn sagen lässt: "Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn"(Röm 8,38-39). Wenn es diese unbedingte Liebe gibt mit ihrer unbedingten Gewissheit, dann - erst dann - ist der Mensch "erlöst" was immer ihm auch im einzelnen zustossen mag. Das ist gemeint, wenn wir sagen: Jesus Christus hat uns "erlöst". Durch ihn sind wir Gottes gewiss geworden - eines Gottes, der nicht eine ferne
"Erstursache" der Welt darstellt, denn sein eingeborener Sohn ist Mensch geworden, und von ihm kann jeder sagen: "Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat" (Gal 2, 20).
Spe salvi 26, 30. November 2007
Teilnahme an Gottes Gerechtigkeit und Güte
Aus der Liebe zu Gott folgt die Teilnahme an Gottes Gerechtigkeit und Güte den anderen Gegenüber: Gott lieben verlangt die innere Freiheit allem Besitz und Materiellen gegenüber: die Liebe Gottes zeigt sich in der Verantwortung dem andern gegenüber.
Spe salvi 28, 30. November 2007
Kleine Gesten der Liebe
Ein kleines Licht kann in der Tat das ganze Haus erhellen, und der Sauerteig ist etwas Geringes, aber er durchsäuert den ganzen Teig (vgl. Mt 13,33). Wie oft lassen kleine Gesten der Freundschaft und des guten Willens, einfache, tägliche Gesten der Achtung, der Aufmerksamkeit gegenüber dem Leidenden oder der liebevollen Hingabe zum Wohl der anderen die grenzenlose Liebe Gottes zu allen und zu jedem erkennen.
Botschaft an die Bischöfe von Kuba, 20. Februar 2008
Jesus kommt mit der heilenden Güte
Dem Handel mit Tieren und den Geldgeschäften setzt Jesus seine heilende Güte entgegen. Sie ist die wahre Reinigung des Tempels. Er kommt nicht als Zerstörer; er kommt nicht mit dem Schwert des Revolutionärs. Er kommt mit dem Geschenk der Heilung. Er widmet sich denen, die aufgrund ihrer Krankheit an das äusserste ihres Lebens und an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Jesus zeigt Gott als den, der liebt, und seine Macht als Macht der Liebe. Und so sagt er uns, was für immer Teil der rechten Gottesverehrung ist: das Heilen, das Dienen, die Güte die heilt.
Predigt am Palmsonntag, 16. März 2008
Die Liebe die uns erwartet
Kriegsgefangene, die in Russland zehn Jahre und länger der Kälte und dem Hunger ausgesetzt waren, sagten nach ihrer Heimkehr: " Ich konnte überleben, weil ich wusste, dass ich erwartet wurde. Ich wusste, dass es Menschen gab, die auf mich warteten, dass ich gebraucht wurde und erwartet wurde". Diese Liebe, die sie erwartete, war die wirksamste Medizin des Lebens gegen alle Übel. In Wirklichkeit werden wir alle erwartet. Der Herr erwartet uns, und er erwartet uns nicht nur; er ist gegenwärtig und reicht uns die Hand. Nehmen wir die Hand des Herrn an und bitten wir ihn, dass er uns gewähre, wirklich zu Leben, die Fülle des Lebens zu leben und so auch unseren Zeitgenossen das wahre Leben, das Leben in Fülle, mitteilen zu können. Amen.
Predigt beim Besuch im Internationalen Jugendzentrum San Lorenzo, 9. März 2008
Christentum ist Geschenk
Aber dieses neue Sein, das er uns einfach gibt ohne unser Verdienst, muss dann zur Dynamik neuen Lebens in uns werden. Das miteinander von Geschenk und Beispiel, das wir im Fusswaschungs-Evangelium finden, ist charakteristisch für das Wesen des Christentuns überhaupt. Christentum ist nicht eine Art Moralismus. Ein blosses ethisches System. Am Anfang steht nicht unser Tun, unsere moralische Tüchtigkeit. Christentum ist zuallererst Geschenk: Gott gibt sich uns - nicht etwas gibt er uns, sondern sich selbst. Und dies steht nicht nur am Anfang, im Augenblick der Bekehrung. Er bleibt immerfort der Schenkende. Er beschenkt uns immer wieder. Er ist uns immer voraus. Deshalb ist der zentrale Akt des Christseins Eucharistie: Dankbarkeit für das Beschenktsein, Freude über das neue Leben, das er uns gibt.
