Verkündigung
Apostel bedeutet "Gesandte"
Derjenige der verkündet spricht nicht von sich aus, sondern ist gesandt. Er befindet sich in einer Sendungsstruktur, die mit Jesus beginnt, der vom Vater gesandt ist, auf die Apostel übergeht - das Wort Apostel bedeutet "Gesandte" - und sich im Dienst, in den von den Aposteln übertragenen Sendungen fortsetzt. Das neue Gefüge der Geschichte erscheint in dieser Struktur von Sendungen, in der wir letztlich Gott selbst sprechen hören; sein persönliches Wort, der Sohn, spricht zu uns, kommt zu uns. Jesus, das Wort, ist Fleisch geworden, um wirklich eine neue Menschheit zu schaffen.
Generalaudienz, 10. Dezember 2008
Beten wir füreinander
Liebe Brüder und Schwestern, betet für uns Hirten der Kirche, dass wir tagtäglich das Wort Gottes in uns aufnehmen und es so treu den Gläubigen weitergeben können. Auch wir jedoch beten für euch, für alle Gläubigen, da ein jeder Christ durch Taufe und Firmung dazu berufen ist, mit Wort und Zeugnis Christus zu verkündigen, das Licht der Welt.
Predigt am Hochfest der Erscheinung des Herrn, 6. Januar 2009
Die Heilsbotschaft muss verkündet werden
Auch in den schmerzlichen Leiden ist die ständige Gegenwart Christi ein starker Trost. Sein Evangelium ist eine Heilsbotschaft für alle und kann deshalb nicht in die Privatsphäre verbannt werden, sondern muss klar und deutlich verkündet werden bis an die äussersten Enden der Erde.
Ansprache beim Neujahrsempfang für das Diplomatische Korps, 8. Januar 2009
Verstehen was das Evangelium sagt
Mir scheint, statt langer umständlicher Annäherungswege wäre es, - wie ich es getan habe, als ich mich noch im normalen Leben befand - oft besser zu sagen: dieses Evangelium gefällt uns nicht, wir sind gegen das, was der Herr sagt! Aber was will es sagen? Wenn ich ehrlich sage, dass ich auf den ersten Blick nicht einverstanden bin, ist bereist die Aufmerksamkeit gegeben. Es wird klar: ich als Mensch von heute möchte verstehen, was der Herr sagt. Auf diese Weise können wir ohne lange Umwege zum entscheidenden Kern des Wortes vordringen.
Begegnung mit dem Klerus der Diözese Rom, 26. Februar 2009
In Einfachheit die Wahrheit verkünden
Wir sollen auch ohne falsche Vereinfachungen berücksichtigen, dass die zwölf Apostel Fischer, Handwerker in dieser Provinz Galiläa waren, dass sie keine besondere Vorbereitung, keine Kenntnis von der grossen griechischen und lateinischen Welt hatten. Trotzdem sind sie in allen Teile des römischen Reiches, ja über dessen Grenzen hinaus bis nach Indien gezogen und haben in aller Einfachheit, mit der Kraft der Einfachheit der Wahrheit Christus verkündet.
Begegnung mit dem Klerus der Diözese Rom, 26. Februar 2009
Das Evangelium einfach erklären
Lassen wir die Einfachheit der Wahrheit nicht verloren gehen! Gott existiert, Gott ist kein hypothetisches, fernes Wesen: Gott ist nahe, er hat zu uns gesprochen, er hat zu mir gesprochen. Und so sagen wir einfach das, was wir für objektiv gegeben ansehen und wie man es natürlich erklären und entfalten kann und soll. Aber verlieren wir nicht die Tatsache aus den Augen, dass wir keine Gedankengebäude, keine Philosophie anbieten, sondern die einfache Botschaft Gottes, der gehandelt hat. Und der auch an mir gehandelt hat.
