Kinder
Das Kind: ein Geschenk und kostbares Gut
Schon die Menschen der Antike erkannten, wie wichtig es ist, das Kind zu achten, ein Geschenk und kostbares Gut für die Gesellschaft, dem jene menschliche Würde zuerkannt werden muss, die es bereites dann im vollem Ausmass besitzt, wenn es noch nicht geboren, sondern noch im Mutterleib ist. Jeder Mensch hat in sich selbst einen Wert, weil er als Gottes Ebenbild geschaffen ist, in dessen Augen er desto kostbarer ist, je schwächer er dem menschlichen Blick erscheint.
Ansprache für die Teilnehmer am Internationalen Kongress des Päpstlichen Rats für die Pastoral im Krankendienst, 15. November 2008
Kinder müssen mit viel Liebe angenommen werden
Mit wie viel Liebe muss [...] auch ein Kind angenommen werden, das noch nicht geboren und bereits von Erkrankungen betroffen ist! "Sinite parvulos venire ad me", sagt Jesus im Evangelium (vgl. Mk 10,14). So zeigt er uns, mit welcher Achtung und Annahme wir für jedes Kind Sorge tragen müssen, besonders dann, wenn es schwach und in Not ist, wenn es leidet und wehrlos ist. Ich denke besonders an die kleinen Waisen oder an jene, die aufgrund von Elend oder dem Auseinanderbrechen von Familien verlassen wurden; ich denke an die Kinder, die unschuldige Opfer von Aids oder des Krieges und der vielen bewaffneten Konflikte in verschiedenen Teilen der Welt sind; ich denke an die Kinder, die aufgrund von Elend, Dürre und Hunger sterben.
Ansprache für die Teilnehmer am Internationalen Kongress des Päpstlichen Rats für die Pastoral im Krankendienst, 15. November 2008
Die Kirche vergisst ihre Kinder nicht
Die Kirche vergisst diese Kinder, ihre kleinsten Söhne und Töchter, nicht, und wenn sie einerseits die Initiativen der reicheren Nationen zur Verbesserung ihrer Entwicklungslage gutheisst, so verspürt sie andererseits sehr stark die Pflicht, dazu aufzurufen, diesen unseren Brüdern und Schwestern grössere Aufmerksamkeit zu schenken, damit sie dank unserer gemeinsamen Solidarität dem Leben mit Zuversicht und Hoffnung begegnen können.
Ansprache für die Teilnehmer am Internationalen Kongress des Päpstlichen Rats für die Pastoral im Krankendienst, 15. November 2008
Ein Ereignis, das Freude bereitet
Die Geburt eines Kindes sollte immer ein Ereignis sein, das Freude bereitet; die Umarmung eines Neugeborenen weckt normalerweise Gefühle der fürsorglichen Aufmerksamkeit, der Rührung und der Zärtlichkeit. Weihnachten ist die Begegnung mit einem Neugeborenen, das in einer armseligen Grotte weint. Wie könnte man bei seinem Anblick in der Krippe nicht an die zahlreichen Kinder denken, die noch heute in vielen Gegenden der Welt in grosser Armut das Licht der Welt erblicken? Wie könnte man nicht an die Neugeborenen denken, die nicht angenommen, die abgelehnt werden, an jene, denen es wegen mangelnder Pflege und Aufmerksamkeit nicht gelingt zu überleben? Wie könnt man nicht auch an die Familien denken, die sich sehr über ein Kind freuen würden und diese ihre Erwartung nicht erfüllt sehen.
Generalaudienz, 17. Dezember 2008
Jedes Kind bittet um unsere Liebe
über jedem Kind liegt der Abglanz des Kindes von Bethlehem. Jedes Kind bittet um unsere Liebe, in dieser Nacht denken wir daher besonders auch an die Kinder, denen die Liebe der Eltern versagt ist. An die Strassenkinder, denen kein Zuhause geschenkt ist. An die Kinder, die als Soldaten missbraucht und zu Werkzeugen der Gewalt gemacht werden, anstatt Träger der Versöhnung und des Friedens sein zu dürfen. An die Kinder, die durch die Porno-Industrie und durch all die schändlichen Formen des Missbrauchs bis in die Tiefe ihrer Seele hinein verwundet werden. Das Kind von Bethlehem ist ein neuer Anruf an uns, alles zu tun, damit die Not dieser Kinder ende; alles zu tun, damit das Licht von Bethlehem die Herzen der Menschen anrührt.
