Wahrheit




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Für eine dürstende Gesellschaft
In einer Gesellschaft, die nach wahren menschlichen Werten dürstet und zahlreiche Spaltungen und Trennungen durchlebt, muss die Gemeinschaft der Gläubigen Überbringerin des Lichtes des Evangeliums sein, in der Gewissheit, dass Liebe vor allem die Vermittlung der Wahrheit ist.
Ansprache an eine Pilgergruppe aus der Diözese Madrid, 4. Juli 2005



Wahrheit vereint
Die Einheit der Menschen in ihrer Vielfalt ist möglich geworden, weil Gott, dieser eine Gott des Himmels und der Erde, sich uns gezeigt hat; weil die wesentliche Wahrheit über unser Leben, über unser »Woher?« und »Wohin?« sichtbar geworden ist, als er sich uns zeigte und in Jesus Christus uns sein Angesicht, sich selbst, sehen liess. Diese Wahrheit über das Wesen unseres Seins, über unser Leben und unser Sterben, eine Wahrheit, die von Gott her sichtbar geworden ist, vereint uns und lässt uns zu Brüdern werden. Katholizität und Einheit gehören zusammen. Und die Einheit hat einen Inhalt: den Glauben, den die Apostel uns im Auftrag Christi übermittelt haben.
Predigt, Hochfest der hll. Petrus und Paulus, Rom, 29. Juni 2005



Nihilismus und Fundamentalismus
Genau betrachtet, stehen der Nihilismus und der Fundamentalismus in einem falschen Verhältnis zur Wahrheit: Die Nihilisten leugnen die Existenz jeglicher Wahrheit, die Fundamentalisten erheben den Anspruch, sie mit Gewalt aufzwingen zu können. Obwohl sie verschiedenen Ursprungs sind und in unterschiedlichen kulturellen Zusammenhängen beheimatete Erscheinungen darstellen, stimmen Nihilismus und Fundamentalismus überein in einer gefährlichen Verachtung des Menschen und seines Lebens und — im Endeffekt — Gottes selbst. An der Basis dieses gemeinsamen tragischen Resultates steht nämlich letztlich die Verdrehung der vollen Wahrheit Gottes: Der Nihilismus leugnet seine Existenz und seine sorgende Gegenwart in der Geschichte; der fanatische Fundamentalismus verzerrt sein liebevolles und barmherziges Angesicht und setzt an seine Stelle nach eigenem Bild gestaltete Götzen.
Botschaft vom 8. Dezember 2005 zur Feier des Weltfriedenstages am 1. Januar 2006


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Wahrheit und Gerechtigkeit
Die Verpflichtung zur Wahrheit ist die Seele der Gerechtigkeit. Wer sich zur Wahrheit verpflichtet, muss das Recht des Stärkeren ablehnen, das von der Lüge lebt und das so oft, auf nationaler und internationaler Ebene, die Geschichte der Menschen mit Tragödien überzogen hat. Die Lüge kleidet sich oft in eine Scheinwahrheit, ist aber in Wirklichkeit immer selektiv und tendenziös und zielt in egoistischer Weise auf eine Instrumentalisierung des Menschen und letzten Endes auf seine Unterwerfung ab. Politische Systeme der Vergangenheit, aber nicht nur der Vergangenheit, sind ein bitterer Beweis dafür. Dem gegenüber stehen die Wahrheit und die Wahrhaftigkeit, die zur Begegnung mit dem anderen, zu seiner Anerkennung und zur Verständigung führen: Die Wahrheit muss sich durch den ihr eigenen Glanz - "splendor veritatis" - verbreiten; und die Liebe zum Wahren ist durch den ihr innewohnenden Dynamismus, ungeachtet aller möglichen Schwierigkeiten, ganz auf das unparteiische und rechte Verständnis und auf Austausch und Teilnahme ausgerichtet.
Ansprache am Neujahrsempfang für das beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Korps, 9. Januar 2006



Wahrheit erkennen
Der Mensch kann die Wahrheit erkennen. Und der Mensch will sie kennen. Aber die Wahrheit kann nur in der Freiheit erlangt werden. Das gilt für alle Wahrheiten, wie aus der Geschichte der Wissenschaften hervorgeht; aber es trifft in ausserordentlicher Weise auf die Wahrheiten zu, in denen der Mensch als solcher auf dem Spiel steht, die Wahrheiten des Geistes: jene Wahrheiten, die das Gute und das Böse, die grossen Lebensziele und -perspektiven, die Beziehung zu Gott betreffen. Denn man kann sie nicht erlangen, ohne dass sich daraus tiefgreifende Konsequenzen für die eigene Lebensführung ergeben!
Ansprache am Neujahrsempfang für das beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Korps, 9. Januar 2006



Wahrheit, Frieden, Nächstenliebe
Jesus Christus ist die Person gewordene Wahrheit, die die Welt zu sich hinzieht. Das von Jesus ausstrahlende Licht ist Glanz der Wahrheit. Jede andere Wahrheit ist ein Fragment der Wahrheit, die er ist, und weist auf ihn hin. Jesus ist der Polarstern der menschlichen Freiheit; ohne ihn verliert sie ihre Ausrichtung, denn ohne die Erkenntnis der Wahrheit entartet die Freiheit, sie isoliert sich und wird zu steriler Willkür. Mit Jesus findet sich die Freiheit wieder, sie erkennt, dass sie für das Gute gemacht ist, und kommt in Handlungen und Verhaltensweisen der Nächstenliebe zum Ausdruck.
Ansprache an die Kongregation für die Glaubenslehre, 10. Februar 2006



