Geistliches Leben




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Hingabe
In der pastoralen Praxis selbst müssen wir lernen, uns zu verleugnen, unser Leben hinter uns zu lassen und es hinzugeben. Aber damit all dies auch wirklich in uns geschieht, damit unser Handeln wirklich zu Askese und zu Selbsthingabe wird, damit all dies nicht ein blosser Wunsch bleibt, brauchen wir zweifellos Zeiten zur Stärkung unserer Kräfte, auch der körperlichen, und vor allem zum Beten und zur Meditation, um wieder in uns zu gehen und um in uns den Herrn zu finden. Aus diesem Grund ist die Zeit, die wir in der Gegenwart Gottes im Gebet verbringen eine wahre pastorale Priorität und nicht etwas, das neben der pastoralen Arbeit steht. Vor dem Herrn zu stehen ist eine pastorale Priorität, letzten Endes die wichtigste. Auf ganz konkrete und leuchtende Art hat uns dies Johannes Paul II. in jedem Aspekt seines Lebens und Dienstes gezeigt.
Ansprache an den Klerus von Rom, Lateranbasilika, 13. Mai 2005



Der Sendung treu sein
Liebe Priester, wir können nie genug betonen, wie grundlegend und entscheidend unsere persönliche Antwort auf den Ruf zur Heiligkeit ist. Dies ist nicht nur die Bedingung dafür, dass unser persönliches Apostolat Frucht bringt. Es ist zugleich auf noch umfassendere Weise die Bedingung dafür, dass das Antlitz der Kirche das Licht Christi widerspiegelt (vgl. Lumen gentium, 1) und dass die Menschen dazu geführt werden, den Herrn zu erkennen und anzubeten. Der Bitte des Apostels Paulus, sich mit Gott versöhnen zu lassen (vgl. 2 Kor 5,20), müssen wir zuallererst in uns selbst entsprechen und den Herrn aufrichtigen Herzens und entschlossenen und mutigen Sinnes bitten, alles von uns fernzuhalten, was uns von ihm trennt und was der Sendung, die wir empfangen haben, widerspricht. Wir sind gewiss, dass der Herr barmherzig ist und uns zu erhören weiss.
Ansprache an den Klerus von Rom, Lateranbasilika, 13. Mai 2005



Gebet und Nähe zu Christus
Unverzichtbar ist ausserdem, dass ihr euch auf einer noch tieferen Ebene als Hauptziel eures Daseins die Heiligkeit und das Heil der Seelen vornehmt, denen ihr auf eurem Weg begegnet. Zu diesem Zweck sollt ihr euch unermüdlich bemühen, vorbildliche Priester zu sein, die von ständigem, intensivem Gebet beseelt sind und die innige Nähe zu Christus pflegen. Seid Priester nach dem Herzen Christi, dann werdet ihr euer Amt erfolgreich und im apostolischen Sinne fruchtbringend ausüben. Lasst euch nie von der Logik der Karriere und der Macht in Versuchung führen.
Ansprache an die Mitglieder der päpstlichen Diplomatenakademie, 20. Mai 2005



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Ein Mann des Gebetes
Die Evangelisten sagen uns, dass der Herr sich wiederholt ganze Nächte hindurch "auf dem Berg" zurückzog, um alleine zu beten. Diesen "Berg" brauchen auch wir: Es ist die innere Höhe, die wir ersteigen müssen, der Berg des Gebets. Nur so entfaltet sich die Freundschaft. Nur so können wir unseren priesterlichen Dienst verrichten, nur so können wir Christus und sein Evangelium zu den Menschen bringen Der blosse Aktivismus kann sogar heroisch sein. Aber das äusserliche Handeln bleibt am Ende fruchtlos und verliert an Wirksamkeit, wenn es nicht aus der tiefen und innigsten Gemeinschaft mit Christus hervorgeht. Die Zeit, die wir dafür aufwenden, ist wirklich eine Zeit der pastoralen Tätigkeit, einer echten seelsorglichen Tätigkeit. Der Priester muss vor allem ein Mann des Gebetes sein. Die Welt mit ihrem frenetischen Aktivismus verliert oft die Orientierung. Ihr Handeln und ihre Möglichkeiten werden zerstörerisch, wenn es an den Kräften des Gebets mangelt, aus denen die Wasser des Lebens entspringen, die imstande sind, das ausgetrocknete Erdreich zu befruchten.
Predigt bei der Chrisam-Messe am Gründonnerstag, 13. April 2006