Mitternachtsmette in der Basilika St. Peter, 25. Dezember 2008
Besondere Aufmerksamkeit für die Kinder
Ganz besondere Aufmerksamkeit muss den Kindern gelten: 20 Jahre nach Annahme der Konvention über die Rechte der Kinder bleiben diese noch immer sehr verwundbar. Viele Kinder erleben das Flüchtlings- und Vertriebenendrama in Somalia, Darfur und in der Demokratische Republik Kongo. Es handelt sich dabei um Migrationsströme, die Millionen von Menschen betreffen, die humanitäre Hilfe brauchen und die vor allem ihrer elementaren Rechte beraubt und in ihrer Würde verletzt werden.
Ansprache beim Neujahrsempfang für das Diplomatische Korps, 8. Januar 2009
Mit Gott vereint sein
Ihr vertraut eure Kinder heute also der Güte Gottes an, der die Fülle des Lichts und der Liebe ist. Und sie werden sich auch in den Schwierigkeiten des Lebens nie im Stich gelassen fühlen, wenn sie mit ihm vereint bleiben. Widmet euch deshalb mit Sorgfalt der Glaubenserziehung, lehrt sie, zu beten und zu wachsen wie Jesus und mit seiner Hilfe, denn er "wuchs heran, und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen" (vgl. Kl 2,52).
Predigt bei der Eucharistiefeier mit Kindertaufe am Fest der Taufe des Herrn, 11. Januar 2009
Gruss an die Kinder
Mein ganz besonderer Gruss gilt Euch, liebe kranke und leidende Kinder: Der Papst umarmt Euch mit väterlicher Liebe gemeinsam mit Euren Eltern und Familienangehörigen und versichert Euch seines besonderen Gedenkens im Gebet.
Botschaft zum XVII. Welttag der Kranken, 2. Februar 2009
Ein Wort an die Jugendlichen
Bewahrt angesichts der Schwierigkeiten des Lebens den Mut! Euer Leben hat einen unendlichen Wert in den Augen Gottes. Lasst euch von Christus ergreifen, nehmt es an, ihm eure Liebe zu schenken und dies - warum nicht - als Priester oder im geweihten Leben! Das ist der höchste Dienst.
Predigt bei der Hl. Messe in Yaoundé, 19. März 2009
Die Liebe erkennen
Das Zweite Vatikanische Konzil lehrt uns, dass die Kinder bei der Heiligung ihrer Eltern eine besondere Rolle spielen (vgl. Gaudium et spes, 48). Ich bitte euch [die jungen Menschen] eindringlich, darüber nachzudenken und euch vom Vorbild Jesu leiten zu lassen, also euren Eltern nicht nur Respekt zu zollen, sondern ihnen auch zu helfen, jene Liebe in ihrer ganzen Fülle zu erkennen, die unserm Leben erst seinen tiefsten Sinn gibt. In der Heiligen Familie von Nazaret war es Jesus, von dem Maria und Josef von der Grösse Gottes, seines himmlischen Vaters, erfahren haben, jener letzten Quelle aller Liebe, dem Vater, nach dessen Namen jedes Geschlecht im Himmel und auf der Erde benannt wird (vgl. Eph 3,14-15).
Predigt bei der Heiligen Messe in Nazaret, 14.Mai 2009
Die Kinder sind die Zukunft
Wie viele Kinder werden hingegen nicht geliebt, nicht angenommen und nicht geachtet! Wie viele sind Opfer der Gewalt und jeder Art von Ausbeutung durch skrupellose Menschen! Den Kleinen möge jene Achtung und jene Aufmerksamkeit zukommen, die ihnen gebührt: die Kinder sind die Zukunft und die Hoffnung der Menschheit.
