Ihr Leben
Sie lebt...
Die Kirche lebt. Und die Kirche ist jung. Sie trägt die Zukunft der Welt in sich und zeigt daher auch jedem einzelnen den Weg in die Zukunft. Die Kirche lebt – wir sehen es, und wir spüren die Freude, die der Auferstandene den Seinen verheissen hat. Die Kirche lebt – sie lebt, wie Christus lebt, weil er wirklich auferstanden ist.
Heilige Messe zur Amtseinführung, 24. April 2005
Die verjüngende Kraft
Sie [die Kirche] ist aber auch in dem Sinne jung, dass ihr Glaube sozusagen aus dem frischen Quell Gottes selber kommt, von daher wo das wirklich Neue und Erneuernde da ist. Das ist nicht eine abgestandene Kost, die wir seit 2000 Jahren haben und die immer wieder aufgekocht wird, sondern Gott selbst ist der Quell aller Jugend und allen Lebens.
Und wenn der Glaube eben eine Gabe ist, die von ihm her kommt – sozusagen das frische Wasser, das uns immer wieder gegeben wird, mit dem wir dann leben können und das wir sozusagen als Kraft in die Wege der Welt einspeisen dürfen –, dann ist eben Kirche eine verjüngende Kraft.
Interview von P. Eberhard von Gemmingen mit Papst Benedikt XVI., Rom, 16. August 2005
Auch mit Unkraut
Im Grund ist es doch tröstlich, dass es Unkraut in der Kirche gibt: In all unseren Fehlern dürfen wir hoffen, doch noch in der Nachfolge Jesu zu sein, der gerade die Sünder berufen hat.
Köln, Gebertsvigil, 20. August 2005
Jugendliche Kraft
Die jugendliche Kraft der Kirche lässt sich auch nicht statistisch messen. Die Kirche lebt aus der Eucharistie. Als Leib des Herrn bleibt sie stets jung, denn die Liebe und die Hingabe Christi ist ihre erneuernde Kraft. Der lebendige Herr selbst klopft auch heute an die Tür der Herzen der Menschen. An Euch, liebe junge Freunde, und an uns alle richtet Jesus Christus Worte des Heils und des ewigen Lebens.
Schreiben von Papst Benedikt XVI. anlässlich des 20. Weltjugendtages in Köln, Castel Gandolfo, 10. August 2005
Sicherer Weg gegen Verbreitung von HIV/Aids
Die traditionelle Lehre der Kirche hat sich als einzig sicherer Weg erwiesen, um die Verbreitung von HIV/Aids zu verhindern. »Das Gefühl, die Freude, das Glück und der Friede, wie sie die christliche Ehe und die Treue erzeugen, sowie die von der Keuschheit gewährte Sicherheit müssen [daher] den Gläubigen, vor allem den Jugendlichen, ständig vor Augen geführt werden« (Ecclesia in Africa, 116).
Ansprache an die Bischöfe aus Südafrika, Botswana, Swasiland, Namibia und Lesotho anlässlich ihres "Ad-limina"-Besuches, 10. Juni 2005
Die Kirche lebt vom Evangelium
Die Kirche lebt nicht von sich selbst, sondern vom Evangelium und schöpft aus dem Evangelium immer aufs neue Orientierung für ihren Weg. Es ist ein Hinweis, den jeder Christ aufnehmen und auf sich selbst anwenden soll: Nur wer zuerst und vor allem auf das Wort Gottes hört, wird es dann auch verkünden können. Denn er soll ja nicht seine eigene Weisheit lehren, sondern die Weisheit Gottes, die in den Augen der Welt oft als Torheit erscheint . Die Kirche weiss nur allzu gut, dass Christus in den Heiligen Schriften lebt.