Selbsthingabe
Die Selbsthingabe für den andern steht auch im Zentrum des Weihesakraments. Wer dieses Sakrament empfängt, ist in besonderer Weise Christus, dem Haupt der Kirche, ähnlich geworden. Die Geweihten sich deshalb berufen, sich selbst vollkommen für ihre Brüder und Schwestern hinzugeben. Das kann nur geschehen, wenn Gottes Wille nicht länger als etwas von aussen Auferlegtes betrachtet wird, "sondern mein eigener Wille [wird] aus der Erfahrung heraus, dass in der Tat Gott mir innerlicher ist als ich mir selbst" (Deus caritas est, 17).
"Ad-limina"-Besuch der Bischöfe von Ghana, 24. April 2006



Keine Entmutigung!
Die Grösse des Priestertums Christi kann Furcht einflössen, man kann versucht sein, mit Petrus auszurufen: "Herr, geh weg von mir: ich bin ein Sünder" (Lk 5,8), denn es fällt uns schwer zu glauben, dass Christus gerade uns berufen hat. Hätte er nicht einen anderen, einen fähigeren, heiligeren wählen können? Aber Jesus hat gerade jeden von uns voll Liebe angeschaut, und auf seinen Blick müssen wir vertrauen. Lassen wir uns nicht von der Eile antreiben, so als wäre die Zeit, die Christus im stillen Gebet gewidmet wird, verlorenen Zeit. Grade dort wachsen die wunderbarsten Früchte des pastoralen Dienstes. Man darf sich nicht dadurch entmutigen lassen, dass das Gebet Anstrengung erfordert, ebensowenig durch den Eindruck, dass Jesus schweigt. Er schweigt, aber er handelt.
Ansprache bei der Begegnung mit dem polnischen Klerus in Warschau, 25. Mai 2006



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Stundengebet
Der andere Freiraum, den uns die Kirche sozusagen auflegt und dadurch auch befreiend vorgibt, ist das Stundengebet. Versuchen wir, es wirklich mitzubeten, mitzubeten mit dem Israel des Alten und des Neuen Bundes, mitzubeten mit den Betern aller Jahrhunderte, mitzubeten mit Jesus Christus als dem tiefsten Ich, dem tiefsten Subjekt dieser Gebete. Und indem wir so beten, nehmen wir auch die anderen Menschen, die dafür nicht Zeit oder Kraft oder Fähigkeit haben, ins Beten hinein. Wir selber als betende Menschen beten stellvertretend für die anderen und tun damit einen pastoralen Dienst ersten Grades.- Dies ist nicht ein Rückzug ins Private, sondern dies ist eine pastorale Priorität, dies ist ein seelsorgliches Tun, in dem wir selber neu Priester werden, neu von Christus angefüllt werden, die anderen in die betende Kirche hineinnehmen und zugleich die Kraft des Gebetes, die Gegenwart Jesu Christi, hineinströmen lassen in diese Welt.
Ansprache im Dom zu Freising, 14. September 2006



Intensives geistliches Leben ist nötig
Die vollkommene Selbsthingabe, die die Sorge um die Herde des Herrn erfordert, bedarf der Unterstützung durch ein intensives geistliches Leben, das vom eifrigen persönlichen und gemeinschaftlichen Gebet genährt wird. Daher soll ein ständiger Kontakt mit Gott eure Tage kennzeichnen und all eure Tätigkeiten begleiten. Ein Leben in tiefer Einheit mit Christus wird euch helfen, das nötige Gleichgewicht zwischen der inneren Sammlung und jenen notwendigen Anstrengungen zu erreichen, die die vielfältigen Aufgaben des Lebens mit sich bringen. So kann es vermieden werden, in einen übertriebenen Aktivismus zu verfallen.
Ansprache an die neuernannten Bischöfe, 21. September 2006



