Hoffnung




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Spe salvi
Ihr Titel [der Enzyklika] lautet Spe salvi, da sie mit einem Wort des hl. Paulus anfängt: " Spe salvi facti sumus - auf Hoffnung hin sind wir gerettet" (Röm 8,24). In diesem wie in anderen Abschnitten des Neuen Testaments ist das Wort "Hoffnung" eng mit dem Wort " Glaube" verbunden. Sie ist ein Geschenk, die das Leben dessen verändert, der es empfängt, wie die Erfahrung vieler Heiliger zeigt. Worin besteht diese Hoffnung, die so gross und "verlässlich" ist, dass sie uns sagen lässt: In ihr haben wir das " Heil"? Sie besteht im Grunde in der Kenntnis Gottes, in der Entdeckung seines Herzens als Herz eines guten und barmherzigen Vaters. Jesus hat uns durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung sein Angesicht offenbart, das Angesicht eines Gottes, der in der Liebe so gross ist, dass er uns eine unerschütterliche Hoffnung mitteilt, die nicht einmal der Tod erschüttern kann, da sich das Leben dessen , der sich diesem Vater anvertraut, für die Perspektive der ewigen Seligkeit öffnet.
Angelus, 2. Dezember 2007



Der Mensch wird durch die Liebe erlöst
Die Entwicklung der modernen Wissenschaft hat immer mehr den Glauben und die Hoffnung in die Sphäre des Privaten und Individuellen ausgegrenzt, so dass es heute sehr deutlich und mitunter auf dramatische Weise sichtbar wird, dass der Mensch und die Welt Gott brauchen - den wahren Gott! - , denn andernfalls bleiben sie ohne Hoffnung. Die Wissenschaft hat grossen Anteil am Wohl der Menschheit, es liegt jedoch nicht in ihrer Macht, sie zu erlösen. Der Mensch wird durch die Liebe erlöst, die das persönliche und soziale Leben gut und schön macht. Daher wird die grosse Hoffnung, jene vollkommene und endgültige Hoffnung, von Gott gewährleistet, von dem Gott, der die Liebe ist, der uns in Jesus aufgesucht und das Leben geschenkt hat, und in ihm wird er am Ende der Zeiten zurückkehren, auf Christus hoffen wir, ihn erwarten wir! Mit Maria, seiner Mutter, geht die Kirche dem Bräutigam entgegen: Sie tut dies mit Werken der Nächstenliebe, da sich die Hoffnung wie der Glaube in der Liebe zeigt.
Angelus, 2. Dezember 2007



Ohne Hoffnung leben
In seinem Brief an die Epheser erinnert sie der hl. Paulus daran, dass sie vor ihrer Annahme des Glaubens an Christus " keine Hoffnung [hatten] und [...] ohne Gott in der Welt lebten (2,12). Dieses Wort scheint mehr denn je aktuell für das Heidentum unserer Tage zu sein. Wir können es insbesondere auf den zeitgenössischen Nihilismus beziehen, der die Hoffnung im Herzen des Menschen zersetzt und ihn dazu verleitet zu denken, dass in ihm und um ihn herum das Nichts herrsche: das Nichts vor der Geburt, das Nichts nach dem Tod.
Predigt bei der ersten Vesper vom 1. Adventsonntag, 1. Dezember 2007



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Das Geschenk der Hoffnung
In der Tat: Wenn Gott fehlt, schwindet auch die Hoffnung. Alles verliert an " Dichte". Es ist, als würde die Tiefendimension verloren gehen und als würde alles verflachen und seiner symbolischen Bedeutung beraubt werden, seines " Herausragens" über das rein Materielle. Auf dem Spiel steht die Beziehung zwischen der Existenz hier und jetzt und dem, was wir " Jenseits" nennen: es ist kein Ort, zu dem wir nach dem Tod gelangen werden, es ist vielmehr die Wirklichkeit Gottes, die Fülle des Lebens, nach der jeder Mensch sozusagen ausgestreckt ist. Auf diese Erwartung des Menschen hat Gott in Christus mit dem Geschenk der Hoffnung geantwortet.
Predigt bei der ersten Vesper vom 1. Adventsonntag, 1. Dezember 2007



Im Herzen des Menschen ist die Hoffnung eingeschrieben
Gott ist ihre [der christlichen Hoffnung] Quelle, Stütze und Ziel. Welch grosser Trost liegt in diesem Geheimnis! Mein Schöpfer hat in meinen Geist einen Abglanz seines Wunsches nach Leben für alle gelegt. Jeder Mensch ist zur Hoffnung berufen, in dem er dem Warten Gottes auf ihn entspricht. Im übrigen zeigt uns die Erfahrung, dass es gerade so ist. Was treibt die Welt voran, wenn nicht das Vertrauen, das Gott in den Menschen setzt? Es ist dies ein Vertrauen, das seinen Widerschein im Herzen der Kleinen, der Demütigen hat, wenn sie sich jeden Tag unter Schwierigkeiten und Mühen dafür einsetzen, ihr Bestes zu tun, jenes Wenige an Gutem zu vollbringen, das jedoch in den Augen Gottes viel ist: in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Schule, in den verschiedenen Bereichen der Gesellschaft. In das Herz des Menschen ist unauslöschlich die Hoffnung eingeschrieben, das Gott, unser Vater, das Leben ist, und für das ewige und selige Leben sind wir geschaffen.
Predigt bei der ersten Vesper vom 1. Adventsonntag, 1. Dezember 2007