Audienz zum Jahrestag der Veröffentlichung von "Dei Verbum", 16. September 2005
Ständige Erneuerung
Die Kirche muss sich ständig erneuern und verjüngen, und das Wort Gottes, das niemals altert noch je versiegt, ist das bevorzugte Mittel, um dieses Ziel zu erreichen. Denn es ist das Wort Gottes, das uns durch den Heiligen Geist immer wieder in die ganze Wahrheit führt (vgl. Joh. 16,13).
Audienz zum Jahrestag der Veröffentlichung von "Dei Verbum", 16. September 2005
Leben, um Gott zu loben
Ja, es ist ausser einem Bedürfnis des Herzens auch unsere Pflicht, Ihn zu loben und Ihm zu danken, dem Ewigen, der uns in der Zeit begleitet, ohne uns je zu verlassen, und der stets mit treuer und barmherziger Liebe über die Menschheit wacht.
Wir können wohl sagen, dass die Kirche lebt, um Gott zu loben und ihm zu danken. Sie selbst ist eine "Danksagung", durch alle Jahrhunderte hindurch die treue Zeugin einer Liebe, die nie vergeht, einer Liebe, die die Menschen aller Hautfarben und Kulturen einschliesst und in fruchtbringender Weise Grundsätze des wahren Lebens unter ihnen verbreitet.
Predigt bei Vesper und "Te Deum" zum Jahresabschluss, 31. Dezember 2005
Leben aus Christus
Die Kirche lebt aus Christus und mit Christus. Er schenkt ihr seine bräutliche Liebe und führt sie durch die Jahrhunderte; und sie begleitet mit der Fülle ihrer Gaben den Weg des Menschen, damit diejenigen, die Christus annehmen, das Leben haben und es in Fülle haben.
Predigt bei Vesper und "Te Deum" zum Jahresabschluss 31. Dezember 2005
Liebt das Wort Gottes, liebt die Kirche!
Die Apostel haben das Wort des Heils angenommen und es ihren Nachfolgern überliefert wie ein kostbares Schmuckstück, das im Schrein der Kirche sicher aufbewahrt wird: Ohne die Kirche besteht die Gefahr, dass diese Perle verloren geht oder zersplittert. Liebe Jugendliche, liebt das Wort Gottes und liebt die Kirche, die Euch den Zugang zu einem so wertvollen Schatz ermöglicht und Euch lehrt, seinen Reichtum zu würdigen. Liebt die Kirche und folgt ihr, die von ihrem Gründer die Sendung erhalten hat, den Menschen den Weg des wahren Glücks zu weisen.
Botschaft zum XXI. Weltjugendtag, 22. Februar 2006
Wort Gottes und Kirche
Wir müssen Tag für Tag unsere Gemeinschaft mit der Heiligen Kirche und so mit dem Wort Gottes vertiefen. Es handelt sich nicht um zwei entgegengesetzte Dinge, so dass ich sagen könnte: "Ich bin mehr für die Kirche" oder: "Ich bin mehr für das Wort Gottes". Nur vereint ist man in der Kirche, gehört man zur Kirche, wird man Glied der Kirche, lebt man vom Wort Gottes, das die Lebenskraft der Kirche ist. Und wer vom Wort Gottes lebt, kann es nur leben, weil es in der lebendigen Kirche lebt und lebenskräftig ist.
Ansprache bei der Begegnung mit den Priestern der Diözese Rom, 2. März 2006
Glauben in und mit der Kirche
Diese Haltung der Offenheit, des Gebets - Herr, schenke mir Glauben! - muss mit unserem ganzen Dasein vollzogen werden. Wir müssen hineinwachsen in die Bereitschaft, das Geschenk anzunehmen und uns von dem Geschenk in unserem Denken, in unserem Fühlen, in unserem Wollen durchdringen zu lassen. Hier scheint es mir sehr wichtig, einen wesentlichen Punkt zu unterstreichen: Niemand glaubt für sich allein. Wir glauben immer in und mit der Kirche, das Credo ist immer ein Gemeinschaftsakt, bei dem man sich eingliedern lässt in eine Weggemeinschaft, eine Gemeinschaft des Lebens, des Wortes, des Denkens. Wir "machen" den Glauben nicht, in dem Sinn, dass es vor allem Gott ist, der ihn schenkt. Aber ebensowenig "machen" wir ihn in dem Sinn, dass er von uns erfunden werden sollte. Wir müssen uns sozusagen in die Gemeinschaft des Glaubens, der Kirche fallen lassen.
