Islam




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Wir müssen an den einen Gott glauben
Es ist unsere Berufung und Sendung, die Liebe, mit der uns Gott ohne jedes Verdienst so reich beschenkt, frei mit anderen zu teilen. Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass Moslems und Christen unterschiedliche Zugänge zu den Dingen haben, die Gott betreffen. Dennoch können und müssen wir an den einen Gott glauben, der uns geschaffen hat und sich um jeden Menschen in jedem Winkel der Welt sorgt. Wir müssen durch unsere gegenseitige Achtung und Solidarität gemeinsam zeigen, dass wir uns selbst als Glieder einer Familie betrachten: der Familie, die Gott von der Schöpfung der Welt bis zum Ende der menschlichen Geschichte geliebt und um sich gesammelt hat.
Ansprache an die Teilnehmer des Katholisch/Muslimischen Forums, 6. November 2008



Die Würde jedes Menschen anerkennen
Es gibt ein grosses und weites Feld, auf dem wir bei der Verteidigung und Förderung der moralischen Werte, die Teil unseres gemeinsamen Erbes sind, miteinander tätig werden können. Erst wenn wir uns anschicken, die zentrale Stellung der menschlichen Person und der Würde jedes Menschen anzuerkennen, das Leben zu respektieren und zu verteidigen, das Geschenk Gottes und deshalb sowohl für Christen als auch für Moslems heilig ist - nur auf der Grundlage dieser Anerkennung können wir eine gemeinsame Basis für den Aufbau einer brüderlicheren Welt, in der Auseinandersetzungen und Differenzen friedvoll beigelegt werden und die vernichtende Macht der Ideologien neutralisiert wird.
Ansprache an die Teilnehmer des Katholisch/Muslimischen Forums, 6. November 2008



Als Gläubige erkannt werden
Gerade wegen der Bürde ihrer gemeinsamen Geschichte, die so oft von Missverständnis gekennzeichnet war, müssen Muslime und Christen bestrebt sein, als Gläubige erkannt und anerkannt zu werden, die treu beten, die bemüht sind, die Gebote des Allmächtigen zu halten und ihnen gemäss zu leben, die barmherzig und mitfühlend sind, die konsequent alles Wahre und Gute bezeugen, die stets den gemeinsamen Ursprung und die Würde aller Menschen bedenken, die der Höhepunkt des göttlichen Schöpfungsplans für die Welt und die Geschichte bleiben.
Ansprache beim Besuch der Al-Hussein-Bin-Talal-Moschee in Amman, 9. Mai 2009



Respektvoller Dialog weiterführen
Ich bete, dass Moslems und Christen bei der Weiterführung des bereits begonnen respektvollen Dialogs darüber nachdenken, wie das Einsein Gottes untrennbar mit der Einheit der Menschheitsfamilie verbunden ist. Mögen alle Angehörigen dieser Religionen, wenn sie sich Gottes liebevollem Plan für die Schöpfung fügen, wenn sie das Gesetz erforschen, das dem Kosmos eingeschrieben und dem Herz des Menschen eingeprägt ist, und wenn sie über das geheimnisvolle Geschenk der Selbstoffenbarung Gottes nachdenken, ihren Blick fest auf sein absolutes Gutsein richten und nie aus den Augen verlieren, wie diese Güte sich in den Gesichtern der Mitmenschen widerspiegelt.
Ansprache beim Grossmufti - Esplanade der Moscheen in Jerusalem, 12. Mai 2009



Tiefes Bedauern
In diesem Augenblick möchte ich nur hinzufügen, dass ich die Reaktionen tief bedaure, die ein kurzer Abschnitt meiner Ansprache in der Universität Regensburg hervorgerufen hat, der als verletzend für die Empfindungen der muslimischen Gläubigen aufgefasst wurde, während es sich um das Zitat eines mittelalterlichen Textes handelte, der in keiner Weise meine persönliche Meinung wieder gibt. Gestern hat der Kardinalstaatssekretär dazu eine Erklärung veröffentlicht, in der er den wahren Sinn meiner Worte erläutert hat. Ich hoffe, dass dies dazu dient, die Gemüter zu beruhigen und die wahre Bedeutung meiner Ansprache zu verdeutlichen, die in ihrer Gesamtheit eine Einladung zum offenen und aufrichtigen Dialog in grosser gegenseitiger Achtung war und ist. Dies ist der Sinn der Ansprache.
Angelus, 17. September 2006