Mangel an Hoffnung und Vertrauen
Komm, Herr, mit deinem Erbarmen den Einwohnern unserer Stadt zu Hilfe. Hier, ebenso wie anderswo, lasten schwere Entbehrung und Armut auf dem Leben der einzelnen und der Familien und hindern sie daran, vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken; nicht wenige, vor allem junge Menschen, sind angezogen von einer falschen Verherrlichung oder besser Entweihung des Körpers und von der Banalisierung der Sexualität; und wie sollte man die vielen mit dem Konsumismus und dem Säkularismus verbundenen Herausforderungen aufzählen, vor denen die Gläubigen und die Menschen guten Willens stehen? Um es mit einem Wort zu sagen: auch in Rom ist jener Mangel an Hoffnung und Vertrauen im Leben spürbar, das "finstere" Übel der modernen westlichen Gesellschaft.
Predigt bei Vesper zum Jahresabschluss, 31. Dezember 2007



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Die Hoffnung die nur Gott sein kann
Mit Jesus Christus weitete sich der Segen des Abraham auf alle Völker aus, auf die universale Kirche als dem neuen Israel das in seinen Schoss die ganze Menschheit aufnimmt. Dennoch bleibt auch heute das wahr, was der Prophet sagte: "Dunkel [bedeckt] die Völker und unsere Geschichte." Man kann in der Tat nicht sagen, dass die Globalisierung ein Synonym für Weltordnung ist, mitnichten. Die Konflikte um die wirtschaftliche Vorherrschaft und das An-Sich-Reissen der Energie, Wasser- und Rohstoffressourcen erschweren die Arbeit all derer, die sich auf allen Ebenen darum mühen, eine gerechte und solidarische Welt aufzubauen. Es bedarf einer grösseren Hoffnung, die es gestattet, das Gemeinwohl aller dem Luxus weniger und dem Elend vieler vorzuziehen. "Diese grosse Hoffnung kann nur Gott sein... Nicht irgendein Gott, sondern der Gott, der ein menschliches Angesicht hat"(Spe salvi. 31).
Predigt am Hochfest der Erscheinung des Herrn, 6. Januar 2008



Wir brauchen eine feste Hoffnung
Gibt es eine grosse Hoffnung, so kann man in der Nüchternheit beharren. Fehlt die wahre Hoffnung, so sucht man das Glück in der Trunkenheit, im Überflüssigen, in den Ausschweifungen und richtet so sich selbst und die Welt zugrunde. Die Mässigung ist darum nicht nur eine asketische Regel, sondern auch ein Weg des Heils für die Menschheit. Es ist nunmehr offensichtlich, dass nur dann, wenn ein nüchterner Lebensstil angenommen wird, der vom ernsthaften Einsatz für eine gerechte Verteilung der Reichtümer begleitet ist, es möglich sein wird, eine Ordnung der gerechten und nachhaltigen Entwicklung zu errichten. Deshalb bedarf es Menschen, die eine grosse Hoffnung hegen und daher viel Mut haben. Den Mut der Sterndeuter, die einem Stern folgend eine lange Reise unternahmen und es verstanden, vor einem Kind in die Knie zu fallen und ihm ihre wertvollen Gaben anzubieten. Wir alle brauchen diesen Mut, der in einer festen Hoffnung verwurzelt ist.
Predigt am Hochfest der Erscheinung des Herrn, 6. Januar 2008



Unsere Hoffnung auf Gott setzen
Ich lade herzlich ein unsere Hoffnung auf Gott zu setzen. Nur er ist die durch alle Brüche hindurch tragende Hoffnung; nur seine Liebe kann nicht vom Tod zerstört werden; nur seine Gerechtigkeit und sein Erbarmen können die Ungerechtigkeiten wiedergutmachen und die erfahrenen Leiden entlohnen. Die Hoffnung, die sich Gott zuwendet, ist niemals Hoffnung nur für mich, sondern sie ist immer auch Hoffnung für die anderen: sie isoliert uns nicht, sondern macht uns solidarisch im Guten, sie spornt uns an, uns gegenseitig zur Wahrheit und zur Liebe zu erziehen.
Schreiben an die Diözese und die Stadt Rom über die dringende Aufgabe der Erziehung, 21. Januar 2008



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Auf Hoffnung hin sind wir gerettet
"SPE SALVI facti sumus" - auf Hoffnung hin sind wir gerettet, sagt Paulus den Römern und uns (Röm 8,24). Die "Erlösung" , das Heil ist nach christlichem Glauben nicht einfach da - Erlösung ist uns in der Weise gegeben, dass uns Hoffnung geschenkt wurde, eine verlässliche Hoffnung, von der her wir unsere Gegenwart bewältigen können, Gegenwart, auch mühsame Gegenwart, kann gelebt und angenommen werden, wenn sie auf ein Ziel zuführt und wenn wir dieses Ziels gewiss sein können; wenn dies Ziel so gross ist, das es die Anstrengung des Weges rechtfertigt.
Spe salvi 1, 30. November 2007