Begegnung mit dem Klerus der Diözese Rom, 26. Februar 2009
Eine aktuelle Botschaft
Wenn du ehrlich mit dir bist und mit deiner menschlichen Erfahrung zu diesem Zeitpunkt, wenn du also aus deinem Brunnen trinkst, an dir zu erkennen beginnst, was der Glaube ist, wirst du, wie der hl. Bernhard sagt, auch den anderen sagen können, was man sagen soll. Und in diesem Sinn erscheint es mir wichtig, der heutigen Welt wirkliche Aufmerksamkeit zu schenken, aber auch in mir selbst auf den Herrn zu achten. Es geht darum, ein Mensch dieser Zeit zu sein und zugleich einer, der an Christus glaubt, der in sich die ewige Botschaft in eine aktuelle Botschaft verwandelt.
Begegnung mit dem Klerus der Diözese Rom, 26. Februar 2009
Eine Wirklichkeit die einen leben lässt
Für die Verkündigung benötigen wir zwei Elemente: das Wort und das Zeugnis. Wie wir vom Herrn selbst wissen, muss das Wort, das alles sagt, was er uns gesagt hat, die Wahrheit Gottes, die Gegenwart Gottes in Christus, den Weg, der sich vor uns öffnet, erscheinen lassen. Es handelt sich also, [...] um eine Verkündigung in der Gegenwart, die die Worte der Vergangenheit in unsere Erfahrungswelt überträgt. Es ist absolut unerlässlich und grundlegend, diesem Wort durch das Zeugnis Glaubwürdigkeit zu verleihen, damit es nicht bloss als eine schöne Philosophie oder eine schöne Utopie, sondern vielmehr als Wirklichkeit erscheint. Eine Wirklichkeit, mit der man leben kann, aber nicht nur das: eine Wirklichkeit, die einen leben lässt.
Begegnung mit dem Klerus der Diözese Rom, 26. Februar 2009
Die Gnade des Evangeliums
Ja, liebe Brüder und Schwestern, ich bereche nach Afrika in dem Bewusstsein auf, all jenen, denen ich begegnen werde, nichts anderes aufzuzeigen und zu schenken als Christus und die Frohe Botschaft seines Kreuzes, Geheimnis der höchsten Liebe, der göttlichen Liebe, die jeden menschlichen Widerstand überwindet und sogar die Vergebung und die Feindesliebe möglich macht. Das ist die Gnade des Evangeliums, die fähig ist, die Welt zu verwandeln; das ist die Gnade, die auch Afrika erneuern kann, da sie eine unwiderstehliche Kraft des Friedens und der tiefen und radikalen Versöhnung hervorruft.
Angelus,15. März 2009
Die Ziele der Kirche
Die Kirche verfolgt [...] keine wirtschaftlichen, sozialen und politischen Ziele; die Kirche verkündet Christus in der Gewissheit, dass das Evangelium die Herzen aller berühren und sie verwandeln kann und so den Menschen und die Gesellschaft von innen her erneuert.
Angelus,15. März 2009
Christlicher Realismus
Wir verkünden nicht, wie es einige von ihnen [die Sekten] tun, ein Evangelium der Prosperität, sondern einen christlichen Realismus; wir verkünden keine Wunder, wie es einige tun, sondern die Nüchternheit des christlichen Lebens. Wir sind überzeugt, dass all diese Nüchternheit, dieser Realismus, der einen Gott verkündet, der Mensch geworden ist, - also einen zutiefst menschlichen Gott, einen Gott, der leidet, auch mit uns, unserem Leiden einen Sinn gibt - eine Verkündigung mit einem weiteren Horizont ist, die mehr Zukunft besitzt.
Interview auf dem Flug nach Afrika, 17. März 2009
Ein menschlicher Gott
Wir wissen, dass diese Sekten nicht sehr beständig sind: Für den Augenblick kann die Ankündigung des Wohlstands, der Wunderheilungen usw. gut tun, aber nach einiger Zeit sieht man, dass das Leben schwierig ist, dass ein menschlicher Gott, ein Gott, der mit uns leidet, überzeugender, wahrer ist und eine grössere Hilfe für das Leben bietet.