Ansprache bei der Begegnung mit den Priestern der Diözese Rom, 2. März 2006
Liebe leben
Die in Gott gegründete Gemeinschaft ist ein Geschenk der Liebe. Sie kann nur zustande kommen, wenn uns zuerst Liebe geschenkt wird, nur dann können wir auch weiterlieben. Eine Liebe, die nach dem Beispiel Christi in unserem Leben sichtbar werden muss: "Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe" (Joh 15,12), sagt der Herr im Weinstockgleichnis, "Sie sollen eins sein, wie wir eins sind" (Joh 17,22) im Hohepriesterlichen Gebet. Zu Recht erwarten die Menschen von uns Christen, dass wir in dieser Liebe leben, damit in einer Welt voller Konflikte und Spaltungen das Licht der Vergebung, ein Kraft des Friedens aus der Gemeinschaft mit Christus aufstrahle.
Generalaudienz, 29. März 2006
Erhaltung der Gemeinschaft durch den Dienst der Apostel
Das Geschenk der Gemeinschaft wird nun in besonderer Weise erhalten und gefördert durch den Dienst der Apostel, der seinerseits eine Gabe Gottes an die ganze Gemeinde ist. Die Apostel und ihre Nachfolger sind Hüter und massgebende Zeugen des der Kirche anvertrauten Gutes der Wahrheit und in gleicher Weise untrennbar davon Diener der Liebe, die Jesus Christus uns geoffenbart hat. Wahrheit und Liebe sind die zwei Gesichter ein und derselben Gabe, die von Gott kommt, untrennbar, die beide durch den apostolischen Dienst in der Kirche bewahrt und weitergegeben werden. So ermutigt uns dieser Tag, für die Nachfolger der Apostel zu beten, dass sie immer beides miteinander vereinen und der Kirche und der Menschheit die Gegenwart von beidem zu schenken helfen.
Generalaudienz, 5. April 2006
Freude und Prüfung
Die enge Verbindung mit dem Geist hebt unser Menschsein mit all seiner Schwäche nicht auf, und so kennt die Gemeinschaft der Jünger von Anfang an nicht nur die Freude des Heiligen Geistes, die Gnade der Wahrheit und der Liebe, sondern auch die Prüfung, die vor allem in Gegensätzen bezüglich der Glaubenswahrheiten und daraus entstehenden Spaltungen in der Gemeinschaft besteht. So wie es die Gemeinschaft der Liebe von Anfang an gab und bis ans Ende geben wird (vgl. 1 Joh 1,1ff.), so kommt es leider auch von Anfang an zur Spaltung. Wir dürfen uns nicht darüber wundern, dass es sie auch heute gibt: "Sie sind aus unserer Mitte gekommen - heisst es im Ersten Brief des Johannes -, aber sie gehörten nicht zu uns; denn wenn sie zu uns gehört hätten, wären sie bei uns geblieben. Es sollte aber offenbar werden, dass sie alle nicht zu uns gehörten" (2,19).
Generalaudienz, 5. April 2006
Hilft zu verstehen
Im Leben des Christen erstrahlt die Kirche als Leuchtfeuer der Hoffnung. Sie tut dies besonders wirksam, indem sie den Gläubigen hilft, die Verheissungen Jesu Christi besser zu verstehen. Es ist deshalb dringend notwendig, dass die Kirche als Leuchtfeuer der Hoffnung ihre Anstrengungen verstärkt, um den Katholiken umfassende Bildungsprogramme anzubieten, die ihnen helfen, ihren christlichen Glauben zu vertiefen, und sie so befähigen, den ihnen rechtmässig zustehenden Platz in der Kirche Christi und in der Gesellschaft einzunehmen.