Wer Hoffnung hat, lebt anders
Ihr sollt nicht traurig sein, wie die anderen, die keine Hoffnung haben" (1Thess 4,13). Auch hier erscheint es als das Unterscheidende der Christen, dass sie Zukunft haben: Nicht als ob sie im einzelnen wüssten, was ihnen bevorsteht; wohl aber wissen sie im ganzen, dass ihr Leben nicht ins Leere läuft. Erst wenn Zukunft als positive Realität gewiss ist, wird auch die Gegenwart lebbar. So können wir jetzt sagen: Christentum war nicht nur "gute Nachricht" - eine Mitteilung von bisher unbekannten Inhalten. Man würde in unserer Sprache sagen; die christliche Botschaft war nicht nur "informativ", sondern "performativ"- das heisst: Das Evangelium ist nicht nur Mitteilung von Wissbarem; es ist Mitteilung, die Tatsachen wirkt und das Leben verändert. Die dunkle Tür der Zeit, der Zukunft, ist aufgesprengt. Wer Hoffnung hat, lebt anders: ihm ist ein neues Leben geschenkt worden.
Spe salvi 2, 30. November 2007



Die neue Hoffnung
"Der Herr ist mein Hirte. Nichts wird mir fehlen. Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir..." (Ps 23[22],1.4). Der wirkliche Hirt ist derjenige, der auch den Weg durch das Tal des Todes kennt; der auf der Strasse der letzten Einsamkeit, in der niemand mich begleiten kann, mit mir geht und mich hindurchführt: Er hat sie selbst durchschritten, diese Strasse; ist hinabgestiegen in das Reich des Todes, hat ihn besiegt und ist wiedergekommen, um uns nun zu begleiten und uns Gewissheit zu geben, dass es mit ihm zusammen einen Weg hindurch gibt. Dieses Bewusstsein, das es den gibt, der auch im Tod mich begleitet und mit seinem "Stock und Stab mir Zuversicht" gibt, so dass ich "kein Unheil zu fürchten" brauche (Ps 23[22],4) - dies war die neue "Hoffnung", die über dem Leben der Glaubenden aufging.
Spe salvi 6, 30. November 2007



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Warten auf Gott
Dieses Wartenkönnen im geduldigen Ertragen der Prüfung ist notwendig für den Gläubigen, damit er "das verheissene Gut erlangt" (Hebr 10,36).In der frühjüdischen Frömmigkeit ist dieses Wort ausdrücklich für das Warten auf Gott verwendet worden, das für Israel charakteristisch ist: für dieses Aushalten bei Gott von der Gewissheit des Bundes her in einer Welt, die Gott widerspricht. Es bezeichnet so gelebte Hoffnung. Leben aus der Hoffnungsgewissheit heraus. Im neuen Testament gewinnt dieses Warten auf Gott, dieses Stehen zu Gott eine neue Bedeutung: Gott hat sich in Christus gezeigt. Er hat uns schon die "Substanz" des Kommenden mitgeteilt, und so erhält das Warten auf Gott eine neue Gewissheit. Es ist Warten auf Kommendes von einer schon geschenkten Gegenwart her. Es ist Warten in der Gegenwart Christi mit dem gegenwärtigen Christus auf das Ganzwerden seines Leibes, auf sein endgültiges Kommen hin.
Spe salvi 9, 30. November 2007



Ewig leben?
Die Eltern erwarten sich für den Täufling mehr: dass ihm der Glaube, zu dem die Körperlichkeit der Kirche und ihrer Sakramente gehört, Leben schenkt - das ewige Leben. Glaube ist Substanz der Hoffnung. Aber da steht nun die Frage auf: Wollen wir das eigentlich - ewig leben? Vielleicht wollen viele Menschen den Glauben heute einfach deshalb nicht, weil ihnen das ewige Leben nichts Erstrebenswertes zu sein scheint. Sie wollen gar nicht das ewige Leben, sondern dieses jetzige Leben, und der Glaube an das ewige Leben scheint dafür eher hinderlich zu sein. Ewig - endlos - weiterzuleben scheint eher Verdammnis als ein Geschenk zu sein. Gewiss, den Tod möchte man so weit hinausschieben wie nur irgend möglich. Aber immerfort und ohne Ende zu leben - das kann doch zuletzt nur langweilig und schliesslich unerträglich sein.
Spe salvi 10, 30. November 2007



Unser Verlangen nach Leben
Wir möchten irgendwie das Leben selbst, das eigentliche, das dann auch nicht vom Tod berührt wird; aber zugleich kennen wir das nicht, wonach es uns drängt. Wir können nicht aufhören, uns danach auszustrecken, und wissen doch, dass alles das, was wir erfahren oder realisieren können, dies nicht ist, wonach wir verlangen. Dies Unbekannte ist die eigentliche "Hoffnung", die uns treibt, und ihr Unbekanntsein ist zugleich der Grund aller Verzweiflungen wie aller positiven und aller zerstörerischen Anläufe auf die richtige Welt, den richtigen Menschen zu. Das Wort " Ewiges Leben" versucht, diesem unbekannt Bekannten einen Namen zu geben.
Spe salvi 12, 30. November 2007