Grussworte beim "Prager Jesulein" in der Kirche St. Maria vom Siege, 26. September 2009
Ein Wort an die Kinder
Nun möchte ich ein besonderes Wort an euch, liebe Kinder, und an eure Familien richten. Ihr seid in grosser Zahl gekommen, um mich zu treffen, und dafür danke ich euch von Herzen. Ihr seid die Lieblinge im Herzen des Jesuskindes, und darum sollt ihr es genauso lieben und nach seinem Beispiel gehorsam, höflich und hilfsbereit sein. Lernt, wie das Jesuskind eine Stütze für eure Eltern zu sein. Seid echte Freunde Jesu und geht immer voll Vertrauen zu ihm. Betet für euch selbst, für eure Eltern, Verwandten, Lehrer und Freunde, und betet auch für mich.
Grussworte beim "Prager Jesulein" in der Kirche St. Maria vom Siege, 26. September 2009
Kinder sind vollberechtigte Personen
Wie Jesus, der Herr, betrachtet die Kirche sie [die Kleinsten und Geringsten, die Kinder] nicht vorrangig als Empfänger von Hilfsmassnahmen und schon gar nicht von falschem Mitleid oder als Gegenstand der Instrumentalisierung, sondern als vollberechtigte Personen, die mit der ihnen eigenen Seinsweise den Königsweg aufzeigen, um in das Reich Gottes hineinzukommen: sich bedingungslos seiner Liebe anzuvertrauen.
Predigt bei der Eucharistiefeier zur Eröffnung der Zweiten Bischofssynode für Afrika, 4. Oktober 2009
Ja-sagen zum Leben
Auch in der Zeugung der Kinder spiegelt die Ehe ihr göttliches Vorbild, Gottes Liebe zum Menschen, wider. Bei Mann und Frau lassen sich Vaterschaft und Mutterschaft, ebenso wie der Körper und die Liebe, nicht auf das Biologische eingrenzen: Das Leben wird nur dann ganz weitergegeben, wenn mit der Geburt auch die Liebe und der Sinn weitergegeben werden, die es ermöglichen, zu diesem Leben Ja zu sagen. Von daher wird ganz klar, wie sehr es der menschlichen Liebe, der tiefen Berufung von Mann und Frau widerspricht, ihre Verbindung systematisch gegen das Geschenk des Lebens zu verschliessen und noch mehr, das werdende Leben zu beseitigen oder zu verletzen.
Schreiben bei der Eröffnung der Pastoraltagung der Diözese Rom zum Thema Familie, Lateranbasilika, 6. Juni 2005
Nicht aus eigener Kraft
Kein Mann und keine Frau können jedoch allein und nur aus eigenen Kräften den Kindern auf angemessene Weise die Liebe und den Sinn des Lebens schenken. Denn um zu jemandem sagen zu können: »Dein Leben ist gut, auch wenn ich deine Zukunft nicht kenne«, braucht es eine höhere Autorität und Glaubwürdigkeit, als sie das Individuum sich selbst geben kann. Der Christ weiss, dass diese Autorität jener umfassenden Familie übertragen ist, die Gott durch seinen Sohn Jesus Christus und die Gabe des Heiligen Geistes in der Geschichte der Menschen geschaffen hat, nämlich der Kirche. Er erkennt, dass hier jene ewige und unzerstörbare Liebe am Werk ist, die dem Leben eines jeden von uns einen beständigen Sinn sicherstellt, auch wenn wir die Zukunft nicht kennen. Aus diesem Grund erfolgt die Gründung jeder einzelnen christlichen Familie im Rahmen der grösseren Familie der Kirche, die sie unterstützt, mitträgt und gewährleistet, dass Sinn herrscht und dass auch in Zukunft über ihr das »Ja« des Schöpfers ruht.