"Ad-limina"-Besuch der Bischöfe von Ghana, 24. April 2006
Gemeinsam Busse tun
Papst Johannes Paul II. hat anlässlich des Grossen Jubiläums die Christen mehrmals aufgerufen, Bussen zu tun für die in der Vergangenheit begangene Untreue. Wir glauben, dass die Kirche heilig ist, aber in ihr sind Menschen, die Sünder sind. Man muss es vermeiden, sich nur mit denen identifizieren zu wollen, die ohne Sünde sind. Wie hätte die Kirche die Sünder aus ihren Reihen ausschliessen können? Zu ihrem Heil ist Jesus Menschen geworden, ist gestorben und auferstanden. Deshalb muss man lernen, die christliche Busse aufrichtig zu leben. Indem wir sie praktizieren, bekennen wir die persönlichen Sünden vereint mit den anderen, vor ihnen und vor Gott. Man muss sich aber auch vor der Anmassung hüten, sich als Richter über die vergangenen Generationen aufspielen zu wollen, die zu anderen Zeiten und unter anderen Umständen gelebt haben.
Ansprache bei der Begegnung mit dem polnischen Klerus, 25. Mai 2006
Die Geschichte kann nicht entschlüsselt werden
Eine der Hauptvisionen der Offenbarung hat das Lamm zum Gegenstand: es ist im Begriff ein Buch zu öffnen, das zuvor mit sieben Siegeln verschlossen war, die niemand öffnen konnte. Es wird sogar gesagt, dass Johannes weint, weil niemand für würdig befunden wurde, das Buch zu öffnen und es zu lesen (vgl. Offb 5,4). Die Geschichte kann nicht entschlüsselt werden, sie bleibt unverständlich. Niemand kann sie lesen. Vielleicht ist dieses Weinen des Johannes vor dem dunklen Geheimnis der Geschichte Ausdruck der Erschütterung der Gemeinden Asiens aufgrund des Schweigens Gottes angesichts der Verfolgungen, denen sie in jener Zeit ausgesetzt waren. Es ist eine Erschütterung, in der sich auch unsere Bestürzung widerspiegelt angesichts der grossen Schwierigkeiten, dem Unverständnis und der Feindseligkeit, die die Kirche auch heute in verschiedenen Teilen der Welt erleidet.
Es sind Leiden, die die Kirche sicher nicht verdient hat, so wie Jesus selbst seine Hinrichtung nicht verdient hat. Sie enthüllen jedoch sowohl die Bosheit des Menschen, wenn er den Versuchungen des Bösen erliegt, als auch die höhere Führung der Ereignisse durch Gott.
Generalaudienz, 23. August 2006
Die Frau, die einen Sohn gebiert
Im Mittelpunkt der Visionen, von denen die Offenbarung berichtet, stehen auch die sehr bedeutungsvollen Visionen von der Frau, die einen Sohn gebiert, sowie die ergänzende Vision vom Drachen, der bereits vom Himmel herabgestürzt, aber noch sehr machtvoll ist. Die Frau steht für Maria, die Mutter des Erlösers, aber zugleich steht sie für die ganze Kirche, das Gottesvolk aller Zeiten, die Kirche, die zu jeder Zeit unter grossen Schmerzen Christus immer von neuem gebiert. Und sie wird immer von der Macht des Drachens bedroht. Sie scheint schutzlos, schwach zu sein. Aber während sie bedroht und vom Drachen verfolgt wird, wird sie auch vom Trost Gottes beschützt. Und am Ende siegt diese Frau und nicht der Drache.