"Ewiges Leben"
Es ist notwendigerweise ein irritierendes, ein ungenügendes Wort. Denn bei "ewig" denken wir an Endlosigkeit, und die schreckt uns; bei Leben denken wir an das von uns erfahrene Leben, das wir lieben und nicht verlieren möchten, und das uns doch zugleich immer wieder mehr Mühsal als Erfüllung ist, so dass wir es einerseits wünschen und zugleich doch es nicht wollen. Wir können nur versuchen, aus der Zeitlichkeit, in der wir gefangen sind, herauszudenken und zu ahnen, dass Ewigkeit nicht eine immer weitergehende Abfolge von Kalendertagen ist, sonder etwas wie der erfüllte Augenblick, in dem uns das Ganze umfängt und wir das Ganze umfangen. Es wäre der Augenblick des Eintauchens in den Ozean der unendlichen Liebe, indem es keine Zeit, kein Vor- und Nachher mehr gibt.
Spe salvi 12, 30. November 2007



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Trügerische Hoffnungen
Francis Bacon und die ihm folgende Strömung der Neuzeit irrten, wenn sie glaubten, der Mensch werde durch die Wissenschaft erlöst. Mit einer solchen Erwartung ist die Wissenschaft überfordert, diese Art von Hoffnung ist trügerisch. Die Wissenschaft kann vieles zu Vermenschlichung der Welt und der Menschheit beitragen. Sie kann den Menschen und die Welt aber auch zerstören, wenn sie nicht von Kräften geordnet wird, die ausserhalb ihrer Selbst liegen.
Spe salvi 25, 30. November 2007



Die grosse Hoffnung
Der Mensch hat viele kleinere oder grössere Hoffnungen, Tag um Tag - verschieden in den verschiedenen Perioden seines Lebens. Manchmal kann es scheinen, dass eine dieser Hoffnungen ihn ganz ausfüllt und dass er keine weiteren Hoffnungen braucht. In der Jugend kann es die Hoffnung auf die grosse, erfüllende Liebe sein, die Hoffnung auf eine bestimmte Stellung im Beruf, auf diesen oder jenen für das weitere Leben entscheidenden Erfolg. Wenn aber diese Hoffnungen eintreten, zeigt sich, dass dies doch nicht alles war. Es zeigt sich , dass er eine darüber hinausreichende Hoffnung braucht. Dass ihm nur etwas Unendliches genügen könnte, das immer mehr sein wird als das, was er je erreichen kann. In diesem Sinn hat die Neuzeit die Hoffnung auf die zu errichtende vollkommene Welt entwickelt, die durch die Erkenntnisse der Wissenschaft und einer wissenschaftlich fundierten Politik machbar geworden schienen. So wurde die biblische Hoffnung auf das Reich Gottes abgelöst durch die Hoffnung auf das Reich des Menschen, die bessere Welt, die das wirkliche "Reich Gottes" sein würde. [...]
Noch einmal: Wir brauchen die kleineren oder grösseren Hoffnungen, die uns Tag um Tag auf dem Weg halten. Aber sie reichen nicht aus ohne die grosse Hoffnung, die alles andere überschreiten muss. Diese grosse Hoffnung kann nur Gott sein, der das Ganze umfasst und der uns geben und schenken kann, was wir allein nicht vermögen. Gerade das Beschenktwerden gehört zur Hoffnung,. Gott ist das Fundament der Hoffnung - nicht irgendein Gott, sondern der Gott, der ein menschliches Angesicht hat und der uns geliebt hat bis ans Ende: jeden einzelnen und die Menschheit als ganze. Sein Reich ist kein imaginäres Jenseits einer nie herbeikommenden Zukunft: sein Reich ist da, wo er geliebt wird und wo seine Liebe bei uns ankommt. Seine Liebe allein gibt uns die Möglichkeit, in aller Nüchternheit immer wieder in einer ihrem Wesen nach unvollkommenen Welt standzuhalten, ohne den Elan der Hoffnung zu verlieren. Und seine Liebe ist uns zugleich Gewähr dafür, dass es das gibt, was wir nur dunkel ahnen und doch im tiefsten erwarten: das Leben, das "wirklich" Leben ist.
Spe salvi 30,31, 30. November 2007



Gemeinsame Hoffnung
So sehr zur grossen Hoffnung das "Für alle" gehört, weil ich nicht gegen die anderen und nicht ohne sie glücklich werden kann, so ist umgekehrt eine Hoffnung, die mich selber nicht betrifft, auch keine wirkliche Hoffnung.
Spe salvi 30, 30. November 2007



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Gebet: Lernort der Hoffnung
Ein erster wesentlicher Lernort der Hoffnung ist das Gebet. Wenn niemand mehr mir zuhört, hört Gott mir immer noch zu. Wenn ich zu niemand mehr reden, niemanden mehr anrufen kann - zu Gott kann ich immer reden. Wenn niemand mehr mir helfen kann - wo es sich um eine Not oder eine Erwartung handelt, die menschliches Hoffenkönnen überschreitet -: Er kann mir helfen. Wenn ich in eine letzte Einsamkeit verstossen bin: Der Betende ist nie ganz allein.
Spe salvi 32, 30. November 2007