Schreiben bei der Eröffnung der Pastoraltagung der Diözese Rom zum Thema Familie, Lateranbasilika, 6. Juni 2005
Gabe des Herrn
Kinder sind keine "Belästigung" und kein "Produkt", das persönliche Wünsche befriedigt; sie sind "eine Gabe des Herrn" (Ps 127, 3). Gottes Segen ruht auf jenen, die dieses grosse Geschenk mit offenem Herzen empfangen.
Generalaudienz, 31. August 2005
Für die Mütter
Sagt [den Müttern] einfach: Der Papst dankt euch! Er dankt euch, weil ihr das Leben geschenkt habt, weil ihr diesem wachsenden Leben helfen und so eine menschliche Welt errichten und einen Beitrag zur Zukunft des Menschen leisten wollt. Und das tut ihr, indem ihr nicht nur das biologische Leben schenkt, sondern auch den Mittelpunkt des Lebens vermittelt, indem ihr dazu beitragt, dass man Jesus kennenlernt und eure Kinder in die Bekanntschaft, in die Freundschaft mit Jesus einführt. Das ist die Grundlage jeder Katechese. Deshalb muss man den Müttern vor allem dafür danken, dass sie den Mut hatten, Leben zu schenken. Und man muss die Mütter bitten, dass sie das Leben bis zur Vollendung schenken, indem sie die Freundschaft mit Jesus schenken.
Ansprachen bei der Begegnung mit den Priestern der Diözese Rom, 2. März 2006
Jesus liebt die Kinder
Als ich vorhin durch einige der Stationen ging und dabei so viele Kinder sah, die leiden, dachte ich spontan an Jesus, der die Kinder sehr liebte und wollte, dass man sie zu Ihm kommen liesse. Ja, ebenso wie Jesus zeigt auch die Kirche ihre besondere Zuneigung zu den Kindern, vor allem wenn es sich dabei um leidende Kinder handelt. Dies ist der zweite Grund, aus dem ich zu Euch gekommen bin: Auch ich möchte die Liebe Jesu zu den Kindern bezeugen, eine Liebe, die ganz von selbst aus dem Herzen strömt und vom christlichen Geist vermehrt und verstärkt wird. Der Herr hat gesagt: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (vgl. Mt 25,40.45). In jedem Leidenden - und um so mehr gilt dies für die Kleinen und Schutzlosen - ist es Jesus, der uns aufnimmt und unsere Liebe erwartet.
Besuch im römischen Kinderkrankenhaus, 30. September 2005
Grösster Schatz
In Lateinamerika, wie an jedem anderen Ort, haben die Kinder das Recht, in einer auf die Ehe gegründeten Familie geboren zu werden und aufzuwachsen, wo die Eltern die ersten Glaubenserzieher für ihre Kinder sein sollen und diese zu ihrer vollen menschlichen und geistlichen Reife gelangen können. Kinder sind wirklich der grösste Schatz und das wertvollste Gut der Familie. Deshalb muss man allen Menschen helfen, sich des Übels bewusst zu werden, das dem Verbrechen der Abtreibung innewohnt, die dadurch, dass sie das menschliche Leben in seinen Anfängen gefährdet, auch ein Angriff auf die ganze Gesellschaft ist. Politiker und Gesetzgeber haben als Diener am Gemeinwohl daher die Pflicht, das grundlegende Recht auf Leben, das Frucht der Liebe Gottes ist, zu schützen.
Ansprache an die lateinamerikanischen bischöflichen Kommissionen für Familie und Leben, 3. Dezember 2005
Vertrauen zurückgewinnen
Weite Teile der Welt sind vom sogenannten "demographischen Winter" und der daraus folgenden fortschreitenden Überalterung der Bevölkerung betroffen; die Familien scheinen bisweilen bedroht zu sein durch die Angst vor dem Leben, vor Vater- und Mutterschaft. Sie müssen Vertauen und Zuversicht zurückgewinnen, damit sie ihre edle Mission, in Liebe Kinder zu zeugen, weiterhin erfüllen können.