Das ist die grosse Prophezeiung dieses Buches, die uns Vertrauen schenkt! Die Frau, die in der Geschichte leidet, die Kirche, die verfolgt wird, erscheint am Ende als prächtige Braut, Vorausbild des neuen Jerusalem, wo es keine Tränen und kein Weinen mehr geben wird, Bild der verwandelten Welt, der neuen Welt, deren Licht Gott selbst ist und dessen Leuchte das
Lamm ist.
Generalaudienz, 23. August 2006
Mitglauben mit der Kirche
Wir [dürfen] uns den Glauben nicht uns selbst ausdenken und zusammensetzen aus Stücken, die man "verkraften" kann, sondern dass wir mitglauben mit der Kirche. Nicht alles können wir verstehen, was die Kirche lehrt, nicht alles muss in jedem Leben gegenwärtig sein. Aber wichtig ist doch, das wir in dem grossen Ich der Kirche, in ihrem lebendigen Wir, Mitglaubende sind und dadurch in der grossen Gemeinschaft des Glaubens stehen, in jenem grossen Subjekt, in dem wirklich das Du Gottes und das Ich der Menschen sich anrühren; in dem das Vergangene der Schriftworte gegenwärtig ist, die Zeiten sich durchdringen, Vergangenheit gegenwärtig ist und sich auf Zukunft öffnet und das Ewige, der Ewige in die Zeit hereinleuchtet
Ansprache an die Schweizer Bischöfe, 7. November 2006
Normalerweise kommt man durch die Kirche zu Jesus
Die Geschichte zeigt uns, dass man normalerweise durch die Kirche zu Jesus kommt! In gewissem Sinne bewahrheitete sich das, wie gesagt, auch bei Paulus, der vor der Begegnung mit Jesus zuerst der Kirche begegnete. Diese Begegnung war in seinem Fall jedoch kontraproduktiv; sie bewirkte keine Zustimmung, sondern heftige Ablehnung. Die Zustimmung zur Kirche wurde im Fall des Paulus von einem direkten Eingreifen Christi bestimmt, der sich, als er sich ihm auf dem Weg nach Damaskus offenbarte, mit der Kirche identifizierte und ihm zu verstehen gab, dass die Kirche zu verfolgen bedeutete, ihn, den Herrn, zu verfolgen. In der Tat sagte der Auferstandenen zu Paulus, dem Verfolger der Kirche: "Saul, Saul, warum verfolgst zu mich?" (Apg 9,4). Indem er die Kirche verfolgte, verfolgte er Christus. Paulus bekehrte sich also gleichzeitig zu Christus und zur Kirche.
Generalaudienz, 22. November 2006
Zum Glauben, zur Nachfolge und zum Zeugnis erziehen
Zum Glauben, zur Nachfolge und zum Zeugnis erziehen bedeutet, unseren Brüdern oder besser einander zu helfen, in eine lebendige Beziehung mit Christus und mit dem Vater einzutreten. Das war von Anfang an die wesentliche Aufgabe der Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen, der Jünger und der Freunde Jesu. Die Kirche – Leib Christi und Tempel des Heiligen Geistes – ist jene Vertrauenswürdige Gemeinschaft, aus der wir hervorgehen und in der wir erzogen werden, um in Christus Kinder und Erben Gottes zu werden. In ihr empfangen wir den Geist, "in dem wir rufen: Abba, Vater!"
Ansprache bei der Eröffnung der Pastoraltagung der Diözese Rom, 11. Juni 2007
Alles wird in Christus Jesus neu gemacht
Wie Papst Johannes Paul II. vor sechs Jahren bemerkte, "müssen wir darauf vertrauen, dass diese Zeit der Prüfung eine Reinigung der ganzen katholischen Gemeinschaft mit sich bringen wird, eine Reinigung, die ... zur grösseren Heiligkeit des Priestertums, des Episkopats und der Kirche führen muss" (Ansprache in die Kardinäle der Vereinigten Staaten, 23. April 2002, Nr. 4). Es gibt viele Zeichen dafür, dass in der Zwischenzeit tatsächlich eine solche Läuterung stattgefunden hat. Die ständige Gegenwart Christi inmitten unseres Leidens verwandelt unsere Finsternis nach und nach in Licht: In der Tat, alles wird in Christus Jesus, unserer Hoffnung, neu gemacht.