Diener der Hoffnung werden
Im Beten muss es immer dieses Ineinander von gemeinschaftlichem und persönlichem Gebet geben. So können wir mit Gott reden, so redet Gott zu uns. So geschehen an uns die Reinigungen, durch die wir gottfähig werden und die uns befähigen, den Menschen zu dienen. So werden wir der grossen Hoffnung fähig, und so werden wir Diener der Hoffnung für die anderen: Hoffnung im christlichen Sinn ist immer auch Hoffnung für die anderen.
Spe salvi 34, 30. November 2007



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Hoffnung im Vollzug
Alles ernsthafte und rechte tun des Menschen ist Hoffnung im Vollzug. Zunächst in dem Sinn, dass wir dabei unsere kleineren oder grösseren Hoffnungen voranzubringen versuchen; diese oder jene Aufgabe lösen, die für den weiteren Weg unseres Lebens wichtig ist; durch unsern Eisatz dazu beitragen, dass die Welt ein wenig heller und menschlicher wird und so auch sich Türen in die Zukunft hinein auftun. Aber der tägliche Einsatz für das Weitergehen des eigenen Lebens und für die Zukunft des Ganzen ermüdet oder schlägt in Fanatismus um, wenn uns nicht das Licht jener grossen Hoffnung leuchtet, die auch durch Misserfolge im kleinen und durch das Scheitern geschichtlicher Abläufe nicht aufgehoben werden kann. Wenn wir nicht auf mehr hoffen dürfen als auf das jeweils gerade erreichbare und auf das, was die herrschenden politischen und wirtschaftlichen Mächte zu hoffen geben, wird unser Leben bald hoffnungslos. Es ist wichtig zu wissen: ich darf immer noch hoffen, auch wenn ich für mein Leben oder für meine Geschichtsstunde augenscheinlich nichts mehr zu erwarten habe. Nur die grosse Hoffnungsgewissheit, dass trotz allen Scheiterns mein eigenes Leben und die Geschichte im ganzen in einer unzerstörbaren Macht er Liebe geborgen ist und von ihr her, für sie Sinn und Bedeutung hat, kann dann noch Mut zum wirken und zum Weitergehen schenken.
Spe salvi 35, 30. November 2007



Wenn die wahre Hoffnung nötig wird
In unseren verschiedenen Leiden und Prüfungen brauchen wir immer auch unsere kleinen oder grossen Hoffnungen - auf einem freundlichen Besuch, auf Heilung innerer und äusserer Wunden, auf einen guten Ausgang aus einer Krise usw. In unbedeutenderen Prüfungen mögen diese Typen von Hoffnung auch genügen. Aber in wirklich schweren Prüfungen, in denen ich mich definitiv entscheiden muss, die Wahrheit dem Wohlbefinden, der Karriere, dem Besitz vorzuziehen, wird die Gewissheit der wahren, grossen Hoffnung von der wir gesprochen haben, nötig.
Spe salvi 39, 30. November 2007



Das Mass der Hoffnung
Die Fähigkeit, um des Wahren willen zu leiden, ist Mass der Humanität. Aber diese Leidensfähigkeit hängt an der Weise und an dem Mass der Hoffnung, die wir in uns tragen und auf die wir bauen. Weil die Heiligen von der grossen Hoffnung erfüllt waren, konnten sie den grossen Weg des Menschseins gehen, wie ihn uns Christus vorangegangen ist.
Spe salvi 39, 30. November 2007



Die kleinen Opfer des Alltags
Zu einer heute vielleicht weniger praktizierten, aber vor nicht allzu langer Zeit noch sehr verbreiteten Weise der Frömmigkeit gehörte der Gedanke, man könne die kleinen Mühen des Alltags, die uns immer wieder einmal wie mehr oder weniger empfindliche Nadelstiche treffen, "aufopfern" und ihnen dadurch Sinn verleihen. In dieser Frömmigkeit gab es gewiss Übertriebenes und auch Ungesundes, aber es ist zu fragen, ob da nicht doch irgendwie etwas Wesentliches und Helfendes enthalten war. Was kann das heissen: "aufopfern"? Diese Menschen waren überzeugt, dass sie ihre kleinen Mühen in das grosse Mitleiden Christi hineinlegen konnten, so dass sie irgendwie zu dem Schatz des Mitleidens gehörten, dessen die Menschheit bedarf. So könnten auch die kleinen Verdriesslichkeiten des Alltags Sinn gewinnen und zum Haushalt des Guten, der Liebe in der Menschheit beitragen. Vielleicht sollten wir doch fragen, ob solches nicht auch für uns wieder zu einer sinnvollen Möglichkeit werden kann.
Spe salvi 40, 30. November 2007



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Ausblick auf das Gericht
Der Ausblick auf das Gericht hat die Christenheit von frühesten Zeiten an als Massstab des gegenwärtigen Lebens, als Forderung an ihr Gewissen und zugleich als Hoffnung auf Gottes Gerechtigkeit bis in das alltägliche Leben hinein bestimmt. Der Glaube an Christus hat nie nur nach rückwärts und nie nur nach oben, sondern immer auch nach vorn, auf die Stunde der Gerechtigkeit hingeblickt, die der Herr wiederholt angekündigt hatte. Dieser Blick nach vorn hat dem Christentum seine Gegenwartskraft gegeben.
Spe salvi 41, 30. November 2007