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Gebet ist Pastoralarbeit
Was unser inneres Leben angeht, [...] würde ich sagen, dass es für unseren Dienst als Priester wesentlich ist. Die Zeit, die wir uns für das Gebet nehmen, ist nicht eine Zeit, die wir unserer pastoralen Verantwortung entziehen, sondern das Gebet ist "Pastoralarbeit", ist Gebet auch für die anderen.[...] Eben das kennzeichnet den Hirten, dass er ein Mann des Gebetes ist, dass er vor dem Herrn steht und für die anderen betet, die anderen auch vertritt, die vielleicht nicht beten können, nicht beten wollen oder keine Zeit zum Beten finden. Wie deutlich wird daraus, dass dieser Dialog mit Gott Pastoralarbeit ist!
Begegnung mit Priestern aus der Diözese Albano, 31. August 2006



Das Wort des Stundengebetes verinnerlichen
Ich würde also sagen, dass uns die Kirche – freilich immer als eine gütige Mutter – aufträgt, ja gleichsam auferlegt, freie Zeit für Gott zu haben, einschliesslich der beiden Dinge, die zu unseren Pflichten gehören: die Feier der heiligen Messe und das Stundengebet. Aber wir sollten dieses nicht nur mit dem Mund beten, sondern vielmehr hören auf das Wort, das der Herr uns im Stundengebet schenkt. Ich muss dieses Wort verinnerlichen, darauf achten, was der Herr mir durch dieses Wort sagt, und dann, in der zweiten Lesung der Lesehore, den Kommentar der Kirchenväter oder auch des Konzils dazu hören und mit den Psalmen beten, jener grossartigen Anrufung Gottes, durch die wir hineingenommen werden in das Gebet aller Zeiten. Mit uns betet das Volk des Alten Bundes, und wir beten mit ihm. Wir beten mit dem Herrn, der eigentlich die Hauptperson der Psalmen ist. Wir beten mit der Kirche aller Zeiten. Ich würde sagen, dass diese dem Stundengebet gewidmete Zeit eine kostbare Zeit ist. Die Kirche schenkt uns diese Freiheit. Diesen Freiraum des Lebens mit Gott, das auch Leben für die anderen ist.
Begegnung mit Priestern aus der Diözese Albano, 31. August 2006



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Das Leid ertragen, darüber hinausgehen
Wir Priester, sowohl die jungen als auch die bereits älteren, müssen selbst lernen, dass das Leid, die Krise notwendig sind. Wir müssen dieses Leid ertragen, über das Leid hinausgehen. Nur so wird das Leben reich. Die Tatsache, dass der Herr auf ewig die Wundmale trägt, hat für mich symbolische Bedeutung. Ausdruck der Grausamkeit des Leidens und des Todes, sind sie jetzt Siegel des Sieges Christi, der ganzen Schönheit seines Sieges und seiner Liebe zu uns.
Begegnung mit Priestern aus der Diözese Albano, 31. August 2006



Die Gnade der Ausdauer
Ich komme zum hl. Augustinus zurück. Er gab sich anfangs mit der Gnade der Bekehrung zufrieden: dann entdeckte er, dass man eine weitere Gnade braucht, die Gnade der Ausdauer, die wir jeden Tag vom Herrn erbitten sollen. Aber so – und damit komme ich wieder zu dem, was Kardinal Martini sagt – "wie mir der Herr bis jetzt diese Gnade der Ausdauer geschenkt hat, wird er sie mir hoffentlich auch für diesen letzten Abschnitt meines Weges auf dieser Erde gewähren". Wir sollen, scheint mir, Vertrauen haben in diese Gabe der Ausdauer, aber wir müssen auch mit Beharrlichkeit, Demut und Geduld zum Herrn beten, damit er uns durch die Gabe der wahren Endgültigkeit helfe und trage: damit er uns Tag für Tag bis zum Ende begleite, auch wenn der Weg durch finstere Täler führt. Die Gabe der Ausdauer schenkt uns Freude, sie gibt und die Gewissheit, dass wir vom Herrn geliebt werden. Und diese Liebe trägt uns, hilft uns und lässt uns in unseren Schwächen nicht im Stich.
Besuch im Römischen Priesterseminar, 17. Februar 2007