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Liebe zur Wahrheit
Jesus schenkt [...] dem Menschen die völlige Vertrautheit mit der Wahrheit und lädt ihn ein, ständig in ihr zu leben. Die Wahrheit wird als Wirklichkeit angeboten, die den Menschen erbaut und ihn zugleich übersteigt und überragt; sie wird als Geheimnis angeboten, das den Schwung der menschlichen Fassungskraft aufnimmt und gleichzeitig überschreitet. Nichts vermag die menschliche Intelligenz so auf unerforschte Horizonte hin zu leiten, wie es die Liebe zur Wahrheit tut. Jesus Christus, der die Fülle der Wahrheit ist, zieht das Herz jedes Menschen an sich, lässt es weit werden und erfüllt es mit Freude. Denn nur die Wahrheit ist imstande, den Geist zu durchdringen und ihm vollkommene Freude zu schenken. Diese Freude weitet die Dimensionen des menschlichen Herzens, indem sie es von der Enge des Egoismus befreit und zur wahren Liebe befähigt. Die Erfahrung dieser Freude bewegt und führt den Menschen zur freiwilligen Anbetung, nicht zu einem sklavischen Niederbücken, sondern zur Verneigung des Herzens vor der Wahrheit, die es gefunden hat.
Ansprache an die Kongregation für die Glaubenslehre, 10. Februar 2006



Wissenschaft und Wahrheit
In der Tat haben die grossen Fortschritte der Wissenschaft, die wir im vergangenen Jahrhundert erlebt haben, auch zum besseren Verständnis des Geheimnisses der Schöpfung verholfen, indem sie das Gewissen der Völker tief beeinflusst haben. Aber die Fortschritte der Wissenschaft entwickelten sich manchmal so rasch, dass es sehr kompliziert war zu erkennen, inwieweit sie mit den Wahrheiten zu vereinbaren sind, die Gott über den Menschen und die Welt geoffenbart hat. In einigen Fällen waren einige Aussagen der Wissenschaft diesen Wahrheiten geradezu entgegengesetzt. Das mag unter den Gläubigen eine gewisse Verwirrung gestiftet und auch zu Schwierigkeiten bei der Verkündigung und Aufnahme des Evangeliums geführt haben.
Ansprache an die Kongregation für die Glaubenslehre, 10. Februar 2006



Sehnsucht nach Wahrheit
Die Sehnsucht nach Wahrheit gehört zur Natur des Menschen selbst, und die ganze Schöpfung ist eine grossartige Einladung, die Antworten zu suchen, die die menschliche Vernunft für die umfassende Antwort öffnen, die sie schon immer sucht und erwartet: "Die Wahrheit der christlichen Offenbarung, der wir in Jesus von Nazareth begegnen, ermöglicht jedem, das Geheimnis des eigenen Lebens anzunehmen, sie achtet zutiefst die Autonomie des Geschöpfes und seine Freiheit, verpflichtet es aber im Namen der Wahrheit, sich der Transzendenz zu öffnen. Hier erreicht das Verhältnis von Freiheit und Wahrheit seinen Höhepunkt, und man versteht voll und ganz das Wort des Herrn: 'Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien'"(Fides et ratio, 15).
Ansprache an die Kongregation für die Glaubenslehre, 10. Februar 2006



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Wahrheit über sich selbst akzeptieren
"Gib uns, o Gott, die Weisheit des Herzens!" Der Psalm 90 erinnert dann daran, dass diese Weisheit demjenigen gewährt wird, der lernt, seine "Tage zu zählen" (V. 12), das heisst der erkennt, dass alles andere im Leben flüchtig, vergänglich, hinfällig ist und dass der sündige Mensch sich vor Gott nicht verstecken kann und darf, sondern sich als das erkennen muss, was er ist: als Geschöpf, das des Erbarmens und der Gnade bedürftig ist. Wer diese Wahrheit akzeptiert und sich vorbereitet, um die Weisheit aufzunehmen, der empfängt sie als Geschenk.
Predigt bei dem 500-Jahr-Jubiläum der Päpstlichen Schweizergarde, 6. Mai 2006



Am Berufsort Diener der Wahrheit sein
Viele von euch gehen beruflichen Tätigkeiten in Büros, Krankenhäusern und Schulen nach: An diesen Orten seid ihr dazu berufen, Diener der Wahrheit zu sein. Durch eure Verkündigung des Evangeliums werdet ihr das Wort weitergeben können, das die Arbeit des Menschen und das Leiden der Kranken zu erhellen und ihnen Sinn zu verleihen vermag, und ihr werdet den jungen Generationen helfen, die Schönheit des christlichen Glaubens zu entdecken. Ihr werdet auf diese Weise Diakone der Wahrheit sein, die frei macht, und werdet die Bewohner dieser Stadt zur Begegnung mit Jesus Christus führen. Den Erlöser im eigenen Leben aufzunehmen ist für den Menschen Quelle tiefer Freude, einer Freude, die auch in Momenten der Prüfung Frieden schenken kann. Seid daher Diener der Wahrheit, um Boten der Freude zu sein, die Gott jedem Menschen schenken will.
Ansprache an die ständigen Diakone der Diözese Rom, 18. Februar 2006



Horizonterweiterung
Wenn wir die Frage nach der Wahrheit stellen, erweitern wir den Horizont unserer Rationalität: Wir beginnen, unsere Vernunft aus jenen engen Grenzen zu befreien, in die sie eingeschlossen ist, solange allein das als vernünftig betrachtet wird, was Gegenstand von Experimenten und Berechnungen sein kann. Und genau hier findet die Begegnung zwischen Vernunft und Glaube statt: Im Glauben empfangen wir Gott, der sich selbst schenkt, indem er sich uns, den als sein Abbild geschaffenen Menschen, offenbart, und wir nehmen jene Wahrheit an, die unser Verstand nicht vollends erfassen und nicht besitzen kann. Gerade deshalb erweitert sie den Horizont unserer Erkenntnis und erlaubt uns, zum Geheimnis vorzudringen, in das wir eingetaucht sind, und in Gott den endgültigen Sinn unserer Existenz zu finden.
Ansprache bei der Eröffnung der Pastoraltagung der Diözese Rom, 5. Juni 2006



