Zölibat
Zölibat
In einer Welt voller Versuchungen werden Priester gebraucht, die sich ganz und gar ihrer Sendung widmen. Daher sind sie aufgefordert, auf besondere Weise völlig offen zu sein für den Dienst am Nächsten, wie Christus ihn vorlebte, indem sie das Geschenk des Zölibats annehmen. Die Bischöfe sollen sie dabei unterstützen, damit diese Gabe nie zur Last wird, sondern stets lebensspendend bleibt. Ein Weg, um das zu erreichen, ist, die Diener des Wortes und des Sakraments zur ständigen Weiterbildung, zu Exerzitien und zu Tagen der Meditation und Besinnung zusammenkommen zu lassen.
Ansprache an die Bischöfe aus Südafrika, Botswana, Swasiland, Namibia und Lesotho anlässlich ihres "Ad-limina"-Besuches, 10. Juni 2005
Eucharistie ist Grundlage des Zölibats
Die Betrachtung der Eucharistie sollte alle Glieder der Kirche und vor allem die Priester als Diener der Eucharistie dazu veranlassen, Ihr Treueversprechen zu erneuern. Das eucharistische Geheimnis, das sie feiern und anbeten, ist die Grundlage des Zölibats, den die Priester als wertvolles Geschenk und Zeichen der ungeteilten Liebe zu Gott und zu den Menschen empfangen haben. Auch für die Laien soll die eucharistische Spiritualität der innere Antrieb allen Handelns sein, und eine Trennung von Glauben und Leben kann in ihrer Sendung zur christlichen Beseelung der Welt nicht geduldet werden.
Predigt am Weltmissionssonntag 23. Oktober 2005
Ein echter Gottsucher sein
Die Sendung des Priesters ist es ja, den Gläubigen zu helfen, das Geheimnis Gottes zu entdecken und anderen Menschen gegenüber offen zu sein. Deshalb ist er aufgerufen, ein echter Gottsucher zu sein und gleichzeitig den Sorgen der Menschen nahe zu bleiben. Ein intensives geistliches Leben, das ihm erlaubt, tiefer in Gemeinschaft mit dem Herrn zu treten, wird ihm helfen, sich von der Liebe Gottes in Besitz nehmen zu lassen, um den Menschen verkünden zu können, dass diese Liebe vor nichts haltmacht. Zudem wird der Priester dadurch, dass er die Keuschheit im Zölibat treu lebt, zu erkennen geben, dass sein ganzes Sein Selbsthingabe an Gott und an seine Brüder ist.
"Ad-limina"-Besuch der Bischöfe aus der Republik Elfenbeinküste, 3. April 2006
Affektive Reife
In Wirklichkeit gelangt man nur zur affektiven Reife, wenn das Herz Gott anhängt. Christus braucht Priester, die reif und mannhaft sind, fähig, eine wahre geistliche Vaterschaft auszuüben. Damit das geschieht, bedarf es der Aufrichtigkeit mit sich selbst, der Öffnung gegenüber dem geistlichen Begleiter und des Vertrauens auf die göttliche Barmherzigkeit.
Ansprache bei der Begegnung mit dem polnischen Klerus in Warschau, 25. Mai 2006
Durch die Opfer reifen
Mir scheint, dass wir Priester auch von den Eheleuten lernen können, gerade von ihren Leiden und Opfern. Wir denken oft, nur der Zölibat sei ein Opfer. Aber wenn wir die Opfer der verheirateten Menschen kennen – denken wir an ihre Kinder, an die entstehenden Probleme, an die Ängste, die Leiden, die Krankheiten, an die Auflehnung gegen die Eltern und auch an die Probleme der ersten Lebensjahre, in denen es überwiegend schlaflose Nächte gibt, weil die kleinen Kinder weinen -, müssen wir es von ihnen, von ihren Opfern lernen, unsere Opfer zu bringen. Und miteinander müssen wir lernen, dass es schön ist, durch die Opfer zu reifen und so für das Heil der anderen zu arbeiten.