Interview auf dem Flug nach Afrika, 17. März 2009
Den anderen Christus bringen
Aber wenn wir überzeugt sind und die Erfahrung gemacht haben, dass das Leben ohne Christus unvollständig ist, dass eine Wirklichkeit - und zwar die grundlegende Wirklichkeit - fehlt, dann müssen wir auch davon überzeugt sein, dass wir niemandem Unrecht tun wenn wir ihm Christus bringen und ihm die Möglichkeit anbieten, auf diese Weise auch seine wahre Identität zu finden, die Freude, das Leben gefunden zu haben. Ja, wir müssen es sogar tun, es ist unsere Pflicht, allen diese Möglichkeit anzubieten, das ewige Leben zu erlangen.
Predigt bei der Heiligen Messe mit den Bischöfen, Priester, und Ordensleuten von Angola in Luanda, 21. März 2009
Freude weitergeben
Wenn ein Mensch von einer grossen Freude getroffen wird, dann kann er sie nicht für sich behalten. Er muss sie aussprechen, sie weitergeben. Was aber geschieht, wenn der Mensch vom Licht der Auferstehung berührt wird und dadurch das Leben selbst, die Wahrheit, die Liebe anrührt? Davon kann er nicht einfach nur sprechen. Das Reden reicht nicht mehr aus. Er muss singen.
Predigt in der Feier der Osternacht, 11. April 2009
Europa hat eine christliche Geschichte
Es erfüllt uns mit Zuversicht zu wissen, dass die kirchliche Verkündigung des Heils in Christus Jesus immer alt und immer neu ist; sie gründet in der Weisheit der Vergangenheit und ist überreich gefüllt mit Hoffnung für die Zukunft. Wenn Europa die Geschichte des Christentums vernimmt, hört es seine eigene Geschichte. Sein Verständnis von Gerechtigkeit, Freiheit und sozialer Verantwortung wie auch die kulturellen und rechtlichen Situationen, die dazu geschaffen wurden, dieses Gedankengut zu bewahren und den zukünftigen Generationen zu übermitteln, sind vom christlichen Erbe geprägt. Tatsächlich belebt seine Rückbesinnung auf die Vergangenheit seine Erwartungen für die Zukunft.
Ansprache beim ökumenischen Treffen in Prag, 27. September 2009
Das Wort Gottes wiedergeben
All unsere Fähigkeiten zu denken, zu sprechen zu hören, zu handeln, müssen das Wort Gottes wiedergeben [...]. Unser Sein sollte in all seinen Dimensionen erfüllt sein von diesem Wort, das so in der Welt wirklich spürbar wird, das durch unser Leben in der Welt zu hören ist, das Wort des Heiligen Geistes.
Ansprache bei der 1. Generalkongregation der Bischofssynode für Afrika, 5. Oktober 2009
Die Frohbotschaft verkünden
In Treue gegenüber dem Sendungsauftrag des Herrn ist für uns die Verkündigung seiner Frohbotschaft vorrangig und unaufschiebbar. Es liegt an uns getauften und gefirmten Christen, den Völkern der Erde und den Menschen um uns heute Jesus Christus, das Heil der Welt, nahezubringen, der Frieden, Einheit, Versöhnung und neues Leben schenkt.
Angelus, 18. Oktober 2009
Verkündigung durch Medientechnologie
Bei den Gläubigen muss die notwendige Wertschätzung der neuen Medientechnologien jedoch stets von einer festen Glaubenshaltung getragen sein. Sie müssen sich bewusst sein, dass die Wirkkraft der Verkündigung des Evangeliums nicht nur von den angewandten Mitteln abhängt. Sondern darüber hinaus in erster Linie vom Wirken des Heiligen Geistes, der die Kirche und den Weg der Menschheit leitet.