Begegnung mit den Bischöfen der USA in Washington, 16. April 2008
Das Evangelium: eine ganzheitliche Lebensweise
In einer Gesellschaft, in der die persönliche Freiheit zu Recht hoch geachtet wird, muss die Kirche auf allen Ebenen ihre Lehre - in der Katechese, in der Verkündigung, im Seminar- und Hochschulunterricht - eine Apologetik fördern, mit der Absicht, sowohl die Wahrheit der christlichen Offenbarung zu bekräftigen als auch die Harmonie zwischen Glaube und Vernunft sowie eine gesunde Auffassung von Freiheit, die positiv gesehen wird als Befreiung von den Einschränkungen der Sünde als auch eine Befreiung zu einem wahren und gelungenen Leben. Mit einem Wort: Das Evangelium muss als ganzheitliche Lebensweise verkündet und gelehrt werden, die in geistlicher wie in praktischer Hinsicht eine attraktive und aufrichtige Antwort auf die wirklichen menschlichen Probleme bietet. Die "Diktatur des Relativismus" ist letztendlich nichts anderes als eine Bedrohung der echten menschlichen Freiheit, die allein in der Hochherzigkeit und der Treue zur Wahrheit reifen kann.
Begegnung mit den Bischöfen der USA in Washington, 16. April 2008
In und mit der Kirche beten lernen
Der Glaube kann nur überleben, wenn er genährt wird, wenn er "in der Liebe wirksam ist" (vgl. Gal 5,6). Fällt es den Menschen heute schwer, Gott in unseren Kirchen zu begegnen? Hat unsere Verkündigung möglicherweise ihr Salz verloren? Könnte das nicht von der Tatsache abhängen, dass viele vergessen oder sogar nie gelernt haben, in und mit der Kirche zu beten?
Begegnung mit den Bischöfen der USA in Washington, 16. April 2008
Betrachtung über die Glasfenster der St.-Patrick-Kathedrale in New York
Der erste Aspekt [der Betrachtung] hat mit den farbigen Glasfenstern zu tun, durch die ein geheimnisvolles Licht in den Innenraum hineinströmt. Von aussen her betrachtet sind diese Fenster dunkel, streng ja sogar trostlos. Aber sobald man in die Kirche eintritt, erwachen sie plötzlich zum Leben, indem sie das durch sei einströmende Licht reflektieren, offenbaren sie all ihren Glanz. Viele Schriftsteller [...] haben das Bild der farbigen Glasfenster gebraucht um das Geheimnis der Kirche selbst zu veranschaulichen. Nur von innen her, aus der Erfahrung des Glaubens und des kirchlichen Lebens heraus, sehen wir die Kirche so, wie sie wirklich ist: von Gnade durchflutet, von glanzvoller Schönheit, geschmückt mit den mannigfaltigen Gaben des Heiligen Geistes. Daher sind wir, die wir ein Leben der Gnade in der Gemeinschaft der Kirche führen, dazu berufen, alle Menschen in dieses Geheimnis des Lichts hineinzuziehen.