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Entdeckung des Guten und des Wahren
In Ländern [...] wo der besorgniserregende Prozess der Säkularisierung weit fortgeschritten ist, kommen viele junge Menschen selbst zu dem Bewusstsein, dass es die transzendente Ordnung ist, die das ganze Leben auf dem Weg der wahren Freiheit und des echten Glückes leitet. Gegen die Zeitströmungen des moralischen Relativismus, der nichts als definitiv erachtet und den Menschen in einem vergeblichen und unersättlichen Trachten nach Neuem gefangen hält, entdeckt die junge Generation das erfüllende Streben nach dem Guten und Wahren. Hierzu erwartet sie sowohl von kirchlichen wie auch von zivilen Verantwortungsträgern, dass sie jede Finsternis vertreiben, die den Sinn für Gott verdunkelt, und das Licht der Wahrheit leuchten lassen, um so dem ganzen Leben Sinn und jedem die Möglichkeit zu geben, Freude und Zufriedenheit zu finden.
Ansprache an die Botschafterin von Australien, 30. Juni 2006



Tugend des Theologen: Gehorsam gegenüber der Wahrheit
Mir kommt ein sehr schönes Wort aus dem Ersten Petrusbrief, im 1. Kapitel, Vers 22 in den Sinn. Lateinisch lautet es: "Castificantes animas nostras in oboedientia veritatis". Der Gehorsam gegenüber der Wahrheit sollte unser Herz enthaltsam machen ("castificare") und auf diese Weise zum rechten Wort und zur rechten Tat führen. Anders gesagt, sprechen, um Beifall zu finden, sprechen mit Ausrichtung auf das, was die Menschen hören wollen, sprechen im Gehorsam gegenüber der Diktatur der allgemeinen Meinung, wird als eine Art Prostitution des Wortes und der Seele angesehen. Die "Enthaltsamkeit", auf die der Apostel Petrus anspielt, bedeutet, sich nicht diesen Standards zu unterwerfen, nicht den Beifall, sondern den Gehorsam gegenüber der Wahrheit zu suchen. Und ich denke, das ist die grundlegende Tugend des Theologen, diese zuweilen harte Disziplin des Gehorsams gegenüber der Wahrheit, der uns zu Mitarbeitern der Wahrheit, zu einem Mund der Wahrheit macht, damit nicht wir es sind die in diesem Wortschwall der heutigen Zeit sprechen, sondern, wirklich gereinigt, rein gemacht durch den Gehorsam gegenüber der Wahrheit, die Wahrheit in uns spricht. Und so können wir wirklich Überbringer der Wahrheit sein.
Predigt zum Abschluss der Jahresversammlung der Internationalen Theologenkommission, 6. Oktober 2006




Die Wahrheit im Mittelpunkt
Der Universitätsprofessor hat nicht nur die Aufgabe, nach der Wahrheit zu forschen und immer wieder Staunen über sie hervorzurufen, sondern er muss auch ihre Kenntnis in ihrem ganzen Facettenreichtum fördern und sie gegen verkürzte und verzerrte Interpretationen verteidigen. Das Thema der Wahrheit in den Mittelpunkt zu stellen ist kein rein spekulativer, auf einen kleinen Kreis von Denkern beschränkter Akt, sondern es ist im Gegenteil eine lebenswichtige Frage, um dem persönlichen Leben eine tiefgreifende Identität zu geben und die Verantwortung in den sozialen Beziehungen zu wecken (vgl. Eph 4,25).
Ansprache beim Besuch der Päpstlichen Lateranuniversität, 21. Oktober 2006



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Staunen über die Grundwahrheiten
Ein christlicher Intellektueller [...] muss sich in seinem Innern stets das Staunen über die Grundwahrheit erhalten. Das erleichtert die fügsame Treue zum Geist Gottes und spornt gleichzeitig dazu an, mit Hilfsbereitschaft und Verfügbarkeit den Brüdern zu dienen.
Ansprache an die "Fondazione Sacra Famiglia di Nazareth", 11. November 2006



Gebote der Wahrheit
Die Bildung eines wahren – weil auf der Wahrheit gegründeten - und eines rechten Gewissens – weil es dazu bestimmt ist, den Geboten der Wahrheit widerspruchslos, getreu und kompromisslos zu folgen - ist heute ein schwieriges und delikates, aber unverzichtbares Unterfangen. Und es ist ein Unterfangen, das leider durch verschiedene Faktoren behindert wird. Gerade in der derzeitigen Phase der sogenannten postmodernen Säkularisierung, die durch diskutierbare Formen der Toleranz gekennzeichnet ist, wächst nicht nur die Ablehnung der christlichen Tradition, sondern man misstraut auch der Fähigkeit der Vernunft, die Wahrheit wahrzunehmen, und entfernt sich von der Freude am Nachdenken. Um frei zu sein, müsste sich nach Ansicht mancher das individuelle Gewissen sogar sowohl der Bezüge zur Tradition entledigen als auch jener Bezüge, die auf die Vernunft gegründet sind. So hört das Gewissen, das ein auf die Wahrheit der Dinge ausgerichteter Akt der Vernunft ist, auf, Licht zu sein, und wird ein einfacher Hintergrund, auf den die Mediengesellschaft die widersprüchlichsten Bilder und Impulse projiziert.
Ansprache an die Teilnehmer der Vollversammlung der Päpstlichen Akademie für das Leben, 24. Februar 2007