Leben oder Tod
Wähle das Leben. Tod und Leben stehen vor dir: Wähle das Leben. Und die Antwort scheint mir klar zu sein. Nur wenige hegen im Innersten einen Willen zur Zerstörung, zum Tod und wollen das Sein, das Leben nicht mehr, weil es für sie vollkommen widersprüchlich ist. Leider ist dies jedoch ein Phänomen, das sich immer weiter verbreitet. Mit all den Widersprüchen, den falschen Versprechungen scheint das Leben am Ende widersprüchlich zu sein, ist es kein Geschenk mehr, sondern eine Verurteilung, und so wollen einige lieber den Tod als das Leben. Aber normalerweise antwortet der Mensch: Ja, ich will das Leben.
Audienz für die Pfarrer und den Klerus der Diözese Rom, 7. Februar 2008



In der Seele Gott wiederfinden
Bei den "Ad-limina"-Besuchen der Bischöfe aus ehemals kommunistischen Staaten sehe ich immer wieder, dass in jenen Ländern nicht nur der Planet, die Ökologie zerstört wurden, sondern vor allem und viel schwerwiegender die Seelen. Das wirklich menschliche Bewusstsein wiederzufinden, das erleuchtet ist von der Gegenwart Gottes, ist die wichtigste Arbeit beim Wiederaufbau der Erde. Das ist die gemeinsame Erfahrung jener Länder. Der Wiederaufbau der Erde kann, wenn man den Schmerzensschrei dieses Planeten beachtet, nur dann verwirklicht werden, wenn man in der Seele Gott wiederfindet, die Augen zu Gott hin öffnet.
Audienz für die Pfarrer und den Klerus der Diözese Rom, 7. Februar 2008



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Gott ist die Vorsehung
Im Gefängnis sucht er in diesem Werk den Trost, er sucht das Licht, er sucht die Weisheit. Und er sagt, dass er gerade in dieser Situation verstanden habe, zwischen den scheinbaren Gütern - im Gefängnis verschwinden sie - und den wahren Gütern wie der echten Freundschaft zu unterscheiden, die auch im Gefängnis nicht verschwinden. Das höchste Gut ist Gott: Boethius lernte - und er lehrt es uns -, nicht in den Fatalismus zu verfallen, der die Hoffnung auslöscht. Er lehrt uns, dass nicht das Schicksal herrscht; es herrscht die Vorsehung, und sie hat ein Antlitz. Mit der Vorsehung kann man sprechen, da die Vorsehung Gott ist. So bleibt ihm auch im Gefängnis die Möglichkeit des Gebets, des Gesprächs mit dem, der uns rettet.
Generalaudienz, 12. März 2008



Den weiten Horizont der Hoffnung zeigen
Wer Hoffnung hat, muss anders leben! (vgl. Spe salvi, 2). Mögt ihr durch euer Gebet, euer Glaubenszeugnis, die Fruchtbarkeit eurer Nächstenliebe den Weg zu diesem weiten Horizont der Hoffnung zeigen, den Gott jetzt seiner Kirche öffnet, ja der ganzen Menschheit: die Vision einer in Christus, unserem Erlöser, versöhnten und erneuerten Welt. Ihm sei Ehre und Herrlichkeit, jetzt und in Ewigkeit. Amen!
Predigt in Heiliger Messe im "Nationals Park" in Washington D.C., 17. April 2008



Die Botschaft der christlichen Hoffnung in der Welt verbreiten
In einer Umgebung, wo die freie Meinungsäusserung geachtet und zur kraftvollen und ehrlichen Diskussion ermutigt wird, wird eure Stimme respektiert, die für die aktuelle Diskussion über die dringenden sozialen und moralischen Fragen viel zu bieten hat. Um sicherzustellen, dass das Evangelium klar und deutlich gehört wird, formt ihr nicht nur die Menschen eurer eigenen Gemeinde, sondern helft in Anbetracht der globalen Reichweite der Massenmedien, die Botschaft von der christlichen Hoffnung überall in der Welt zu verbreiten.
Ansprache bei der Begegnung mit den Bischöfen der USA in Washington, 16. April 2008



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Auf die Ewigkeit blicken
Blicken wir auf die Ewigkeit, indem wir - wenn auch unter Schwierigkeiten und Sorgen - im voraus die Freude über die künftige "Wohnung Gottes unter den Menschen" geniessen, wo unser Erlöser unsere Tränen abwischen wird und wo "der Tod nicht mehr sein wird, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Den was früher war, ist vergangen" (Offb, 21,4).
Predigt beim Requiem für den verstorbenen Kardinal Alfonso López Trujillo, 23. April 2008



Gegen alle Hoffnung hoffen
Wenn man sich angesichts einer bedrohlichen Situation müde, machtlos und niedergeschlagen fühlt, wenn man versucht ist, in Enttäuschung oder gar Verzweiflung zu versinken, wenn der Mensch ein Häufchen "ausgetrocknete Gebeine" geworden ist, dann ist der Moment gekommen, um "gegen alle Hoffnung" zu hoffen (vgl. Röm 4,18). Die Wahrheit, an die das Wort Gottes machtvoll erinnert, besteht darin, dass nichts und niemand, nicht einmal der Tod, sich der Allmacht seiner treuen und barmherzigen Liebe widersetzen kann. Das ist unser Glaube, der in der Auferstehung Christi gründet; das ist die tröstliche Zusicherung, die der Herr uns noch heute gibt: "Wenn ich eure Gräber öffne und euch aus euren Gräbern heraufhole, dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. Ich hauche euch meinen Geist ein, dann werdet ihr lebendig..." (Ez 37,13-14).
Predigt bei Requiem für Kardinal Bernardin Gantin, 23. Mai 2008