Ansprache an die Vollversammlung des päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel, 29. Oktober 2009
Der Wahrheit dienen
Liebe Freunde, euer Bemühen, der Wahrheit zu dienen, die Gott uns offenbart hat, schenkt Anteil an der Evangelisierungssendung, die Christus der Kirche anvertraut hat: es handelt sich also um einen kirchlichen Dienst.
Ansprache an die Dozenten und Studenten der Päpstlichen Universitäten in Rom, 19. November 2009
In Demut das Wort aussäen
Liebe Freunde, durch ihre Arbeit bei katholischen Radiosendern stehen Sie im Dienst des Wortes. Die Worte, die sie tagtäglich senden, sind ein Widerhall des ewigen Wortes, das Fleisch geworden ist. Ihre eigenen Worte werden nur in dem Masse Frucht tragen, in dem sie dem ewigen Wort, Jesus Christus, dienen. Durch Gottes Heilsplan und Vorsehung hat dieses Wort in Demut unter uns gewohnt oder - wie der hl. Johannes sagt - "er hat seine Zelt unter uns aufgeschlagen" (Joh 1,14), in Demut. Die Menschwerdung fand in einem abgelegenen Dorf statt, weit entfernt von den lauten Städten des Reiches in der Antike. Obgleich sie heute von moderner Kommunikationstechnik Gebrauch machen, sind die Worte, die sie senden, auch demütig, und manchmal mag es Ihnen scheinen, dass sie inmitten des Konkurrenzkampfes anderer lauter und mächtigerer Massenmedien völlig verloren sind. Doch lassen sie sich nicht entmutigen! Sie säen das Wort, "ob man es hören will oder nicht" (2 Tim 4,2), und erfüllen so das Gebot Jesu, allen Völkern das Evangelium zu verkündigen (vgl. Mt 28,19).
Ansprache an die Teilnehmer am Internationalen Kongress für die Verantwortlichen der katholischen Radiosender, 20. Juni 2008
Verkündigung durch katholisches Radio
Die Worte, die Sie übertragen, erreichen zahllose Menschen. Einige von ihnen sind allein, und Ihre Worte werden ihnen zum tröstenden Geschenk, einige von ihnen sind neugierig und fasziniert von dem, was sie hören, einige von ihnen gehen niemals in die Kirche, weil sie anderen Religionen oder gar keiner Religion angehören. Andere wiederum haben noch nie den Namen Jesu Christi gehört und hören durch Ihren Dienst zum ersten Mal die Worte des Heils. Diese Tag für Tag, Stunde um Stunde verrichtete Arbeit geduldigen Aussäens ist Ihre Art der Mitarbeit an der apostolischen Sendung.
Ansprache an die Teilnehmer am Internationalen Kongress für die Verantwortlichen der katholischen Radiosender, 20. Juni 2008
Gott hat sich in Christus gezeigt
Das Tiefste menschlichen Denkens und Empfindens weiss irgendwie, dass es Ihn [Gott] geben muss, dass am Anfang aller Dinge nicht die Unvernunft, sondern die schöpferische Vernunft stehen muss; nicht der blinde Zufall, sondern die Freiheit. Aber obwohl alle Menschen dies irgendwie wissen, wie Paulus im Römerbrief ausdrücklich sagt (1,21), bleibt dieses Wissen unwirklich: Ein nur gedachter und erdachter Gott ist kein Gott. Wenn er sich nicht zeigt, dann reichen wir doch nicht bis zu ihm hin. Das Neue der christlichen Verkündigung ist, dass sie nun allen Völkern sagen darf: er hat sich gezeigt. Er selbst. Und nun ist der Weg zu ihm offen. Die Neuheit der christlichen Verkündigung besteht in einem Faktum: er hat sich gezeigt.
Ansprache bei der Begegnung mit Vertretern der Kultur im Collège des Bernardins in Paris, 12. September 2008