Umwelt und Natur




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Sorge um die Umwelt
Was entdecken wir? Vielleicht kommen wir etwas widerstrebend zu dem Eingeständnis, dass es auch Verletzungen gibt, welche die Oberfläche unserer Erde zeichnen: Erosion, Entwaldung, die Verschwendung der weltweiten Mineral- und Meeresressourcen, um einen unersättlichen Konsumismus zu befriedigen. Einige von euch kommen aus Inselstaaten, deren Existenz durch die ansteigenden Meeresspiegel bedroht sind; andere aus Nationen, die unter den folgen verheerender Trockenheit leiden. Die wunderbare Schöpfung Gottes wird bisweilen von ihren Verwaltern als beinahe feindlich, sogar als etwas Gefährliches erfahren. Wie kann etwas, das "gut" ist, so bedrohlich erscheinen?
Ansprache bei Willkommensfeier auf den Hafengelände in Sydney, 17. Juli 2008



Die Umwelt schätzen und bewahren
Der im Herzen des Menschen verwurzelte religiöse Sinn öffnet Männer und Frauen auf Gott hin und führt sie zur Erkenntnis, dass die persönliche Erfüllung nicht in der egoistischen Befriedigung kurzlebiger Wünsche besteht. Er führt uns vielmehr dazu, die Bedürfnisse der anderen zu stillen und nach konkreten Wegen zu suchen, wie wir zum Gemeinwohl beitragen können. Die Religionen spielen diesbezüglich eine besondere Rolle, denn sie lehren die Menschen, dass echter Dienst Opfer und Selbstbeherrschung verlangt, die ihrerseits durch Selbstverleugnung, Mässigung und einen bescheidenen Umgang mit Gütern dieser Welt gepflegt werden müssen. Das führt Männer und Frauen dazu, die Umwelt als ein Wunderwerk zu betrachten, das geschätzt und bewahrt werden soll, und nicht als einen Gebrauchsgegenstand, der einfach konsumiert werden kann.
Ansprache bei Interreligiöser Begegnung in Sydney, 18. Juli 2008



Die Nutzung des Wassers
Wir müssen uns der Tatsache bewusst werden, dass das Wasser - ein wesentliches und unverzichtbares Gut, das der Herr dem Menschen geschenkt hat, um das Leben zu erhalten und es zur Entfaltung zu bringen - aufgrund des Zwangs und des Drucks zahlreicher sozialer und wirtschaftlicher Faktoren heute leider zu einem Gut geworden ist, das besonderen Schutz durch klare politische Richtlinien auf nationaler und internationaler Ebene verlangt und das nach vernünftigen Kriterien der Solidarität und der Verantwortung genutzt werden muss.
bild Die Nutzung des Wassers - die als universales und unveräusserliches Recht angesehen ist - steht in engem Bezug zu den wachsenden und dringenden Nöten der in Armut lebenden Menschen, denn "ein eingeschränkter Zugriff auf Trinkwasser beeinträchtigt das Wohlergehen einer gewaltige Zahl von Personen und ist oft Ursache von Krankheiten , Leiden, Konflikten, Armut und sogar Tod" (Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden, Kompendium der Soziallehre der Kirche, 484).
Schreiben anlässlich des "Tages des Heiligen Stuhls" auf der Weltausstellung in Saragossa, 10. Juli 2008



Wasser vernünftig und solidarisch nutzen
Im Zusammenhang mit dem Recht auf Wasser muss auch hervorgehoben werden, dass dieses Recht seine Grundlagen in der Würde der menschlichen Person hat. Daher müssen die Stellungnahmen jener, die das Wasser einzig und allein als Wirtschaftsgut betrachten und behandeln, einer kritischen Untersuchung unterzogen werden. Die Nutzung des Wassers muss vernünftig und solidarisch sein, Frucht eines ausgewogenen Zusammenwirkens zwischen dem öffentliche und dem privaten Bereich.
Schreiben anlässlich des "Tages des Heiligen Stuhls" auf der Weltausstellung in Saragossa, 10. Juli 2008