Die Wahrheit finden
Der hl. Augustinus war ein Mensch, der beseelt war vom unermüdlichen Wunsch, die Wahrheit zu finden, herauszufinden, was das Leben ist, zu wissen, wie man leben soll, den Menschen kennenzulernen. Und eben aufgrund seiner Leidenschaft für den Menschen hat er notwendigerweise Gott gesucht, weil nur im Licht Gottes auch die Grösse des Menschen, die Schönheit des Abenteuers, Mensch zu sein, vollends aufscheinen kann. Dieser Gott schien ihm anfangs sehr weit entfernt zu sein. Dann hat er ihn gefunden: dieser grosse, unnahbare Gott ist nahe geworden, ist einer von uns geworden. Der grosse Gott ist unser Gott, ist ein Gott mit einem menschlichem Antlitz.
Ansprache in der Universität von Pavia, 22. April 2007



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Die Wahrheit als Fundament
Auch heute sagen viele: " Aber, was ist die Wahrheit? Wir können Teile von ihr finden, aber die Wahrheit, wie sollten wir sie finden können?" Es ist wirklich schwierig zu glauben, dass dies die Wahrheit ist: Jesus Christus, das wahre Leben, der Kompass unseres Lebens. Und dennoch, wenn wir anfangen – und dies ist eine grosse Versuchung – nur nach den Möglichkeiten des Augenblicks zu leben, ohne Wahrheit, verlieren wir in Wirklichkeit das Kriterium und auch das Fundament des gemeinsamen Friedens, das nur die Wahrheit sein kann. Und diese Wahrheit ist Christus.
Ansprache bei der Begegnung mit den Jugendlichen in Assisi, 17. Juni 2007



Wahrheit macht frei
Nach dem Fleisch leben heisst, der egoistischen Neigung der menschlichen Natur zu folgen. Dagegen bedeutet ein Leben nach dem Geist, sich in den Absichten und Werken von der Liebe Gottes leiten zu lassen, die uns Christus geschenkt hat. Die christliche Freiheit ist also alles andere als Willkür; sie ist Nachfolge Christi in der Selbsthingabe bis hin zum Kreuzesopfer. Es mag paradox anmuten, aber den Höhepunkt seiner Freiheit hat der Herr auf dem Kreuz gelebt, als Gipfel der Liebe. Als sie auf Golgota zu ihm schrieen: "Wenn du der Sohn Gottes bist, so steig herab vom Kreuz!", zeigte er seine Freiheit als Sohn gerade dadurch, dass er an jenem Hinrichtungsort blieb, um bis ins letzte den barmherzigen Willen des Vaters zu vollbringen. Diese Erfahrung haben viele andere Zeugen der Wahrheit gemeinsam geteilt: Männer und Frauen, die gezeigt haben, dass sie auch in einer Gefängniszelle und unter Androhung von Folter frei bleiben. "Die Wahrheit wird euch frei machen." Wer der Wahrheit gehört, wird niemals Knecht welcher Macht auch immer sein, sondern er wird es verstehen, immer in Freiheit Diener der Brüder zu sein.
Angelus, 1. Juli 2007



Wir brauchen Wahrheit!
In der Tat setzt sich unser Glaube entschieden der Resignation entgegen, die den Menschen als der Wahrheit unfähig ansieht - sie sei zu gross für ihn. Diese Resignation der Wahrheit gegenüber ist meiner Überzeugung nach der Kern der Krise des Westens, Europas. Wenn es Wahrheit für den Menschen nicht gibt, dann kann er auch nicht letztlich Gut und Böse unterscheiden. Und dann werden die grossen und grossartigen Erkenntnisse der Wissenschaft zweischneidig: Sie können bedeutende Möglichkeiten zum Guten, zum Heil des Menschen sein, aber auch - und wir sehen es - zu furchtbaren Bedrohungen, zur Zerstörung des Menschen und der Welt werden. Wir brauchen Wahrheit.
Predigt bei der Eucharistiefeier beim Marienheiligtum Mariazell, 8. September 2007



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Wahrheit weist sich aus in der Liebe
Wahrheit setzt sich nicht mit äusserer Macht durch, sondern sie ist demütig und gibt sich dem Menschen allein durch die innere Macht ihres Wahrseins. Wahrheit weist sich aus in der Liebe. Sie ist nie unser Eigentum, nie unser Produkt, sowie man auch die Liebe nicht machen, sondern nur empfangen und weiterschenken kann. Diese innere Macht der Wahrheit brauchen wir. Dieser Macht der Wahrheit trauen wir als Christen. Für sie sind wir Zeugen. Sie müssen wir weiterschenken in der Weise, wie wir sie empfangen haben, wie sie sich geschenkt hat.
Predigt bei der Eucharistiefeier beim Marienheiligtum Mariazell, 8. September 2007



...dann ist der Friede gefährdet
Wenn die Wahrheit des Menschen verletzt wird, wenn die Fundamente der Familie untergraben werden, dann ist der Friede selbst gefährdet, dann droht das Recht Schaden zu nehmen und man geht Ungerechtigkeiten und Gewalt entgegen.
Ansprache an die christlich-demokratischen und zentristischen Parteien " Centrist Democrat International", 21. September 2007



