Recht auf Leben




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Anerkennen wir die Würde des Menschen
Wie steht es um unser soziales Umfeld? Sind wir gleichermassen aufmerksam auf die Zeichen unserer Abwendung von den moralischen Strukturen, mit denen Gott die Menschheit ausgestattet hat (vgl. Botschaft zum Weltfriedenstag 2007, 8)? Anerkennen wir, dass die angeborene Würde jedes einzelnen Menschen auf seiner tiefsten Identität als Abbild des Schöpfers beruht und dass daher die Menschenrechte universal sind, auf dem Naturrecht basieren und nicht von Verhandlungen oder Zugeständnissen abhängen, geschweige denn dem Kompromiss überlassen sind? Und so werden wir angeregt, darüber nachzudenken, welchen Platz die Armen und die alten Menschen, die Immigranten und diejenigen, die kein Mitspracherecht besitzen, in unseren Gesellschaften einnehmen. Wie ist es möglich, dass so viele Mütter und Kinder unter häuslicher Gewalt zu leiden haben? Wie ist es möglich, dass der wundersamste und heiligste Raum im Menschen - der Mutterschoss - zum Ort unsagbarer Gewalt geworden ist?
Ansprache bei Willkommensfeier auf den Hafengelände in Sydney, 17. Juli 2008



Das Fehlverhalten der Menschheit
Wir entdecken, dass nicht nur das natürliche, sondern auch das soziale Umfeld - der Lebensraum den wir selbst uns gestalten - seine Verletzungen hat; Wunden, die anzeigen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Auch hier, in unserem persönlichen Leben und in unseren Gemeinschaften können wir einer Feindseligkeit, etwas gefährlichem begegnen, einem Gift, das droht, das, was gut ist, zu zerstören, das, was wir sind, zu verformen und den Zweck, zu dem wir erschaffen worden sind, zu verdrehen. Beispiele dafür sind reichlich vorhanden, wie Ihr selber wisst. Zu den vorherrschenden gehören Alkohol und Drogenmissbrauch, die Verherrlichung der Gewalt und der sexuelle Verfall, die in Fernsehen und Internet oft als Unterhaltung präsentiert werden. Ich frage mich; könnt jemand Aug' in Auge mit Menschen die tatsächlich unter Gewalt und sexueller Ausbeutung leiden, "erklären", dass diese Tragödien, wenn sie in virtueller Form widergegeben werden, lediglich als "Unterhaltung" zu betrachten sind?
Ansprache bei Willkommensfeier auf den Hafengelände in Sydney, 17. Juli 2008



Eine Welt aufbauen, in der das Leben geschätzt wird
Gestärkt durch den Geist und gestützt auf die Weitsicht des Glaubens, ist eine neue Generation von Christen dazu berufen, zum Aufbau einer Welt beizutragen, in der das Leben angenommen, geachtet und geliebt und nicht abgelehnt, wie eine Bedrohung gefürchtet und zerstört wird.
bild Eine neue Zeit, in der die Liebe nicht gierig und selbstsüchtig, sondern rein, treu und wahrhaft frei offen für andere und voll Achtung für ihre Würde ist, ihr Wohl sucht und Freude und Schönheit ausstrahlt. Eine neue Zeit, in der die Hoffnung uns von der Oberflächlichkeit, der Lustlosigkeit und der Ichbezogenheit befreit, die unsere Seele absterben lassen und das Netz der menschlichen Beziehungen vergiften. Liebe junge Freunde, der Herr bittet Euch, Propheten dieser neuen Zeit zu sein, Boten seiner Liebe, die die Menschen zum Vater hinziehen und eine Zukunft der Hoffnung für die ganze Menschheit aufbauen.
Eucharistiefeier zum Abschluss des XXIII. Weltjugendtags in Sydney, 20. Juli 2008



Die Würde des Menschen muss immer geachtet werden
Früher gab man sich oft damit zufrieden, das Leiden der kranken Person zu lindern, weil man das Fortschreiten der Krankheit nicht aufhalten und sie in keiner Weise heilen konnte. Im vergangenen Jahrhundert haben die Entwicklungen der Wissenschaft und der chirurgischen Technik es möglich gemacht, das Leben des Kranken mit zunehmendem Erfolg zu beeinflussen. So ist die Heilung, die zuvor in vielen Fällen nur ein Möglichkeit am Rand gewesen war, heute eine Perspektive, die für gewöhnlich Wirklichkeit werden kann, bis zu dem Punkt, dass sie die Aufmerksamkeit der aktuellen Medizin fast ausschliesslich auf sich zieht.
Aus diesem Ansatz ergibt sich jedoch eine neue Gefahr: die Gefahr, den Patienten sich selbst zu überlassen in dem Augenblick, wo es unmöglich erscheint, gute Ergebnisse zu erzielen. Hingegen steht fest, dass man, auch wenn keine Aussicht mehr auf Genesung besteht, noch viel für den Kranken tun kann: Man kann sein Leiden erleichtern, vor allem kann man ihn auf seinem Weg begleiten und so weit wie möglich seine Lebensqualität verbessern. Das ist nicht zu unterschätzen, denn jeder einzelne Patient, auch der unheilbar Kranke, hat einen unabdingbaren Wert, eine Würde, die geehrt werden muss, die das unauslöschliche Fundament jedes ärztlichen Handelns ist. Denn die Achtung der Menschenwürde erfordert die bedingungslose Achtung jedes einzelnen Menschen, geboren oder ungeboren, gesund oder krank, in welcher Situation auch immer er sich befindet.
Ansprache an die Teilnehmer des Nationalen Kongresses der Italienischen Gesellschaft für Chirurgie, 20. Oktober 2008