Begegnung mit Priestern aus der Diözese Albano, 31. August 2006
Du bist mein Land
Der Priester muss wirklich Gott von innen her kennen und ihn so zu den Menschen bringen: Das ist der allererste Dienst, den die Menschheit heute braucht. Wenn in einem priesterlichen Leben diese Zentralität Gottes verlorengeht, dann wird auch der Eifer des Tuns allmählich leer. Im Übermass des Äussern fehlt die Mitte, die allem Sinn gibt und es zur Einheit fügt. Da fehlt der Lebensgrund, das "Land", auf dem dies alles stehen und gedeihen kann.
Der Zölibat, die Ehelosigkeit der Priester, [...] kann letztlich nur von hier aus verstanden und gelebt werden. Die bloss pragmatischen Begründungen, der Hinweis auf die grössere Verfügbarkeit reichen nicht aus: solches Verfügen über die Zeit könnte leicht auch zum Egoismus werden, der sich die Opfer und Mühsale erspart, die das tägliche Einander-Annehmen und ertragen in Ehe und Familie verlangt; es würde dann zu geistlicher Verarmung oder zu seelischer Härte führen. Der wirkliche Grund für den Zölibat kann nur in dem Satz liegen: Dominus pars – Du bist mein Land. Er kann nur theozentrisch sein. Er kann nicht bedeuten, der Liebe leer zu bleiben, sondern muss bedeuten, sich von der Leidenschaft für Gott ergreifen zu lassen und im innersten Sein mit ihm dann zugleich den Menschen dienen zu lernen.
Weihnachtsempfang für die Römische Kurie, 22. Dezember 2006
Zeugnis des Glaubens
Zölibat muss ein Zeugnis des Glaubens sein; Glauben an Gott wird konkret in der Lebensform, die nur von Gott her Sinn hat. Das Leben auf ihn setzen, unter Verzicht auf Ehe und Familie, das sagt aus, das ich Gott als Wirklichkeit annehme und erfahre und ihn deshalb zu den Menschen bringen kann. Unsere ganz positivistisch gewordene Welt, in der Gott allenfalls als Hypothese, aber nicht als praktische Wirklichkeit ins Spiel kommt, braucht dieses Setzen auf Gott in der konkretesten und radikalsten Weise, die möglich ist. Sie braucht das Gotteszeugnis des Entscheids, Gott als Boden des eigenen Lebens anzunehmen. Darum ist der Zölibat gerade heute in unserer gegenwärtigen Welt wichtig, auch wenn seine Erfüllung in unserer Gegenwart immerfort bedroht und gefährdet ist.
Weihnachtsempfang für die Römische Kurie, 22. Dezember 2006
Pädophile können keine Priester sein
Wir werden Pädophile unbedingt vom Priesteramt ausschliessen; das ist absolut unvereinbar, und wer wirklich schuldig ist, ein Pädophiler zu sein, kann kein Priester sein, so können wir auf dieser ersten Ebene das Recht walten lassen und den Opfern helfen, denn sie leiden schwer darunter. Das sind die beiden Rechtsaspekte: Zum einen können Pädophile keine Priester sein, und zum anderen muss den Opfern auf jede nur mögliche Weise geholfen werden. [...]
Nur Personen, die in gesunder Verfassung sind, können zum Priestertum zugelassen werden, nur Personen mit einem tiefen persönlichen Leben in Christus , die auch ein tiefes sakramentales Leben haben.