Verkündigung der Wahrheit
Durch die Verkündigung der offenbarten Wahrheit dient die Kirche allen Gliedern der Gesellschaft, indem sie über die Grundlagen von Moralität und Ethik Aufschluss gibt und die Vernunft reinigt, damit sie offenbleibt für die Berücksichtigung letzter Wahrheiten und zu Weisheit gelangt. Keineswegs will ein solcher Beitrag die Toleranz gegenüber Verschiedenheiten oder kultureller Pluralität bedrohen oder sich die Rolle des Staates anmassen, sondern vielmehr jene Wahrheit erleuchten, die Konsens möglich und die öffentliche Diskussion rational, aufrichtig und verantwortlich macht. Wenn die Wahrheit missachtet wird, dann tritt der Relativismus an ihre Stelle: nicht von Grundsätzen werden politische Entscheidungen bestimmt, sondern mehr und mehr von der öffentlichen Meinung. Verfahrensweisen und Ziele stellen Werte in den Schatten, und selbst die Kategorien von Gut und Böse, von Recht und Unrecht unterliegen der pragmatischen Berechnung von Vor- und Nachteilen.
Ansprache an den neuen Botschafter Irlands, 15. September 2007



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An der Wahrheit festhalten
Ihr Opfer [das der Märtyrer] erinnert uns daran, dass kein Preis zu hoch ist, um beharrlich an der Wahrheit festzuhalten. Bedauerlicherweise wird in unserer pluralistischen Welt von heute die Bedeutung der Wahrheit gelegentlich in Frage gestellt oder sogar geleugnet. Doch bleibt die objektive Wahrheit die einzige sichere Grundlage für den sozialen Zusammenhalt. Wahrheit ist nicht abhängig von Konsens, dem sie vielmehr vorausgeht, den sie ermöglicht, indem sie wahre menschliche Solidarität hervorruft.
Ansprache an der neuen koreanischen Botschafter, 11. Oktober 2007



Vernunft und Glaube
Aber wenn die Vernunft aus Sorge um ihre vermeintliche Reinheit taub wird für die grosse Botschaft, die ihr aus dem christlichen Glauben und seiner Weisheit zukommt, dann verdorrt sie wie ein Baum, dessen Wurzeln nicht mehr zu den Wassern hinunterreichen, die ihm Leben geben. Sie verliert den Mut zur Wahrheit und wird so nicht grösser, sondern kleiner. Auf unsere europäische Kultur angewandt heisst dies: Wenn sie sich nur selbst aus ihrem Argumentationszirkel und dem ihr jetzt Einleuchtenden konstruieren will und sich aus Furcht um ihre Säkularität von den Wurzeln abschneidet, von denen sie lebt, dann wird sie nicht vernünftiger und reiner, sondern zerfällt.
Ansprache für die römische Universität "La Sapienza" , 17. Januar 2008



Ein Wesen das eine Freiheit geniesst
Der Mensch ist weder eine Frucht des Zufalls, noch eines Bündels von Übereinstimmungen oder Vorherbestimmtheiten oder physisch-chemischen Wechselwirkungen; er ist ein Wesen, das eine Freiheit geniesst, die seiner Natur Rechnung trägt, sie aber übersteigt und Zeichen des Geheimnisses der Andersheit ist, die in ihm wohnt. Aus diesem Blickwinkel sagte der grosse Denker Pascal, dass " der Mensch den Menschen unendlich übersteigt". Diese Freiheit, die zum eigentlichen Wesen des Menschen gehört, bewirkt, dass dieser sein Leben auf ein Ziel hin ausrichten kann, dass er durch die von ihm gesetzten Handlungen auf das Glück zusteuern kann, zu dem er in Ewigkeit berufen ist. Diese Freiheit lässt erkennen, dass die Existenz des Menschen einen Sinn hat. In der Ausübung seiner authentischen Freiheit verwirklicht der Mensch seine Berufung; sie erfüllt sich; sie verleiht seiner tiefen Identität Gestalt. So übt er im Gebrauch seiner Freiheit seine Verantwortung für seine Taten aus. In diesem Sinn ist die Würde des Menschen ein Geschenk Gottes und zugleich die Verheissung einer Zukunft.
Ansprache an die Teilnehmer an der interakademischen Studientagung, 28. Januar 2008



Der Atheismus
Der Atheismus des 19. und des 20. Jahrhunderts ist von seinen Wurzeln und seinem Ziel her ein Moralismus: ein Protest gegen die Ungerechtigkeiten der Welt und der Weltgeschichte. Eine Welt, in der ein solches Ausmass an Ungerechtigkeit, an Leid der Unschuldigen und an Zynismus der Macht besteht, kann nicht Werk eines guten Gottes sein. Der Gott, der diese Welt zu verantworten hätte, wäre kein gerechter und schon gar nicht ein guter Gott. Um der Moral willen muss man diesen Gott bestreiten. So schien es, da kein Gott ist, der Gerechtigkeit schafft, dass nun der Mensch selbst gerufen ist, die Gerechtigkeit herzustellen. Wenn der Protest gegen Gott angesichts der Leiden dieser Welt verständlich ist, so ist der Anspruch, die Menschheit könne und müsse nun das tun, was kein Gott tut und tun kann, anmassend und von innen her unwahr. Dass daraus erst die grössten Grausamkeiten und Zerstörungen des Rechts folgten, ist kein Zufall, sondern in der inneren Unwahrheit dieses Anspruchs begründet.
Spe salvi 42, 30. November 2007