Die Liebe nicht verlieren
[Wir müssen] begreifen, dass der wahre Schatz unseres Lebens darin besteht, in der Liebe des Herrn zu stehen und diese Liebe niemals zu verlieren. Dann sind wir wirklich reich. Ein Mensch, der eine grosse Liebe gefunden hat, fühlt sich wirklich reich und weiss, dass das die wahre Perle ist, dass das der Schatz seines Lebens ist und nicht all die übrigen Dinge, die er vielleicht besitzt.
Besuch im Römischen Priesterseminar, 17. Februar 2007



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Ein Prozess des Sich-Verlierens
Sicher schenkt uns das Christentum die Freude, weil die Liebe Freude schenkt. Aber die Liebe ist immer auch ein Prozess des Sich-Verlierens und daher auch ein Prozess des Sich-Entfernenes von sich selbst, in diesem Sinn auch ein schmerzvoller Prozess. Und nur so ist er schön und lässt uns reifen und zur wahren Freude gelangen. Wer ein ausschliesslich unbekümmertes und bequemes Leben geltend macht oder verspricht, lügt, weil das nicht die Wahrheit vom Menschen ist; die Konsequenz ist dann, dass man in falsche Paradiese flüchten muss. So aber gelangt man nicht zur Freude, sondern zur Selbstzerstörung.
Besuch im Römischen Priesterseminar, 17. Februar 2007



Die Messe nie ausfallen lassen
Im Leben des Priesters ist es wichtig, soweit wie möglich eine gewisse Ordnung zu bewahren: Es soll nie die Messe ausfallen – ohne Eucharistie ist eine Tag unvollständig; deshalb wachsen wir ja schon im Seminar mit dieser täglichen Liturgiefeier; mir scheint sehr wichtig, dass wir das Bedürfnis spüren, beim Herrn zu sein in der Eucharistie, dass es nicht lediglich eine berufliche Verpflichtung, sondern wirklich eine innerlich empfundenen Pflicht sein soll, die Eucharistie nie auszulassen. Der andere wichtige Punkt ist, sich Zeit zu nehmen für das Stundengebet und damit für diese innere Freiheit: Das Stundengebet befreit uns trotz aller Lasten, die es gibt, und hilft uns auch, offener zu sein und in tiefem Kontakt mit dem Herrn zu stehen.
Besuch im Römischen Priesterseminar, 17. Februar 2007



Anerkennen dass wir auf dem Weg sind
Wir dürfen nicht meinen, sofort ein hundertprozentig christliches Leben, ohne Zweifel und ohne Sünden, zu leben. Wir müssen anerkennen, dass wir auf dem Weg sind, dass wir lernen sollen und können, dass wir auch Schritt für Schritt umkehren müssen. Die grundlegende Umkehr ist gewiss ein endgültiger Akt. Aber die Verwirklichung der Umkehr ist ein Lebensakt, der sich in der Geduld eines ganzen Lebens verwirklicht. Es ist ein Akt, bei dem wir nicht das Vertrauen und den Mut des Wegs verlieren dürfen. Gerade das müssen wir anerkennen, wir können uns nicht selber von einem Augenblick zum anderen zu vollkommenen Christen machen. Dennoch lohnt es sich, voranzugehen, sozusagen am Glauben an die Grundoption festzuhalten und dann mit Ausdauer auf einem Weg de Umkehr zu bleiben, der mitunter schwierig wird. Es kann in der Tat geschehen, dass ich mich so entmutigt fühle, dass ich alles aufgeben will und in einem Zustand der Krise verbleibe. Man darf sich aber nicht sofort fallenlassen, sondern muss mutig wieder neu anfangen. Der Herr leitet mich, der Herr ist grosszügig, und mit seiner Vergebung gehe ich voran, und dann werde auch ich gegenüber den anderen grosszügig. So lernen wir wirklich die Liebe zum Nächsten und das christliche Leben, das diese Ausdauer des Vorangehens einschliesst.
Begegnung mit den Priestern der Diözese Rom, 22. Februar 2007