Das ist keine einfache Aufgabe in einer Welt, die dazu neigen kann, "von aussen her" auf die Kirche wie auf diese farbigen Glasfenster zu schauen: Diese Welt verspürt ein tiefes Bedürfnis nach Spiritualität, findet es aber dennoch schwierig, in das Geheimnis der Kirche "einzutreten". Auch für uns, die wir uns im Innern befinden, kann das Licht des Glaubens durch die Routine gedämpft und der Glanz der Kirche durch die Sünden und die Schwachheit ihrer Glieder verdunkelt werden. Das Licht kann auch gedämpft werden durch die Hindernisse, denen man in einer Gesellschaft begegnet, die manchmal Gott vergessen zu haben scheint und die sogar an den elementarsten Forderungen der christlichen Moral Anstoss nimmt. Ihr, die ihr euer Leben dem Zeugnis der Liebe Christi und dem Aufbau seines Leibes geweiht habt, wisst durch den täglichen Kontakt mit der Welt um uns herum, wie stark manchmal die Versuchung ist, der Frustration, der Enttäuschung und sogar dem Pessimismus im Hinblick auf die Zukunft nachzugeben. Mit einem Wort, es ist nicht immer leicht, das Licht des Geistes um uns herum zu sehen, den Glanz des auferstandenen Herrn, der unser Leben erleuchtet und uns neue Hoffnung gibt auf seinen Sieg über die Welt (vgl. Joh16,33).
Predigt bei Votivmesse für die Universalkirche in der St.-Patrick-Kathedrale in New York, 19. April 2008
Boten der Hoffnung sein
Wenn wir jetzt die Eucharistie feiern, lasst uns dem Herrn danken, dass wir ihn in der Gemeinschaft der Kirche kennenlernen und daran mitarbeiten dürfen, seinen mystischen Leib aufzubauen und sein heilbringendes Wort als gute Nachricht zu den Männern und Frauen unserer Zeit zu bringen. Und wenn wir diese grosse Kirche verlassen, lasst uns Boten der Hoffnung sein inmitten dieser Stadt und an all den Orten, an die uns die Gnade Gottes gestellt hat. Auf diese Weise wird die Kirche [...] einen neuen Frühling im Geist erleben und den Weg weisen zu jener anderen, grösseren Stadt, dem neuen Jerusalem, deren Leuchte das Lamm ist (Off 21,23). Denn dort richtet Gott auch jetzt allen Menschen ein Festmahl der unendlichen Freude und Liebe. Amen.
Predigt bei Votivmesse für die Universalkirche in der St.-Patrick-Kathedrale in New York, 19. April 2008
Die Kirche ist Geschenk Gottes
In den Tagen nach der Himmelfahrt des Herrn bis zum Pfingstsonntag waren die Jünger mit Maria im Abendmahlssaal zum Gebet versammelt. Sie wussten, dass sie nicht selbst die Kirche schaffen und organisieren konnten: die Kirche muss aus der göttliche Initiative entstehen und organisiert werden, sie ist nicht unser Geschöpf, sondern Geschenk Gottes. Und nur so stiftet sie auch Einheit, eine Einheit, die wachsen muss.
Generalaudienz, 7. Mai 2008
Die Einheit ist eine Gabe Gottes
Die Einheit der Kirche hat kein anderes Fundament als das Wort Gottes, das Fleisch geworden ist in Christus Jesus, unserem Herrn. Alle äusseren Zeichen der Identität, alle Strukturen, Vereinigungen oder Programme, so wichtig und gar wesentlich sie auch sein mögen, existieren letztlich nur, um jene tiefere Einheit zu stützen und zu fördern die in Christus eine Gabe Gottes an seine Kirche ist, die nicht fehlen darf.
Predigt bei der Messe im "Yankee-Stadium" von New York, 20. April 2008
Die katholische Kirche ist universal
Bereits im Akt ihrer Entstehung selbst ist die Kirche "katholisch", universal. Sie spricht von Anfang an alle Sprachen, da das ihr anvertraute Evangelium für alle Völker bestimmt ist, entsprechend dem Willen und dem Auftrag Christi (vgl. Mt 28,19). Die Kirche, die an Pfingsten entsteht, ist nicht an erster Stelle eine besondere Gemeinschaft - die Kirche von Jerusalem -, sondern die universale Kirche, die die Sprachen aller Völker spricht. Aus ihr heraus werden dann die anderen Gemeinschaften überall auf der Welt entstehen, Ortskirchen, die alle und immer Verwirklichung der einen und einzigen Kirche Christi sind. Die katholische Kirche ist somit kein Zusammenschluss von Kirchen sondern eine einzige Wirklichkeit: die ontologische Priorität obliegt der universalen Kirche. Eine Gemeinschaft, die nicht in diesem Sinne katholisch wäre, wäre auch nicht Kirche.