Die christliche Hoffnung
Im Licht Jesu, der von den Toten auferstanden ist, können wir also die wahren Dimensionen des christlichen Glaubens verstehen als "Hoffnung, die unser Leben verwandelt und trägt" (Spe salvi, 10), indem sie uns von den Missverständnissen und falschen Alternativen befreit, die im Lauf der Jahrhunderte den Atem unserer Hoffnung eingeengt und geschwächt haben.
Konkret gesagt, die Hoffnung dessen der an Gott glaubt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, strebt nach der Glückseligkeit und jener vollen und ganzheitlichen Freude, die wir ewiges Leben nennen. Eben deshalb jedoch erfasst, beseelt und verwandelt sie unseren Lebensalltag, gibt eine Ausrichtung und einen nicht kurzlebigen Sinn unseren kleinen Hoffnungen sowie den Anstrengungen, die wir unternehmen, um die Welt, in der wir leben, zu verändern und weniger ungerecht zu machen. In gleicher Weise betrifft die christliche Hoffnung jeden von uns persönlich, das ewige Heil unseres Ichs und sein Leben in dieser Welt, aber sie ist auch eine gemeinschaftliche Hoffnung, eine Hoffnung für die Kirche und für die ganze Menschheitsfamilie, das heisst, sie ist "immer wesentlich auch Hoffnung für die anderen, nur so ist sie wirklich auch Hoffnung für mich selbst" (Spe salvi,48).
Ansprache bei der Eröffnung des Pastoralkongresses der Diözese Rom, 9. Juni 2008



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Nicht die Wissenschaft, sondern die Liebe erlöst den Menschen
In der Gesellschaft und in der Kultur [...] ist es heute nicht leicht, im Zeichen der christlichen Hoffnung zu leben. Denn einerseits überwiegen oft Haltungen des Misstrauens, der Enttäuschung und Resignation, die nicht nur der "grossen Hoffnung" widersprechen, die uns normalerweise in dem Bemühen stützen, die Aufgaben des täglichen Lebens zu erfüllen. Das Gefühl ist verbreitet, das für Italien und für Europa die besten Jahre vorbei sind und dass die jungen Generationen eine Zeit des Mangels und der Unsicherheit vor sich haben. Andererseits konzentrieren sich die Erwartungen von grossen Neuheiten und Verbesserungen auf die Wissenschaften und Technologien, also auf die Kräfte und Entdeckungen des Menschen, als könnte die Lösung der Probleme nur von ihnen kommen. Es wäre unsinnig, den grossen Beitrag der Wissenschaften und Technologien zur Veränderung der Welt und unserer konkreten Lebensverhältnisse zu leugnen, aber es wäre ebenso kurzsichtig zu verkennen, dass ihre Fortschritte auch ungeheure Möglichkeiten zum Bösen in die Hände des Menschen legen und dass es nicht die Wissenschaften und die Technologien sind, die unserem Leben einen Sinn geben und uns lehren können, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Wie ich daher in Spe salvi geschrieben habe, erlöst den Menschen nicht die Wissenschaft, sondern die Liebe, und das gilt auch im irdischen und innerweltlichen Bereich (vgl. Nr. 26).
Ansprache bei der Eröffnung des Pastoralkongresses der Diözese Rom, 9. Juni 2008



Wir versuchen ohne Gott zu leben
Wir nähern uns so dem tiefsten und entscheidenden Grund für die Schwäche der Hoffnung in der Welt, in der wir leben. Dieser Grund unterscheidet sich am Ende nicht von dem, auf den der Apostel Paulus die Christen von Ephesus hingewiesen hat, als er sie daran erinnerte, dass sie, bevor sie Christus begegneten, "keine Hoffnung hatten und ohne Gott in der Welt lebten" (Eph 2,12). Unsere Zivilisation und Kultur, [...] versuchen zu oft, Gott auszuklammern und ohne ihn das persönliche und soziale Leben zu organisieren. Sie sind auch der Meinung, über Gott könne man nichts wissen, oder sie leugnen sogar seine Existenz. Aber wenn Gott beiseite geschoben wird, kann nichts von dem, was uns wirklich wertvoll ist, einen festen Platz finden; alle unsere grossen und kleinen Hoffnungen fallen ins Leere.
Ansprache bei der Eröffnung des Pastoralkongresses der Diözese Rom, 9. Juni 2008