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Gabe der Beharrlichkeit
Bitten wir für alle Priester um die Gabe der Beharrlichkeit: damit sie dem Gebet treu bleiben, die heilige Messe mit immer neuer Hingabe feiern, im Hören auf das Wort Gottes leben und sich Tag für Tag die Empfindungen und Haltungen Jesu Christi, des Guten Hirten, aneignen. Beten wir dann für die, die sich auf das Priesteramt vorbereiten und für die Ausbilder in den Seminaren Roms, Italiens und der ganzen Welt; beten wir für die Familien, dass in ihnen weiterhin der "Same" der Berufung zum priesterlichen Dienst aufgehen und reifen kann.
Regina Caeli, 29. April 2007



Gott direkt kennen
Wenn der Priester Gott als Fundament und Mittelpunkt seines Lebens hat, wird er die Freude und Fruchtbarkeit seiner Berufung erfahren. Der Priester muss vor allem "ein Mann Gottes" (1Tim 6,11) sein, der Gott direkt kennt. Der eine tiefe persönliche Freundschaft zu Jesus hat, der den anderen gegenüber so gesinnt ist wie Christus (vgl. Phll 2,5). Nur so wird der Priester fähig sein, die Menschen zu Gott, der in Jesus Christus Mensch geworden ist, hinzuführen und Repräsentant seiner Liebe zu sein. Um seine hohe Aufgabe zu erfüllen, muss der Priester ein solides geistliches Gerüst besitzen und sein ganzes Leben beseelt vom Glauben, von der Hoffnung und von der Liebe leben. Er muss wie Jesus ein Mensch sein, der durch das Gebet das Angesicht und den Willen Gottes sucht und sich auch um seine kulturelle und intellektuelle Formung kümmert.
Ansprache bei der V. Generalversammlung der Bischofskonferenzen von Lateinamerika, 13. Mai 2007



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Betet um gute Priester zu sein
Betet: Ohne eine persönliche Beziehung zu Gott kann also alles übrige nicht gelingen, weil wir Gott und die göttliche Wirklichkeit und das wahre menschliche Leben nicht wirklich zu den Menschen bringen können, wenn wir selbst nicht in einer tiefen und wahren Beziehung, einer Beziehung der Freundschaft zu Gott in Christus Jesus stehen. Daher ist die tägliche Feier der heiligen Eucharistie wichtig als grundlegende Begegnung, in der der Herr mit mir spricht und ich mit dem Herrn, der sich in meine Hände gibt. Ohne das Stundengebet, durch das wir uns hineinstellen in das grosse Gebet des ganzen Gottesvolkes - angefangen bei den Psalmen des alten Volkes, das im Glauben der Kirche erneuert wurde -, und ohne das persönliche Gebet können wir keine guten Priester sein, sondern es geht das Wesentliche unseres Dienstes verloren. Ein Mann Gottes zu sein, also ein Mann, der in Freundschaft zu Christus und zu seinen Heiligen steht, ist das erste Gebot.
Begegnung mit dem Klerus der Diözesen Belluno-Feltre und Treviso in Auronzo di Cadore, 24. Juli 2007



Sich-führen-Lassen
Der grundlegende Gehorsam, der zum Menschsein gehört - einem Sein nicht aus sich selbst und nur für sich selbst -, wird beim Priester noch konkreter: Wir verkündigen nicht uns selbst, sondern IHN und sein Wort, das wir uns nicht selber ausdenken konnten, wir verkünden sein Wort recht nur in der Gemeinschaft seines Leibes. Unser Gehorsam ist Mitglauben mit der Kirche, Mitdenken und Mitsprechen mit der Kirche, Dienen mit ihr. Dazu gehört dann auch immer wieder, was Jesus dem Petrus vorhergesagt hat: Du wirst geführt werden, wohin du nicht wolltest. Dieses Sich-führen-Lassen wohin wir nicht wollten, ist eine wesentliche Dimension unseres Dienens, und gerade dies macht uns frei. In solchem Geführtwerden, das gegen unsere Vorstellungen und Pläne stehen kann, erfahren wir das Neue - den Reichtum der Liebe Gottes.
Predigt an der "Missa crismatis" am Gründonnerstag, 20. März 2008