Predigt am Pfingstsonntag, 11. Mai 2008
Wir sind füreinander geschaffen
Einheit und Versöhnung können nicht durch unsere Anstrengungen allein erreicht werden. Gott hat uns füreinander geschaffen (vgl. Gen 2,24), und nur in Gott und seiner Kirche können wir die Einheit finden, die wir suchen. Doch angesichts der - sowohl individuellen aus auch Institutionellen - Unvollkommenheiten und Enttäuschungen sind wir manchmal versucht, künstlich eine "perfekte" Gemeinschaft zu konstruieren. Diese Versuchung ist nicht neu. Die Geschichte der Kirche enthält viele Beispiele von Versuchen, die menschlichen Schwächen oder Versagen zu umgehen oder sich über sie hinwegzusetzen, um eine vollkommene Einheit, eine geistige Utopie zu schaffen.
Ansprache bei Gebetsvigil in Sydney, 19. Juli 2008
Der Heilige Geist eint zur Gemeinschaft
Den heiligen Geist von dem in den institutionellen Strukturen der Kirche gegenwärtigen Christus zu trennen, würde die Einheit der christlichen Gemeinschaft, die ja gerade ein Geschenk des Heiligen Geistes ist, gefährden! Es würde das Wesen der Kirche als lebendiger Tempel des heiligen Geistes (vgl. 1 Kor 3,16) verraten. Tatsächlich ist es der Geist, der die Kirche in alle Wahrheit einführt und sie in Gemeinschaft und Dienstleistung eint (vgl. Lumen gentium, 4). Leider besteht die Versuchung zum "Alleingang" fort. Einige charakterisieren heute ihre lokale Gemeinschaft als etwas, das von der sogenannten institutionellen Kirche getrennt ist, und zeichnen erstere als flexibel und offen für den Geist, letztere hingegen als steif und ohne den Geist.
Ansprache bei Gebetsvigil in Sydney, 19. Juli 2008
Von der Liebe geformt werden
"Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen" (1 Petr 2,4-5). Durch die Verwendung dieser schönen Metapher stellt der hl. Augustinus heraus, dass durch den Glauben die Menschen wie Holz und Steine sind, die zum Bau aus den Wäldern und von den Bergen geholt werden; durch die Taufe, die Katechese und die Predigt werden sie dann behauen, in Form gebracht und glatt geschliffen; aber sie werden nur dann zum Haus des Herrn, wenn sie von der Liebe geformt werden.
Predigt bei Eucharistiefeier in der Kathedrale von Albano, 21. September 2008
Das Wort Kirche
Es [das Wort Kirche] bezeichnet zum einen die Gesamtversammlung Gottes, eben die Kirche als ganze, wo immer sie ist, und dann die Ortskirchen als Realisierungen dieser einen Gottesidee, in der immer die eine Kirche Gottes sich verwirklicht und die eine bleibt. Das zweite neue Wort, das uns Paulus für die Kirche geschenkt hat, ist Leib Christi, zunächst ein Bild für die vielfältige Organisation eines Leibes, indem es unterschiedliche Glieder gibt, aber nur alle zusammen der eine Organismus sind. So gibt es auch in der Kirche unterschiedliche Berufungen, aber jede Berufung ist wichtig, wie unscheinbar sie auch sein mag. Nur wenn alle an ihrer Stelle ihrem Ruf genügen, lebt die Kirche.
Generalaudienz, 15. Oktober 2008