Ansprache für die Teilnehmer an der Vollversammlung des Päpstlichen Rats für die Familie, 13. Mai 2006
Das Leben in Gefahr
Wo die wahre Quelle des Lebens nicht mehr strömt, wo man das Leben nur an sich reisst, anstatt es hinzugeben, dort ist auch das Leben der anderen in Gefahr; dort ist man bereit, das schutzlose, noch ungeborene Leben auszuschliessen, weil es dem eigenen Leben Raum zu nehmen scheint. Wenn wir das Leben schützen wollen, dann müssen wir vor allem die Quelle des Lebens wiederfinden; dann muss das Leben selbst in seiner ganzen Schönheit und Erhabenheit wieder zum Vorschein kommen; dann müssen wir uns beleben lassen vom Heiligen Geist, der schöpferischen Quelle des Lebens.
Predigt bei der Pfingstvigil, 3. Juni 2006
"Ja" zu den Kindern
Vater und Mutter haben einander vor Gott das volle "Ja"-Wort gegeben, das die Grundlage des Sakraments ist, das sie vereint; ebenso müssen sie, damit die innere Beziehung der Familie vollständig ist, auch ein "Ja" der Annahme zu ihren Kindern sagen, den leiblichen oder adoptierten, die ihre eigene Persönlichkeit und ihren eigenen Charakter haben. So werden diese Kinder in einem Klima des Angenommenseins und der Liebe aufwachsen, und es ist zu hoffen, dass sie, wenn sie die nötige Reife haben, ihrerseits ein "Ja" zu denen sagen werden, die ihnen das Leben geschenkt haben.
Ansprache am V. Welttreffen der Familien in Valencia, 8. Juli 2006
Eigenes Kind und Gotteskind
Im Ursprung jedes Menschen und somit in jeder menschlichen Vater- und Mutterschaft ist Gott der Schöpfer gegenwärtig. Daher müssen die Eltern das Kind, das ihnen geboren wird, nicht nur als ihr eigenes Kind, sonder auch als Kind Gottes annehmen, der es um seiner selbst willen liebt und es zur Gotteskindschaft beruft. Mehr noch: Jeder Zeugungsakt, jede Vater- und Mutterschaft, jede Familie hat ihren Anfang in Gott, der Vater, Sohn und Heiliger ist.
Predigt beim V. Welttreffen der Familien in Valencia, 9. Juli 2006
Die leidenden Kinder
Das Kind von Bethlehem lenkt unseren Blick auf all die leidenden und missbrauchten Kinder in der Welt, die geborenen wie die ungeborenen. Auf die Kinder, die als Soldaten in eine Welt der Gewalt hineingeführt werden; auf die Kinder, die betteln müssen; auf die Kinder, die darben und hungern; auf die Kinder, die keine Liebe erfahren. In ihnen allen ruft das Kind von Bethlehem uns an, ruft Gott uns an, der sich klein gemacht hat. Wir beten an diesem Tag darum, dass das Leuchten der Liebe Gottes all diese Kinder berühre, und wir bitten ihn darum, dass er uns helfe, das Unsrige zu tun, damit den Kindern ihre Würde wird; damit allen das Licht der Liebe aufgehe, das der Mensch noch mehr braucht als die materiellen Dinge, die zum Leben nötig sind.
Predigt in der Heiligen Nacht, 24. Dezember 2006
Europa will keine Kinder mehr
Angesichts dieser Familien mit den Kindern, in denen sich die Generationen die Hände geben und Zukunft Gegenwart ist, ist mir die Frage nach Europa in die Seele gedrungen, das anscheinend kaum noch Kinder will. Für den Aussenstehenden scheint es müde zu sein, ja, sich selbst von der Geschichte verabschieden zu wollen. Warum ist das so? Das ist die grosse Frage. Die Antworten darauf müssen sicher sehr vielschichtig sein. Bevor solche Antworten versucht werden, ist zuallererst der Dank an die vielen Ehepaare nötig, die auch heute, in unserem Europa, Ja sagen zum Kind und die die Mühen auf sich nehmen, die damit Verbunden sind: die sozialen und die finanziellen Probleme wie die Sorgen und Mühen Tag um Tag; die Hingabe, die nötig ist, um den Kindern den Weg in die Zukunft zu öffnen. Mit dem Andeuten dieser Mühsale zeigen sich wohl auch die Gründe, warum das Wagnis des Kindes so vielen zu gross erscheint. Das Kind braucht Zuwendung. Das bedeutet; wir müssen ihm etwas von unserer Zeit geben- das ist eine ganz praktische Weise, wie wir erlernen müssen, uns selber zu geben, uns zu verlieren, um uns zu finden.