Interview beim Flug in die Vereinigten Staaten von Amerika, 15. April 2008
Der Missbrauch von Minderjährigen
Unter den zum Evangelium des Lebens im Widerspruch stehenden Zeichen, [...] verursacht eines tiefe Scham: der sexuelle Missbrauch von Minderjährigen. Viele von euch haben mir von dem enormen Schmerz berichtet, den eure Gemeinden erlitten haben, als Kleriker ihre priesterlichen Pflichten und Aufgaben durch ein so schwerwiegend unsittliches Verhalten verraten haben. Während ihr euch um die Beseitigung dieses Übels bemüht, wo immer es vorkommt, dürft ihr der Unterstützung durch das Gebet des Gottesvolkes überall auf der Welt gewiss sein. Mit Recht hat für euch die Bekundung des Mitleids und Sorge für die Opfer Vorrang. Es ist eure von Gott gegebene Verantwortung als Bischöfe, die Wunden, die von einem Vertrauensmissbrauch verursacht wurden, zu verbinden, bei der Heilung behilflich zu sein, die Versöhnung zu fördern und mit liebevoller Sorge denen nahe zu sein, die so ernsthaft geschädigt worden sind.
Ansprache bei der Begegnung mit den Bischöfen der USA in Washington, 16. April 2008
Die Folgen der Krise bewältigen
Auch die Priester brauchen in dieser schweren Zeit eure Leitung und Nähe. Sie haben die Scham für das, was geschehen ist, erfahren [Missbrauch der Minderjährigen] und viele von ihnen spüren, dass sie das Vertrauen und die Achtung, die sie einst genossen, verloren haben. Nicht wenige erfahren eine Nähe zu Christus in seinem Leiden, während sie mühsam darum ringen, die Folgen der Krise zu bewältigen. Der Bischof als Vater, Bruder und Freund seiner Priester kann ihnen helfen, aus dieser Verbundenheit mit Christus geistliche Frucht zu ziehen, indem er ihnen die tröstliche Gegenwart des Herrn inmitten ihres Leidens bewusst macht und sie dazu ermutigt, mit dem Herrn den Weg der Hoffnung zu gehen.(vgl. Spe salvi, 39)
Begegnung mit den Bischöfen der USA in Washington, 16. April 2008
Sexueller Missbrauch von Minderjährigen
Ich möchte innehalten, um die Scham einzugestehen, die wir alle empfunden haben aufgrund des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch einige Kleriker und Ordensleute in diesem Land. Ich bedauere wirklich zutiefst den Schmerz und das Leid, die die Opfer ertragen mussten, und ich versichere ihnen, dass ich als ihr Hirte ihr Leid mitfühle. Diese Vergehen, die einen so schweren Vertrauensbruch darstellen, verdienen eine eindeutige Verurteilung. Sie haben grossen Schmerz verursacht und dem Zeugnis der Kirche geschadet. Ich bitte Euch alle, eure Bischöfe zu unterstützen, ihnen zu helfen und im Kampf gegen dieses Übel mit ihnen zusammenzuarbeiten. Die Opfer sollten Mitgefühl und Fürsorge erfahren, und die Verantwortlichen für diese Übel müssen vor Gericht gestellt werden. Es ist eine dringende Priorität, eine sicherere und gesundere Umgebung zu fördern, besonders für die jungen Menschen.
Predigt bei Eucharistiefeier mit Bischöfen, Seminaristen und jungen Ordensangehörigen, 19. Juli 2008
Dem Herrn zur Verfügung sein
Gerade den jungen Menschen, die ja Idealismus haben und etwas fürs Ganze tun wollen, sollten wir immer wieder zu zeigen versuchen, dass gerade diese "Enteignung aus dem Allgemeinen" heraus "Übereignung ans Ganze" ist und dass dies eine grosse, die grösste Weise ist, einander zu dienen. Und dazu gehört eben dann auch dieses wirklich mit der Ganzheit des Seins für den Herrn zur Verfügung zu sein und so ganz für den Menschen zur Verfügung zu sein. Ich denke, der Zölibat ist ein fundamentaler Ausdruck dieser Totalität, schon dadurch ein grosses Rufzeichen in dieser Welt, weil er nur Sinn hat, wenn wir wirklich an das ewige Leben glauben und daran, dass Gott uns beansprucht und wir für Ihn da sein können.
Begegnung mit Priestern, Diakonen und Seminaristen aus Südtirol, 6. August 2008