Predigt in der Messe "in Coena Domini" am Gründonnerstag, 20. März 2008
Ein Ereignis der Liebe
Das erstaunliche Ereignis der Auferstehung Jesu ist im wesentlichen ein Ereignis der Liebe: Liebe des Vaters, der den Sohn zum Heil der Welt hingibt; Liebe des Sohnes, der sich dem Willen des Vaters für uns alle überlässt; Liebe des Geistes, der Jesus in seinem verklärten Leib von den Toten erweckt. Und weiter: Liebe des Vaters, der den Sohn "wieder umarmt", indem er ihn in seine Herrlichkeit hüllt; Liebe des Sohnes, der in der Kraft des Geistes mit unserer verklärten Menschengestalt zum Vater zurückkehrt. Vom heutigen Festtag, der uns die unbedingte und einzigartige Erfahrung der Auferstehung Jesu neu erleben lässt, ergeht also an uns ein Aufruf, dass wir uns zu der Liebe bekehren, eine Einladung, den Hass und den Egoismus von uns zu weisen und gelehrig der Spur des Lammes, das zu unserm Heil geopfert wurde, zu folgen, den "gütigen und von Herzen demütigen" Erlöser nachzuahmen, der "Ruhe für unsere Seelen" ist (vgl. Mt 11, 29).
Botschaft vor dem Segen "Urbi et Orbi", 23. März 2008
Komm, Herr Jesus
Auch wir stehen vor der Mahnung, die der Engel an die Kirche von Ephesus richtet: "Ich kenne deine Werke und deine Mühe und dein Ausharren... Ich werfe dir aber vor, dass du deine erste Liebe verlassen hast" (Offb 2,2.4). Machen wir uns den Ruf des Geistes und der Kirche zu eigen: "Komm!" (Offb 22,17), und lassen wir unser Herz erfüllen von der Antwort des Herrn: " Ja, ich komme bald" (Offb 22,20). Er ist unsere Hoffnung, das Licht für unseren Weg, die Kraft, um die Heilsbotschaft mit apostolischem Mut bis tief in das Herz aller Kulturen zu verkünden.
Ansprache für die Teilnehmer an der Vollversammlung des Päpstlichen Rates für die Kultur, 8. März 2008
Zeugen seiner Liebe sein
"Friede sei mit euch" (Joh 20,19). Möge die Freude darüber, zu wissen, dass der Herr Tod und Sünde besiegt hat, euch helfen, dort, wo ihr lebt, Zeugen seiner Liebe zu sein und Hoffnung zu säen, jene Hoffnung, die er uns gebracht hat und die nie enttäuscht. Lasst euch nicht vom Pessimismus, der Trägheit oder den Problemen besiegen. Vertieft vor allem in der Treue zu euren Taufversprechen jeden Tag die Kenntnis Christi und lasst zu, dass euer Herz von seiner Liebe und Vergebung ergriffen wird.
Predigt in Heiliger Messe im "Nationals Park" in Washington D.C., 17. April 2008
Die Welt braucht die Begegnung mit Gott
Wir alle wissen, wie sehr unsere heutige Welt diese Begegnung braucht, wie sehr die Menschen nach dem lebendigen Wasser dürsten, das nur Gott geben kann und das in ihnen "zur sprudelnden Quelle wird, deren Wasser ewiges Leben schenkt" (Joh 4,14). Vertrauen wir darauf, dass die Begegnung mit Gott in seinem Wort und in der Feier der Eucharistie unsere Herzen weitet und uns zu sprudelnden Quellen für den Glauben unserer Mitmenschen macht.