Dazu kommt das schwierige Kalkül: Welche Vorgaben des rechten Weges sind wir dem Kind schuldig, und wie müssen wir dabei seine Freiheit achten? Das Problem ist auch deshalb so schwierig geworden, weil wir der Vorgaben nicht mehr sicher sind; weil wir nicht mehr wissen, was der Rechte Gebrauch der Freiheit, was die rechte Weise des Lebens, was das sittlich Gebotene und das Unzulässige ist. Der moderne Geist ist orientierungslos geworden, und diese eigene Orientierungslosigkeit hindert uns, anderen Wegweiser zu sein. Ja, die Problematik reicht noch tiefer. Der Mensch von heute ist der Zukunft unsicher. Kann man jemand in diese unbekannte Zukunft hineinschicken? Ist es überhaupt gut, ein Mensch zu sein? Diese tiefe Unsicherheit über den Menschen selbst ist – neben dem Willen, das Leben ganz für sich zu haben – wohl der tiefste Grund, warum das Wagnis des Kindes vielen kaum noch vertretbar scheint. In der Tat, das Leben können wir verantwortungsvoll nur weitergeben, wenn wir mehr zu geben vermögen als das bloss biologische Leben – einen Sinn, der auch in den Krisen der kommenden Geschichte trägt und eine Gewissheit der Hoffnung, die stärker ist als die Wolken, die über der Zukunft stehen. Wenn wir nicht neu die Gründe des Lebens erlernen – wenn wir nicht die Gewissheit des Glaubens neu finden -, dann werden wir auch immer weniger den anderen die Gabe des Lebens und den Auftrag der unbekannten Zukunft anvertrauen können. Damit hängt schliesslich noch das Problem endgültiger Entscheidungen zusammen: Kann der Mensch sich für immer binden? Kann er ein Ja auf Lebenszeit sagen? Ja, er kann es. Er ist dazu geschaffen. Gerade so verwirklicht sich des Menschen Freiheit, und so entsteht auch der heilige Raum der Ehe, die zur Familie wächst und Zukunft baut.
Weihnachtsempfang für die Römische Kurie, 22. Dezember 2006
Das Lächeln Gottes
Jedes Kind, das geboren wird, schenkt uns das Lächeln Gottes und lädt uns ein zu erkennen, dass das Leben sein Geschenk ist, ein Geschenk, das immer und in jedem Augenblick mit Liebe angenommen und fürsorglich gehütet werden muss.
Predigt bei der Tauffeier am Fest der Taufe des Herrn, 7. Januar 2007
Den Eltern anvertraut
Jedes Kind, das geboren wird, vertraut Gott seinen Eltern an: Wie wichtig ist da die auf der Ehe, Wiege des Lebens und der Liebe, gegründete Familie! Das Haus von Nazaret, wo die Heilige Familie lebt, ist Vorbild und Schule der Einfachheit, Geduld und Harmonie für alle christlichen Familien. Ich bitte den Herrn, dass auch eure Familien einladende Orte sein mögen, wo diese Kleinen nicht nur in guter Gesundheit heranwachsen können, sondern auch im Glauben und in der Liebe zu Gott, der sie heute durch die Taufe zu seinen Kindern macht.