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Die Geschichtswissenschaft ist in einer Krise
Nun gilt es, nicht mehr nur einer dem Christentum und der Kirche ablehnend gegenüberstehenden Geschichtsschreibung zu begegnen. Heute befindet sich vielmehr die Geschichtswissenschaft insgesamt in einer ernsten Krise, muss sie doch in einer von Positivismus und Materialismus verformten Gesellschaft um ihre Existenz ringen. Beide Ideologien haben jenen ungehemmten Fortschrittsenthusiasmus hervorgebracht, der, unbeeindruckt von den verheerenden Erfahrungen des letzen Jahrhunderts und durch spektakuläre Entdeckungen und technische Erfolge beflügelt, das Lebensgefühl weiter Kreise der Gesellschaft bestimmt. Ihnen kann Vergangenheit nur als ein dunkler Hintergrund erscheinen, vor dem das Heute und das Morgen verheissungsvoll aufleuchten. Damit verbindet sich noch immer die Utopie eines irdischen Paradieses, obgleich sich eine derartige Utopie als trügerisch erwiesen hat.
Ansprache für das Päpstliche Komitee für Geschichtswissenschaften, 7. März 2008



Die Gefahr ideologischer Kräfte
Überall, wo derartige ideologische Kräfte [Positivismus, Materialismus] am Werke sind, werden historische Forschung und Geschichtsunterricht in Universität und Schule an der Rand gedrängt. Das führt zur Entstehung einer Gesellschaft, die nicht mehr imstande ist, ein harmonisches Zusammenleben und eine gemeinsame Bewältigung der Zukunftsaufgaben zu entwerfen, weil sie ihre eigene Vergangenheit vergisst und daher keine aus Erfahrung gewonnene Kriterien hat. Eine derartige Gesellschaft ist in besonderer Weise der ideologischen Manipulation ausgeliefert.
Diese Gefährdung wird in zunehmendem Masse durch eine übertriebene Betonung der zeitgenössischen Geschichte verstärkt, vor allem wenn die Forschungen in diesem Bereich durch eine gesellschaftswissenschaftliche materialistisch-positivistische Methodologie beherrscht sind. So werden unweigerlich bedeutende Bereiche der historischen Wirklichkeit, ja ganze Epochen der Geschichte ignoriert. Für viele Lehrpläne zum Beispiel beginnt der Geschichtsunterricht erst mit der Französischen Revolution. Notwendiges Ergebnis einer solchen Entwicklung ist eine geschichtslose und darum gedächtnislose Gesellschaft. Das Schwerwiegende derartiger Konsequenzen ist für jeden ersichtlich: Ähnlich wie für den einzelnen bedeutet der Verlust des Gedächtnisses auch für die Gesellschaft insgesamt der Verlust der Identität.
Ansprache für das Päpstliche Komitee für Geschichtswissenschaften, 7. März 2008



Schrittweise der moralischen Wahrheit öffnen
In den Vereinigten Staaten wie anderswo gibt es viele bereits erlassenen oder beantragte Gesetzte, die unter moralischem Gesichtspunkt Anlass zur Sorge geben; die katholischen Gemeinschaft unter eurer Führung muss ein klares, gemeinsames Zeugnis zu diesen Fragen abgeben. Noch wichtiger ist jedoch, dass sich Verstand und Herzen der grösseren Gemeinschaft schrittweise der moralischen Wahrheit öffnen. Hier gibt es noch viel zu tun. Entscheidend ist in dieser Hinsicht die Rolle der Gläubigen, als "Sauerteig" in der Gesellschaft zu wirken. Es kann allerdings nicht davon ausgegangen werden, dass alle katholischen Bürger in ihrem Denken mit der Lehre der Kirche über die heutigen ethischen Grundfragen übereinstimmen. Es ist daher erneut eure Pflicht, dafür zu sorgen, dass die auf jeder Ebene des kirchlichen Lebens vorgesehene moralische Erziehung die authentische Lehre vom Evangelium des Lebens widerspiegelt.
Ansprache bei der Begegnung mit den Bischöfen der USA in Washington, 16. April 2008




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Die Entdeckung der Wahrheit
Ich habe ein wachsendes Interesse der Regierungen bemerkt, Programme zur Förderung des interreligiösen und interkulturellen Dialogs zu unterstützen. Das sind lobenswerte Initiativen. Gleichzeitig ist das Ziel der Religionsfreiheit, des interreligiösen Dialogs und der konfessionsgebundenen Erziehung mehr als nur ein Konsens über die Umsetzung praktischer Strategien, um den Frieden voranzubringen. Der eigentliche Zweck des Dialogs ist die Entdeckung der Wahrheit. Was ist der Ursprung und die Bestimmung der Menschheit? Was ist Gut und Böse? Was erwartet uns am Ende unseres irdischen Lebens? Nur wenn wir diese tieferen Fragen angehen, können wir eine solide Grundlage für den Frieden und die Sicherheit der Menschheitsfamilie schaffen, denn es ist so, "dass der Mensch, wo und wann immer er sich vom Glanz der Wahrheit erleuchten lässt, fast selbstverständlich den Weg des Friedens einschlägt" (Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages 2006, 3).
Ansprache bei Begegnung mit Vertretern anderer Religionen in Washington D.C., 17. April 2008



Jesus Christus, der ewige Logos
Angesichts dieser tieferen Fragen über den Ursprung und die Bestimmung der Menschheit schlagen die Christen Jesus von Nazareth vor. Er, so glauben wir, ist der ewige "Logos", der Fleisch wurde, um den Menschen mit Gott zu versöhnen und den tieferen Grund aller Dinge zu offenbaren. Ihn bringen wir in das Forum des interreligiösen Dialogs hinein. Das heftige Verlangen, ihm nachzufolgen, spornt die Christen an, ihren Geist und ihr Herz im Dialog zu öffnen (vgl. Lk 10,25-37; Joh 4,7-26).
Ansprache bei Begegnung mit Vertretern anderer Religionen in Washington D.C., 17. April 2008