Botschaft zum 97. "Deutschen Katholikentag" 11. Mai 2008
Der Name Gottes
"Jahwe ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue" (Ex 34,6). Das sind menschliche Worte, die aber vom Heiligen Geist eingegeben und gleichsam verkündet worden sind. Sie sagen uns die Wahrheit über Gott: Sie waren gestern wahr, sie sind heute wahr und sie werden immer wahr sein; sie lassen uns mit den Augen des Geistes das Angesicht des unsichtbaren Gottes sehen, sie sagen uns den Namen des über alle Worte erhabenen Gottes. Dieser Name lautet Barmherzigkeit, Gnade, Treue.
Predigt bei Eucharistiefeier in Savona, 17. Mai 2008
Was ist uns wichtig?
Frage wir uns, ob uns in unserem täglichen Leben das Bekenntnis zu Gott und der Einklang mit seinen Weisungen tatsächlich wichtiger sind als der Beifall der Menschen.
Angelus, 22. Juni 2008
Eine Zeit der Erholung
Während dieser Monate werden viele ihren Jahresurlaub machen. Lasst uns beten, dass alle, die auf den Strassen unterwegs sind, dies in Sicherheit tun, mit Umsicht und Respekt für die anderen. Auf diese Weise wird unsere Sommerpause wirklich eine Zeit der Erholung, der Familie und Freundschaft sein.
Angelus, 6. Juli 2008
Die Hoffnung die das Evangelium bereithält
Meine lieben Freunde, Gottes Schöpfung ist einzig, und sie ist gut. Die Bemühungen um Gewaltlosigkeit, nachhaltige Entwicklung, Gerechtigkeit und Frieden sowie die Sorge für unsere Umwelt sind von lebenswichtiger Bedeutung für die Menschheit. Sie können jedoch nicht verstanden werden, wenn man sie trennt von einer vertieften Betrachtung der angeborenen Würde jedes einzelnen Menschenlebens von der Zeugung bis zum natürlichen Tod - einer Würde, die von Gott selbst verliehen und deshalb unantastbar ist. Unsere Welt ist der Gier, der Ausbeutung und der Spaltungen, der Öde falscher Idole und halber Antworten und der Plage falscher Versprechungen überdrüssig geworden. Unsere Herzen und Gedanken sehnen sich nach der Vision eines Lebens, wo Liebe andauert, wo Gaben geteilt werden, wo Einheit gebildet wird, wo Freiheit ihren eigentlichen Sinn in der Wahrheit findet und wo die Identität in einem respektvollen Miteinander gefunden wird. Das ist das Werk des Heiligen Geistes! Das ist die Hoffnung, die das Evangelium Jesu Christi bereithält. Um für diese Wirklichkeit Zeugnis zu geben seid Ihr in der Taufe neu geschaffen und in der Firmung durch die Gaben des Geistes gestärkt worden.
Ansprache bei Willkommensfeier auf den Hafengelände in Sydney, 17. Juli 2008
Liebe ist dem Wesen nach etwas Bleibendes
[Gott ist die Liebe(vgl. 1. Joh 4. 16)] Welche weitere Erkenntnis können wir aus dieser Einsicht gewinnen? Liebe ist das Zeichen für die Gegenwart des Heiligen Geistes! Ideen oder Aussagen, denen es an Liebe mangelt, können - selbst wenn sie differenziert oder sachkundig erscheinen - nicht "vom Geist" stammen. Ausserdem hat die Liebe eine besondere Eigenschaft: weit entfernt davon, nachgiebig oder unbeständig zu sein, hat sie eine Aufgabe oder einen Zweck zu erfüllen: fortzudauern. Liebe ist ihrem Wesen nach etwas Bleibendes. Und wieder, liebe Freunde, bekommen wir einen weitern Einblick, wie viel der Heilige Geist unserer Welt bietet: Liebe, die Ungewissheit vertreibt; Liebe, die Furcht vor Verrat überwindet; Liebe, die Ewigkeit in sich trägt; die wahre Liebe die uns in die Einheit hineinzieht, die bleibt!