Die Zeit im Gebet ist nie weggeworfen
Die im Gebet verbrachte Zeit ist nie weggeworfen, so dringend die von allen Seiten auf uns lastenden Pflichten auch sein mögen. Die Anbetung Christi unseres Herrn im Allerheiligsten Sakrament verlängert und intensiviert die Einheit mit ihm, die durch die Eucharistiefeier entsteht (vgl. Sacramentum caritatis, 66). Die Betrachtung der Geheimnisse des Rosenkranzes verströmt deren erlösende Kraft, indem sie uns mit Jesus Christus in Einklang bringt, uns mit ihm vereint und uns ihm weiht (vgl. Rosarium Virginis Mariae, 11;15). Die treue Einhaltung des Stundengebets stellt sicher, dass unser ganzer Tag geheiligt ist, und erinnert uns ständig an die Notwendigkeit, uns immer auf die Erfüllung des Werkes Gottes zu konzentrieren, ungeachtet der Dringlichkeiten und Ablenkungen, die angesichts der zu erfüllenden Aufgabe entstehen können. So hilft uns unsere Frömmigkeit, in persona Christi zu sprechen und zu handeln, die Gläubigen im Namen Jesus zu lehren, zu leiten und zu heiligen, allen seinen geliebten Brüdern und Schwestern seine Versöhnung, seine Heilung und seine Liebe zu bringen.
Begegnung mit den Bischöfen der USA in Washington, 16. April 2008



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Das geistliche Leben angemessen Nähren
Vor diesem Problem [des Priestermangels] stehen wir in vielen Ländern Europas. Es muss jedoch dafür gesorgt werden, dass die Priester ihr eigenes geistliches Leben angemessen nähren, damit sie trotz der Schwierigkeiten und der dringend notwendigen Arbeit nicht den Mittelpunkt ihrer Existenz und ihres Dienstes verlieren und damit sie so das Wesentliche vom Nebensächlichen unterscheiden können, indem sie die richtigen Prioritäten im täglichen Handeln erkennen. Es muss immer wieder betont werden, dass die freudige Treue zu Christus, die der Priester inmitten seiner Gläubigen bezeugt, stetes der wirksamste Ansporn ist, um in den jungen Menschen die Sensibilität für den eventuellen Ruf Gottes zu wecken. Insbesondere ist es grundlegend, dass die Sakramente der Eucharistie und der Busse mit grösster Beharrlichkeit und Frömmigkeit vor allem von den Priestern selbst gelebt und dann von ihnen mit Grossherzigkeit den Gläubigen gespendet werden.
"Ad-limina"-Besuch der Ungarischen Bischofskonferenz, 10. Mai 2008



Zeit für dich mit Gott haben
Ich möchte betonen: So viel auch herandrängt, es ist eine wirkliche Priorität, jeden Tag - ich würde sagen - doch eine Stunde lang Zeit zu haben zur Stille für den Herrn und mit dem Herrn, wie es uns die Kirche mit dem Brevier, mit den Gebeten des Tages anbietet, um so von innen her immer wieder reich zu werden, immer wieder eben […] in den Atemraum des Heiligen Geistes zu kommen.
Begegnung mit Priestern, Diakonen und Seminaristen aus Südtirol, 6. August 2008



Das Miteinander der Priester
Die Priester, obwohl sie geographisch - sozusagen - vielleicht weiter auseinander leben, eine wirkliche Gemeinschaft von Brüdern sind, die einander tragen und helfen sollen. Dieses Miteinander der Priester ist heute wichtiger denn je. Eben um nicht in die Isolierung, in die Einsamkeit und ihre Traurigkeiten zu verfallen, ist es wichtig, dass wir einander regelmässig treffen können. Da wird die Diözese sehen, wie priesterliche Begegnungen am besten zu verwirklichen sind - heute gibt's ja das Auto, wodurch wir auch leichter zueinander kommen können-, damit wir jedenfalls immer wieder das Miteinander erfahren, voneinander lernen, einander korrigieren und einander auch helfen, stärken und trösten, damit wir in dieser Gemeinschaft des Presbyteriums mit dem Bischof zusammen den Dienst an der Ortskirche tun.
Begegnung mit Priestern, Diakonen und Seminaristen aus Südtirol, 6. August 2008