Relativismus schwächt die christliche Lehre ab
Meine lieben Freunde, die Kraft des "kerygma" hat nichts von ihrer inneren Dynamik verloren. Dennoch müssen wir uns fragen, ob sie nicht vielleicht durch einen relativistischen Zugang zur christlichen Lehre abgeschwächt wurde - ähnlich dem, den man in säkularen Ideologien findet. Die nur die Wissenschaft allein für "objektiv" halten und die Religion vollkommen in die subjektive Sphäre individueller Gefühle verbannen.
bild Wissenschaftliche Entdeckungen und ihre Anwendung durch den menschlichen Geist bieten zweifellos neue Möglichkeiten, die der Menschheit zugute kommen. Das bedeutet jedoch nicht, dass das, was man "wissen" kann, auf das empirisch Verifizierbare beschränkt ist, noch dass die Religion sich nur im wandelbaren Bereich der "persönliche Erfahrung" bewegt.
Ansprache bei Ökumenischer Begegnung in der Pfarrei "St. Joseph" in New York, 18. April 2008



Die Wahrheit erkennen
Sämtliche Aktivitäten der Kirche entspringen ihrem Bewusstsein, dass sie Trägerin einer Botschaft ist, die ihren Ursprung in Gott selbst hat: in seiner Güte und Weisheit beschloss Gott, sich selbst zu offenbaren und das Geheimnis seines Willens kundzutun (vgl. Eph 1,9; Dei Verbum,2). Gottes Wunsch, sich zu offenbaren, und der allen Menschen angeborene Wunsch, die Wahrheit zu erkennen, bilden den Kontext für die menschliche Erkundung über den Sinn des Lebens. Diese einzigartige Begegnung wird in unserer christlichen Gemeinschaft aufrechterhalten: Wer nach der Wahrheit sucht, ist auch derjenige, der vom Glauben lebt (vgl. Fides et ratio,31). Es lässt sich beschreiben als ein Schritt vom "Ich" zum "Wir", der dazu führt, dass der einzelne in das Volk Gottes eingegliedert wird.
Ansprache bei Besuch der Katholischen Universität in Washington D.C., 16. April 2008



Kenntnis der Wahrheit
Wahrheit bedeutet mehr als Wissen: Kenntnis der Wahrheit führt uns zur Entdeckung des Guten. Die Wahrheit spricht zum einzelnen in seiner Gesamtheit und fordert uns auf, mit unserem ganzen Sein zu antworten.
Ansprache bei Besuch der Katholischen Universität in Washington D.C., 16. April 2008



Das Evangelium ist das Leben verändernd
Die liebende Wahrheit des Evangeliums ist alles andere als eine blosse Mitteilung sachlicher Daten - also nicht nur "informativ" -, sie ist vielmehr schöpferisch und das Leben verändernd - also "performativ" (vgl. Spe slavi,2). Mit Vertrauen können christliche Erzieher die jungen Menschen von den Grenzen des Positivismus befreien und in ihnen die Empfänglichkeit für die Wahrheit, für Gott und seine Güte wecken. Auf diese Weise werden sie auch mithelfen, deren Gewissen zu formen, das, durch den Glauben bereichert, einen sicheren Weg zum inneren Frieden und zur Achtung vor den anderen eröffnet.
Ansprache bei Besuch der Katholischen Universität in Washington D.C., 16. April 2008



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Von der Wahrheit sprechen
Habt ihr bemerkt, wie oft Freiheit eingefordert wird, ohne dass dabei jemals auf die Wahrheit der menschlichen Person Bezug genommen wird? Einige behaupten heutzutage, dass die Achtung der Freiheit des Individuums die Suche nach der Wahrheit - selbst der Wahrheit des Guten - ungerecht werden lässt. In einigen Kreisen wird es sogar als Quelle von Streitigkeiten und Zerwürfnissen angesehen, von der Wahrheit zu sprechen, was folglich am besten der Privatsphäre vorzubehalten ist. Und an der Stelle der Wahrheit - oder besser gesagt an der Stelle ihres Fehlens - hat sich eine Vorstellung ausgebreitet, die unterschiedslos allem einen Wert bemisst und behauptet, auf diese Weise die Freiheit zu sichern und das Bewusstsein zu befreien. Das ist es, was wir als Relativismus bezeichnen.
Ansprache an die Jugendlichen und Seminaristen im New Yorker Priesterseminar "Saint Joseph", 19. April 2008



Gott allein ist der Herr des Lebens
Es muss konkret bezeugt werden, dass die Achtung vor dem Leben die erste Gerechtigkeit ist die es anzuwenden gilt. Für jeden, der das Geschenk des Glaubens besitzt, wird das zu einem unabdingbaren imperativ, weil der Anhänger Christi aufgerufen ist, zunehmend "Prophet" einer Wahrheit zu sein, die niemals ausgelöscht werden kann: Gott allein ist Herr des Lebens. Jeder Mensch wird von ihm erkannt und geliebt, gewollt und geführt. Hier allein - in der Tatsache, dass jeder Mensch den einzigen Plan Gottes verwirklicht, dass ein jeder von demselben Schöpfungsgedanken Gottes herrührt - besteht die tiefste und grosse Einheit der Menschheit. Man begreift also warum es in der Bibel heisst: Wer den Menschen entweiht, entweiht das Eigentum Gottes (vgl. Gen 9,5).
Ansprache für die Mitglieder der italienischen "Bewegung für das Leben", 12. Mai 2008



Die Pflicht die Wahrheit zu suchen
Alle Männer und Frauen haben die Pflicht, die Wahrheit zu suchen. Wenn sie gefunden wird, dann müssen sie ihr ganzes Leben nach ihren Forderungen ordnen (vgl. Dignitatis humanae, 2). Daher ist der wichtigste Beitrag, den wir zum interreligiösen Dialog leisten können, das wir Jesu von Nazaret kennen, der "der Weg, die Wahrheit und das Leben" ist (Joh 14,6).
"Ad-limina"-Besuch der Bischöfe aus Bangladesch, 12. Juni 2008