Die geistliche Dimension des Wassers
Die Tatsache, dass das Wasser heute in erster Linie als materielles Gut betrachtet wird, darf nicht die religiösen Bedeutung in Vergessenheit geraten lassen, die die gläubige Menschheit und vor allem das Christentum vom Wasser her entwickelt hat, indem sie ihm einen grossen Wert als kostbares immaterielles Gut zusprach, das das Leben des Menschen hier auf Erden stetes bereichert. Wie sollten man in diesem Zusammenhang nicht die eindrucksvolle Botschaft in Erinnerung rufen, die uns die Heilige Schrift vermittelt, in der das Wasser Symbol der Reinigung (vgl. Ps 512,4; Joh 13,8) und des Lebens (vgl. Joh 3,8; Gal 3,27) ist? Die volle Rückgewinnung dieser geistlichen Dimension ist Gewährleistung und Voraussetzung für einen angemessenen Ansatz zur Behandlung der ethischen, politischen und wirtschaftlichen Probleme, die die komplexe Verwaltung des Wassers durch viele daran interessierte Menschen beeinflussen, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene.
Schreiben anlässlich des "Tages des Heiligen Stuhls" auf der Weltausstellung in Saragossa, 10. Juli 2008



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Einen neuen Lebensstil finden
Es geht ja nicht nur darum, dass wir Techniken der Schadenvermeidung finden, so wichtig es auch ist, dass wir alternative Energien finden und vieles mehr. Doch alles das wird nicht ausreichen, wenn wir nicht selbst einen neuen Lebensstil finden, eine Disziplin auch der Verzichte, eine Disziplin der Anerkennung der anderen, denen die Schöpfung genauso gehört wie uns, die wir leichter über sie verfügen können; eine Disziplin der Verantwortung vor der Zukunft der anderen und unserer eigenen Zukunft, weil es Verantwortung vor dem ist, der unser Richter ist und als Richter unser Retter, aber eben wirklich auch unser Richter.
Begegnung mit Priestern, Diakonen und Seminaristen aus Südtirol, 6. August 2008



Ein Ausgewogener Umgang mit der natürlichen Umgebung
Vor allem müssen im Tourismusbereich, dem grossen Nutzniesser der Natur, alle zu einem ausgewogenen Umgang mit ihrer natürlichen Umgebung bereit sein, die unser gemeinsames Haus ist und dies für alle, die nach uns kommen, bleiben soll. Der Zerstörung der Umwelt kann nur Einhalt geboten werden, wenn sich eine entsprechende Verhaltenskultur verbreitet, die massvollere Lebensstile einschliesst. Daher ist es, wie ich kürzlich gesagt habe, so wichtig, zu einer Ethik der Verantwortlichkeit zu erziehen und "konstruktivere Vorschläge zu machen, um das Wohl der kommenden Generationen zu gewährleisten" (Ansprachen im Elysée-Palast, 12. September 2008).
Ansprache an die Teilnehmer an einer vom Zentrum für Jungendtourismus (CTG) und vom Internationalen Sozialtourismus (BITS) ausgerichteten Tagung, 27. September 2008



Dem Konsumdenken eine Absage erteilen
Es steht auch den jungen Generationen zu, einen gesunden und solidarischen Tourismus zu fördern, der dem Konsumdenken und der Verschwendung der Ressourcen der Erde eine Absage erteilt, um Raum zu lassen für Gesten der Solidarität und Freundschaft, der Erkenntnis und des Verständnisses. Auf diese Weise kann der Tourismus zu einem bevorzugten Werkzeug der Erziehung zu einem friedlichen Zusammenleben werden. Gott helfe euch bei eurer Arbeit.
Ansprache an die Teilnehmer an einer vom Zentrum für Jungendtourismus (CTG) und vom Internationalen Sozialtourismus (BITS) ausgerichteten Tagung, 27. September 2008



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Sorge um den Zustand des Planeten
In einem wesentlich weiteren Rahmen, […] beunruhigt mich auch der Zustand unseres Planeten. In enormer Grosszügigkeit hat Gott uns die von ihm erschaffene Welt anvertraut. Wir müssen lernen, sie besser zu bewahren und zu schützen. Mir scheint der Moment gekommen, konstruktivere Vorschläge zu machen, um das Wohl der kommenden Generationen zu gewährleisten.
Ansprache bei der Begrüssungszeremonie im Élysée-Palast in Paris, 12. September 2008