Nicht Religion und Gewalt, sondern Religion und Vernunft gehören zusammen
Eine besonders schöne Erfahrung war es an jenem Tag für mich, eine Vorlesung vor einer grossen Zuhörerschaft von Professoren und Studenten in der Universität von Regensburg zu halten, wo ich viele Jahre lang als Professor gelehrt habe. Voll Freude konnte ich noch einmal der universitären Welt begegnen, die während eines langen Abschnitts meines Lebens meine geistliche Heimat gewesen ist. Als Thema hatte ich die Frage des Verhältnisses von Glaube und Vernunft gewählt. Um die Zuhörerschaft in die Dramatik und die Aktualität des Themas einzuführen, habe ich einige Worte aus einem christlich-islamischen Dialog des 14. Jahrhunderts zitiert, mit denen der christliche Gesprächspartner – der byzantinische Kaiser Manuel II. Palaeologos – auf für uns unverständlich schroffe Art dem islamischen Gesprächspartner das Problem des Verhältnisses von Religion und Gewalt vorlegte. Dieses Zitat konnte leider Anlass geben zu Missverständnissen. Für den aufmerksamen Leser meines Textes ist es jedoch deutlich, dass ich mir die von dem mittelalterlichen Kaiser in diesem Dialog ausgesprochenen negativen Worte in keiner Weise zu eigen machen wollte und dass ihr polemischer Inhalt nicht meine persönliche Überzeugung zum Ausdruck bringt.
Meine Absicht war eine ganz andere: Ausgehend davon, was Manuel II. im folgenden positiv und mit sehr schönen Worten sagt über die Vernünftigkeit, die uns in der Weitergabe des Glaubens leiten muss, wollte ich erklären, dass nicht Religion und Gewalt, sondern Religion und Vernunft zusammengehören. Thema meines Vortrags war also- dem Auftrag der Universität entsprechend – das Verhältnis zwischen Glaube und Vernunft: Ich wollte zum Dialog des christlichen Glaubens mit der modernen Welt und zum Dialog aller Kulturen und Religionen einladen. Ich hoffe, dass in verschiedenen Augenblicken meines Besuchs – zum Beispiel, als ich in München unterstrichen habe, wie wichtig es ist, Ehrfurcht zu haben vor dem , was den anderen heilig ist – mein tiefer Respekt gegenüber den Weltreligionen deutlich geworden ist, besonders gegenüber den Muslimen, die "den alleinigen Gott anbeten" und mit denen wir gemeinsam eintreten "für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen" (Nostra aetate, 3). Ich vertraue also darauf, dass nach den Reaktionen des ersten Augenblicks meine Worte in der Universität von Regensburg Antrieb und Ermutigung zu einem positiven und auch selbstkritischen Dialog sowohl zwischen den Religionen als auch zwischen der modernen Vernunft und dem Glauben der Christen sein können.
Generalaudienz, 20. September 2006



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Echter Dialog
In einer Welt, die vom Relativismus geprägt ist und allzu oft die Transzendenz aus der Universalität der Vernunft ausschliesst, bedürfen wir dringend eines echten Dialogs zwischen den Religionen und zwischen den Kulturen, der uns helfen kann, alle Spannungen in einem Geist fruchtbarer Zusammenarbeit gemeinsam zu überwinden. Das von meinem Vorgänger Papst Johannes Paul II. begonnene Werk fortsetzend, wünsche ich daher zutiefst, dass die vertrauensvollen Beziehungen, die sich seit vielen Jahren zwischen Christen und Muslimen entwickelt haben, nicht nur fortbestehen, sondern sich in einem Geist des Aufrichtigen und respektvollen Dialogs weiterentwickeln; eines Dialogs, der auf eine immer wahrheitsgemässere gegenseitige Kenntnis gründen muss, die mit Freude unsere gemeinsamen religiösen Werte anerkennt und die Unterschiede in loyaler Haltung respektiert.
Ansprache bei Begegnung mit den Botschaftern muslimischer Länder, 25. September 2006



Den Wert der religiösen Dimension des Daseins zeigen
Der interreligiöse und interkulturelle Dialog ist notwendig, um gemeinsam die von allen Menschen guten Willens so sehr ersehnte Welt das Friedens und der Brüderlichkeit zu erbauen. Diesbezüglich erwarten unsere Zeitgenossen von uns ein beredtes Zeugnis, um allen den Wert der religiösen Dimension des Daseins zu zeigen. Auch müssen Christen und Muslime in Treue zu den Lehren ihrer je eigenen religiösen Traditionen lernen zusammenzuarbeiten, wie das bereits in verschiedenen gemeinsamen Erfahrungen geschieht; das ist notwendig, um sich vor jeder Form von Intoleranz zu schützen und jeder Manifestation von Gewalt entgegenzutreten. Und wir, die religiösen Autoritäten und politisch Verantwortlichen, müssen sie in diesem Sinne leiten und ermutigen. Denn selbst wenn es "im Lauf der Jahrhunderte zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen Christen und Muslim kam, ermahnt die Heilige Synode alle, das Vergangene beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen" (Erklärung Nostra aetate, 3).
Ansprache bei Begegnung mit den Botschaftern muslimischer Länder, 25. September 2006