Die Gefahr des Relativismus
So manches Unheil kommt auch daher, dass Freiheit und Toleranz so oft von der Wahrheit getrennt werden. Das wird durch die heute weithin vertretene Vorstellung gefördert, dass es keine absoluten Wahrheiten gibt, die unser Leben lenken können. Der Relativismus hat, indem er unterschiedslos praktisch allem einen Wert zugesteht, die "Erfahrung" zum alleinigen Kriterium erhoben. Wenn aber Erfahrungen von jeder Überlegung, was gut und wahr sei, losgelöst werden, können sie, anstatt zu echter Freiheit zu verhelfen, zu moralischer und intellektueller Verwirrung, zu einer Schwächung der Prinzipien, zum Verlust der Selbstachtung und sogar in die Verzweiflung führen.
Ansprache bei Willkommensfeier auf den Hafengelände in Sydney, 17. Juli 2008



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Der Gesamt-Horizont der Wahrheit
Die Einheit von Gottes Schöpfung ist durch Wunden geschwächt, die besonders tief gehen, wenn gesellschaftliche Beziehungen auseinanderbrechen oder wenn der menschliche Geist gleichsam aufgerieben wird durch Ausbeutung und Missbrauch von Menschen. Tatsächlich erlebt die Gesellschaft heute eine Zersplitterung durch eine Denkweise, die in sich kurzsichtig ist, weil sie den Gesamt-Horizont der Wahrheit ausser acht lässt - die Wahrheit über Gott und über uns. Der Relativismus ist von Natur aus nicht imstande das Bild in seiner Ganzheit zu sehen. Er ignoriert genau jene Prinzipien, die uns befähigen, in Einheit, Ordnung und Harmonie zu leben und uns zu entwickeln.
Ansprache bei Gebetsvigil in Sydney, 19. Juli 2008



Die Wahrheit wird euch frei machen
Seid wirklich frei, liebt die Wahrheit leidenschaftlich. Jesus, der Herr, hat gesagt: "Die Wahrheit wird euch befreien" (Joh 8,32). Der moderne Nihilismus verkündet das Gegenteil, dass die Freiheit euch wahr macht. Einige behaupten auch, dass es keine Wahrheit gibt. So ebnen sie einer Entleerung der Begriffe des Guten und des Bösen den Weg und machen sie sogar austauschbar.
Ansprache bei Begegnung mit den Jugendlichen in Cagliari, 7. September 2008



Nach der Wahrheit hungern
Tatsächlich kann ein Mensch den Hunger ertragen und überwinden, aber er kann nicht dort leben, wo Gerechtigkeit und Wahrheit missachtet werden. Das materielle Brot allein reicht nicht aus, es genügt nicht, um menschlich erfüllt zu leben; es bedarf einer anderen Nahrung, nach der man stets hungern muss. Von der man sich ernähren muss für das eigenen persönliche Wachstum und für das der Familie und der Gesellschaft.
Ansprache bei Begegnung mit den Jugendlichen in Cagliari, 7. September 2008



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Was setze ich an die erste Stelle?
Der Aufruf, die Götzen zu meiden, bleibt auch heute aktuell. Hat sich die gegenwärtige Welt nicht ihre eigenen Götzen geschaffen? Hat sie etwa nicht, vielleicht auch unbewusst, die Heiden des Altertums nachgeahmt, indem sie den Menschen von seinem wahren Ziel abbrachte, von der Glückseligkeit, ewig mit Gott zu leben? Dies ist eine Frage, die jeder Mensch, der sich selbst gegenüber ehrlich ist, sich stellen muss. Was ist wichtig in meinem Leben? Was setze ich an die erste Stelle?
Predigt bei der Eucharistiefeier in Paris, 13. September 2008



Götzendienst: eine Täuschung
Der Götze ist eine Täuschung, denn er bringt seinen Betrachter von der Wirklichkeit ab, um ihn ins Reich des Scheins zu verbannen. Aber ist dies nicht eine Versuchung, die unserer Epoche eigen ist, die die einzige ist, auf die wir wirksam einwirken können? Die Versuchung, eine Vergangenheit, die nicht mehr ist, zu vergötzen und dabei deren Mängel zu vergessen; die Versuchung, eine Zukunft, die noch nicht existiert, zu vergötzen und dabei zu glauben, dass der Mensch mit seinen Kräften allein das Reich ewiger Glückseligkeit auf der Erde schaffen kann!
Predigt bei der Eucharistiefeier in Paris, 13. September 2008



Unsere Vernunft, eine wertvolle Gabe
„Ich rede doch zu verständigen Menschen; urteilt selbst über das, was ich sage“ (Kor 10,15). Niemals verlangt Gott, dessen bevollmächtigter Zeuge der Apostel hier ist, vom Menschen, seine Vernunft zu opfern! Niemals tritt die Vernunft in einen wirklichen Gegensatz zum Glauben: der eine Gott – Vater, Sohn und heiliger Geist – hat unsere Vernunft erschaffen und schenkt uns den Glauben, indem er unserer Vernunft anbietet, diesen als wertvolle Gabe zu empfangen. Der Götzenkult ist es, der den Menschen von dieser Perspektive abbringt, und die Vernunft selbst kann sich Götzen schmieden. Bitten wir daher Gott, der uns sieht und hört, dass er uns helfe, uns von allen Götzen zu reinigen, um zur Wahrheit unseres Seins, um zur Wahrheit seines unendlichen Seins zu gelangen.
Predigt bei der Eucharistiefeier in Paris, 13. September 2008