Predigt bei der Tauffeier am Fest der Taufe des Herrn, 7. Januar 2007
In den Kindern dieser Welt geht das Kind Jesus auf uns zu
Das Kind Jesus erinnert uns natürlich auch an alle Kinder dieser Welt, in denen er auf uns zugehen will. An die Kinder, die in der Armut leben; als Soldaten missbraucht werden; die nie die Liebe der Eltern erfahren durften; an die kranken und leidenden, aber auch an die fröhlichen und gesunden Kinder. Europa ist arm an Kindern geworden: Wir brauchen alles für uns selber, und wir trauen wohl der Zukunft nicht recht. Aber zukunftslos wird die Erde erst sein, wenn die Kräfte des menschlichen Herzens und der vom Herzen erleuchteten Vernunft erlöschen - wenn das Antlitz Gottes nicht mehr über der Erde leuchtet. Wo Gott ist, da ist Zukunft.
Predigt bei der Eucharistiefeier beim Marienheiligtum Mariazell, 8. September 2007
Mann und Frau nehmen am Schöpfungsakt teil
Nicht zufällig beruft sich Jesus, wenn er über die menschliche Liebe spricht, auf das, was Gott am Anfang der Schöpfung gewirkt hat (vgl. Mt 19,4-6). Seine Lehre verweist auf einen ungeschuldeten Akt Gottes. Durch ihn wollte der Schöpfer nicht nur den Reichtum seiner Liebe, die sich öffnet und allem hinschenkt, zum Ausdruck bringen, sondern auch ein Urbild formen, auf das das Handeln der Menschheit ausgerichtet sein soll. In der Fruchtbarkeit der ehelichen Liebe nehmen Mann und Frau am Schöpfungsakt des Vaters teil und machen sichtbar, dass am Ursprung ihres Ehelebens ein echtes "Ja" steht, das in Gegenseitigkeit ausgesprochen und wirklich gelebt wird und das stets offen bleibt gegenüber dem Leben.
Ansprache an die Teilnehmer am Internationale Kongress anlässlich des 40.Jahrestages der Enzyklika "Humanae vitae", 10. Mai 2008
Die Weitergabe des Lebens
Die Weitergabe des Lebens ist in die Natur eingeschrieben, und ihre Gesetze sind eine ungeschriebene Norm, auf die alle Bezug nehmen müssen. Jeder Versuch, dem Blick von diesem Grundsatz abzuwenden, bleibt unfruchtbar und schafft keine Zukunft.
Ansprache an die Teilnehmer am Internationale Kongress anlässlich des 40.Jahrestages der Enzyklika "Humanae vitae", 10. Mai 2008
Das Wunder des Lebens
Was ist dieses "Grosse", das wir erleben können? Es ist das Entstehen der Verantwortung für das Leben, die die Selbsthingabe eines Menschen an den anderen fruchtbar macht. Es ist Frucht einer Liebe, die in voller Freiheit denken und entscheiden kann, ohne sich vom eventuell verlangten Opfer über die Massen beeinflussen zu lassen. Hier entspringt das Wunder des Lebens, das die Eltern in sich selbst wahrnehmen, indem sie das, was in ihnen und durch sie geschieht, als etwas ausserordentliches erfahren. Keine mechanische Technik kann den gegenseitigen Liebesakt der beiden Eheleute ersetzen, der Zeichen eines grösserer Geheimnisses ist, durch das sie als Protagonisten an der Schöpfung beteiligt sind.
Ansprache an die Teilnehmer am Internationale Kongress anlässlich des 40.Jahrestages der Enzyklika "Humanae vitae", 10. Mai 2008
Der Papst hat euch lieb
Ich wende mich nun an euch, liebe Kinder, um euch zu sagen , dass der Papst euch lieb hat. Neben euch sehe ich eure Familienangehörigen, die eure bangen und eure hoffnungsvollen Momente mit euch teilen. Seid alle gewiss: Gott lässt uns nie allein. Bleibt mit Ihm verbunden und verliert niemals eure Ruhe, nicht einmal in den besonders ungewissen und schwierigen Augeblicken. Ich versichere euch, dass ich eurer im Gebet gedenke und vertrauen euch der seligen Jungrau Maria, an, die als Mutter aufgrund der Schmerzen ihres göttlichen Sohnes gelitten hat, doch jetzt mit Ihm in der Herrlichkeit lebt.
Ansprache beim Besuch des Kinderkrankenhauses "Giannina Gaslini" in Genua, 18. Mai 2008