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Das Gebet: Lernort der Hoffnung
Schauen wir [...], wie wir uns konkret zur Hoffnung erziehen können, indem wir unsere Aufmerksamkeit einigen praktischen Lern- und Übungsorten der Hoffnung zuwenden, wie ich schon in Spe salvi geschrieben habe. Unter diesen Orten ist vor allem das Gebet zu finden, mit dem wir uns öffnen und uns an den wenden, der der Ursprung und das Fundament unserer Hoffnung ist. Der Mensch, der betet, ist nie ganz allein, denn Gott ist der einzige, der in jeder Situation und in jeder Prüfung immer fähig ist, ihn zu hören und ihm zu helfen. Durch unsere Standhaftigkeit im Gebet verstärkt der Herr unsere Sehnsucht und weitet unser Herz, indem er uns noch fähiger macht, ihn in uns aufzunehmen. Die rechte Weise zu beten ist deshalb ein Prozess der inneren Reinigung. Wir müssen uns dem Blick Gottes, also Gott selbst aussetzten; dann verschwinden im Licht vor Gottes Angesicht die Lügen und Heucheleien. Im Gebet sich dem Angesicht Gottes aussetzen ist wirklich eine Reinigung, die uns erneuert, uns befreit und uns nicht nur für Gott sondern auch für die Mitmenschen öffnet. Es ist also das Gegenteil einer Flucht vor unseren Verantwortlichkeiten gegenüber dem Nächsten. Wenn wir nämlich mit Gott sprechen, sehen wir die ganze Gemeinschaft der Kirche, die menschliche Gemeinschaft, alle Brüder und Schwestern, und wir lernen so die Verantwortung für die anderen und auch die Hoffnung, dass Gott uns auf unserem Lebensweg hilft.
Ansprache bei der Eröffnung des Pastoralkongresses der Diözese Rom, 9. Juni 2008



Durch das Gebet die Hoffnung nähren
Ich bitte euch, durch das Gebet in euch immer das grosse Geschenk der christlichen Hoffnung zu nähren und zu stärken. Darum bitte ich besonders euch junge Menschen, denn ihr seid berufen, euch dieses Geschenk in Freiheit und Verantwortung zu eigen zu machen, um dadurch die Zukunft unserer geliebten Stadt zu bauen.
Ansprache bei der Eröffnung des Pastoralkongresses der Diözese Rom, 9. Juni 2008



Die Hoffnung auf das ewige Leben vermitteln
Die Hoffnung der Christgläubigen darf sich jedenfalls nicht auf diese Welt beschränken, sondern ist wesentlich auf die volle und ewige Gemeinschaft mit dem Herrn ausgerichtet. Deshalb habe ich am Ende meiner Enzyklika [Spe salvi] über das Gottesgericht als Lern- und Übungsort der Hoffnung geschrieben. Ich habe versucht, der Menschheit und der Kultur unserer Zeit das Heil vertraut und verständlich zu machen, das uns in der Welt jenseits des Todes verheissen ist, auch wenn wir von dieser Welt hier unten keine eigentliche Erfahrung haben können. Um der Erziehung zur Hoffnung ihre wahren Dimensionen und ihren entscheidenden Beweggrund zurückzugeben, müssen wir alle, angefangen von den Priestern und Katecheten, diese grosse Wahrheit, die ihre "Erstlingsfrucht" in Jesus Christus hat, der von den Toten auferweckt worden ist (vgl. 1 Kor 15,20-23), in den Mittelpunkt der Glaubensvermittlung stellen.
Ansprache bei der Eröffnung des Pastoralkongresses der Diözese Rom, 9. Juni 2008



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Die menschliche Gesellschaft braucht Hoffnung
Der Papst bemüht sich als Zeuge eines liebenden und rettenden Gottes, ein Sämann der Liebe und der Hoffnung zu sein. Jede menschliche Gesellschaft braucht Hoffnung, und dieses Bedürfnis ist in der heutigen Welt, die wenig geistliche Bestrebungen aufweist und wenig materielle Sicherheiten bietet, noch stärker.
Ansprache bei der Begrüssungszeremonie im Élysée-Palast in Paris, 12. September 2008



Den Weg der wahren Freiheit finden
Indem sich Maria so in ihrer totalen Abhängigkeit von Gott zeigt, bringt sie in Wirklichkeit eine Haltung völliger Freiheit zum Ausdruck, die darin gründet, dass sie ihre wahre Würde ganz erkennt. Dieses Gnadengeschenk betrifft auch uns, denn es zeigt uns unsere eigenen Würde als Männer und Frauen, die zwar von der Sünde gezeichnet, aber auf Hoffnung hin gerettet sind, eine Hoffnung, die uns erlaubt, uns unserem täglichen Leben zu stellen. Dies ist der Weg, den Maria auch dem Menschen eröffnet. Sich ganz Gott überlassen bedeutet den Weg der wahren Freiheit finden, denn wenn er sich zu Gott wendet, wird der Mensch er selbst. Er findet seine ursprüngliche Berufung als Person wieder, die nach dem Bild Gottes und ihm ähnlich geschaffen ist.
Predigt bei der Eucharistiefeier in Lourdes, 14. September 2008



Unser Leben geht nicht ins Leere
Auch wenn wir in einer Zwischenzeit leben, in der dieses Bei-Christus-Sein mancherlei Mühsal und Leid verlangt, müssen wir mitgehen auf dem Kreuzweg Christi, damit die Auferstehung in uns voll zum Durchbruch kommen kann. Aber er gibt uns die Gewissheit, dass unser Leben nicht ins Leere geht, dass in Christus die menschliche Existenz schon in Gott festgemacht ist. Und je mehr wir in Christus festgemacht sind, desto mehr sind wir auch im Endgültigen, desto mehr ist unser Leben auf dem richtigen Weg, in einer Hoffnung, die nicht Utopie ist, sondern auf der Realität gegründet.
Generalaudienz, 12. November 2008