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Den Herausforderungen entgegentreten
Liebe Freunde, ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es in der Situation, in der sich die Welt heute befindet, unerlässlich ist, dass sich Christen und Muslime gemeinsam einsetzen, um den zahlreichen Herausforderungen entgegenzutreten, vor denen die Menschheit steht, insbesondere was die Verteidigung und Förderung der Würde des Menschen sowie der sich aus ihr ableitenden Rechte betrifft. Während die Bedrohungen zunehmen, bekunden Christen und Muslime dadurch, dass sie die zentrale Bedeutung der menschlichen Person anerkennen und sich beharrlich dafür einsetzen, dass deren Leben stets geachtet wird, ihren Gehorsam gegenüber dem Schöpfer, der will, dass alle in der Würde leben, die er ihnen geschenkt hat
Ansprache bei Begegnung mit den Botschaftern muslimischer Länder, 25. September 2006



Die Stellung der Gemeinschaft der Glaubenden
Bei einem verstärkt zu führenden Dialog mit dem Islam werden wir vor Augen halten müssen, dass die islamische Welt heute mit grosser Dringlichkeit sich vor einer ganz ähnlichen Aufgabe findet, wie sie den Christen seit der Aufklärung auferlegt ist und vom II. Vatikanischen Konzil als Frucht eines langen Ringens für die katholische Kirche zu konkreten Lösungen geführt wurde. Es geht um die Stellung der Gemeinschaft der Glaubenden angesichts der Einsichten und Forderungen, die in der Aufklärung gewachsen sind. Einerseits gilt es, einer Diktatur der positivistischen Vernunft zu widersprechen, die Gott aus dem Leben der Gemeinschaft und aus den öffentlichen Ordnungen ausschliesst und dabei den Menschen seiner Massstäbe beraubt. Andererseits müssen die wahren Errungenschaften der Aufklärung, die Menschenrechte und dabei besonders die Freiheit des Glaubens und seiner Ausübung als wesentliche Elemente gerade auch für die Authentizität der Religion aufgenommen werden. Wie es in der christlichen Gemeinschaft ein langes Ringen um den rechten Standort des Glaubens diesen Einsichten gegenüber gab, das freilich nie ganz zu Ende ist, so steht auch die islamische Welt mit ihrer eigenen Überlieferung vor der Grossen Aufgabe, hier die Angemessenen Lösungen zu finden.
Weihnachtsempfang für die Römische Kurie, 22. Dezember 2006



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Wir müssen an den einen Gott glauben
Es ist unsere Berufung und Sendung, die Liebe, mit der uns Gott ohne jedes Verdienst so reich beschenkt, frei mit anderen zu teilen. Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass Moslems und Christen unterschiedliche Zugänge zu den Dingen haben, die Gott betreffen. Dennoch können und müssen wir an den einen Gott glauben, der uns geschaffen hat und sich um jeden Menschen in jedem Winkel der Welt sorgt. Wir müssen durch unsere gegenseitige Achtung und Solidarität gemeinsam zeigen, dass wir uns selbst als Glieder einer Familie betrachten: der Familie, die Gott von der Schöpfung der Welt bis zum Ende der menschlichen Geschichte geliebt und um sich gesammelt hat.
Ansprache an die Teilnehmer des Katholisch/Muslimischen Forums, 6. November 2008



Die Würde jedes Menschen anerkennen
Es gibt ein grosses und weites Feld, auf dem wir bei der Verteidigung und Förderung der moralischen Werte, die Teil unseres gemeinsamen Erbes sind, miteinander tätig werden können. Erst wenn wir uns anschicken, die zentrale Stellung der menschlichen Person und der Würde jedes Menschen anzuerkennen, das Leben zu respektieren und zu verteidigen, das Geschenk Gottes und deshalb sowohl für Christen als auch für Moslems heilig ist – nur auf der Grundlage dieser Anerkennung können wir eine gemeinsame Basis für den Aufbau einer brüderlicheren Welt, in der Auseinandersetzungen und Differenzen friedvoll beigelegt werden und die vernichtende Macht der Ideologien neutralisiert wird.
Ansprache an die Teilnehmer des Katholisch/Muslimischen Forums, 6. November 2008