Ansprache bei Gebetsvigil in Sydney, 19. Juli 2008
Von Gott geliebt
Das Geliebtsein von Gott, der in Christus jeden von uns kennt und liebt, kann uns niemand nehmen, und solange wir dies haben, sind wir nicht arm, sondern reich.
Angelus, 3. August 2008
Von Gottes Liebe anrühren lassen
Im tiefen Vertrauen berührt der Mensch Gott und Gott den Menschen. Lassen wir uns von Gottes Liebe anrühren und seien wir Botschafter seines Erbarmens unter den Menschen!
Angelus, 17. August 2008
Die Liebe Gottes erneuert alles
Ja, die Liebe Gottes hat die Macht, alles zu erneuern, angefangen beim menschlichen Herzen, das ihr Meisterwerk ist und wo der Heilige Geist sein verwandelndes Wirken in höchster Form vollbringt. Durch seine Gnade erneuert Gott das Herz des Menschen, indem er ihm seine Sünde vergibt, ihn mit sich versöhnt und ihn nach dem Guten streben lässt. All das wird im Leben der Heiligen offenbar, und hier sehen wir es besonders im apostolischen Werk des sel. Bartolo Longo, dem Gründer des neuen Pompeji, und so öffnen wir in dieser Stunde auch unser Herz für diese Liebe, die den Menschen und alle Dinge erneuert.
Predigt bei der Eucharistiefeier in Pompeji, 19. Oktober 2008
Das Ziel der menschlichen Sehnsucht
Gott ist die wahre Weisheit, die niemals altert, er ist der wahre Reichtum, der nicht vergeht, er ist das Glück, nach dem sich ein jeder Mensch aus tiefstem Herzen sehnt.
Predigt bei der heiligen Messe zum Gedenken an die verstorbenen Kardinäle und Bischöfe, 3. November 2008
Das Geheimnis der Liebe
Die christliche Tradition verkündet, dass Gott die Liebe ist, (vgl. 1 Joh 4,16). Aus Liebe hat er das ganze Universum geschaffen und wird durch seine Liebe in der menschlichen Geschichte gegenwärtig. Die Liebe Gottes wurde sichtbar, sie offenbarte sich vollkommen und endgültig in Jesus Christus. So kam er herab, um dem Menschen zu begegnen, und während er Gott blieb, nahm er unsere Natur an. Er gab sich selbst hin, um jedem Menschen die volle Würde zurückzugeben und uns das Heil zu bringen. Wie könnten wir das Geheimnis der Menschwerdung und der Erlösung jemals anders erklären als durch die Liebe? Diese unendliche und ewige Liebe ermöglicht es uns zu antworten, indem wir sie mit unserer ganzen Liebe erwidern: Gottesliebe und Nächstenliebe.
Ansprache an die Teilnehmer des Katholisch/Muslimischen Forums, 6. November 2008
Die christliche Liebe ist anspruchsvoll
Die christliche Liebe ist äusserst anspruchsvoll. Da sie aus der vollkommenen Liebe Christi zu uns hervorströmt: jener Liebe, die uns beansprucht, uns aufnimmt, umarmt und stützt, bis es uns gleichsam Schmerz bereitet, denn sie drängt jeden, nicht mehr für sich selber, verschlossen im eigenen Egoismus zu leben, sondern für den, der für uns gestorben ist und auferweckt wurde (vgl. 2 Kor 5,15). Die Liebe Christi lässt uns in ihm zu jener neuen Schöpfung werden (vgl. 2 Kor 5,17), die zu seinem mystischen Leib gehört, der die Kirche ist.
Generalaudienz, 26. November 2008