Sakrament
Der Bräutigam der Kirche
Christus wird auch als der Bräutigam der Kirche bezeichnet. Haupt und Leib drücken auch ein bräutliches Verhältnis aus. Christus hat sich für uns hingegeben, um sich diese Braut - Kirche, die Menschheit zu erwerben, und hat so die wahre Liebe gezeigt, die Einheit stiftet, aus der auch das Sakrament der Ehe herauskommt. Die Idee "Christus - Bräutigam der Kirche" beleuchtet so, was das Wesen der Ehe ist: dass Liebe Hingabe für den anderen sein muss. Und umgekehrt, von der Ehe her, von der rechte Liebe, die zwischen Mann und Frau besteht, können wir begreifen, wie Christus die Kirche liebt, wie er eins mit ihr ist, wie wir in ihr eins mit ihm werden können.
Generalaudienz, 14. Januar 2009
Fundament
Um der Gesellschaft ein wahrhaft menschliches Antlitz zu geben, dürfen die Völker das Wertvolle Gut der auf der Ehe gegründeten Familie nicht ausser acht lassen "Der Ehebund, durch den Mann und Frau unter sich die Gemeinschaft des ganzen Lebens begründen, welche durch ihre natürliche Eigenart auf das Wohl der Ehegatten und auf die Zeugung und die Erziehung von Nachkommenschaft hingeordnet ist", ist das Fundament der Familie, Erbe und gemeinsames Gut der Menschheit. Daher muss die Kirche unermüdlich verkünden, dass den Plänen Gottes entsprechend, die Ehe und die Familie unersetzlich sind und keine Alternativen erlauben.
Schreiben zum V. Welttreffen der Familien in Valencia, 17. Mai 2005
Zu einer einzigen Existenz werden
Die Ehe bedeutet, dem anderen in der Liebe zu folgen und so zu einer einzigen Existenz zu werden, zu einem Fleisch, und daher untrennbar, zu einer neuen Existenz, die aus dieser Liebesgemeinschaft entsteht, die vereint und auf diese Weise auch Zukunft schafft. [...] Das Sakrament der Ehe ist also keine Erfindung der Kirche, sondern es ist wirklich mit dem Menschen als solchem "mit-geschaffen" worden, als Frucht der Dynamik der Liebe, in der Mann und Frau einander finden und so auch den Schöpfer finden, der sie zur Liebe berufen hat.
Gespräch mit den Jugendlichen auf dem Petersplatz, 6. April 2006
Ehenichtigkeitsverfahren
Die in den Ehenichtigkeitsverfahren gesuchte Wahrheit ist jedoch keine abstrakte, vom Wohl der Personen losgelöste Wahrheit. Sie ist eine Wahrheit, die sich in den menschlichen und christlichen Weg jedes Gläubigen integriert. Es ist deshalb sehr wichtig, dass ihre Erklärung innerhalb eines vernünftigen Zeitraums erfolgt. Die göttliche Vorsehung weiss gewiss aus Bösem Gutes zu ziehen, auch wenn die kirchlichen Institutionen ihre Pflicht vernachlässigen oder Fehler begehen. Aber es ist eine dringende Pflicht, den Gläubigen das institutionelle Wirken der Kirchen in den Gerichten immer näher zu bringen. Die pastorale Sensibilität muss dahin führen, dass man sich bemüht, den Ehenichtigkeiten schon bei der Zulassung zur Trauung vorzubeugen, und darauf hinwirkt, dass die Eheleute gegebenenfalls ihre Probleme lösen und den Weg der Versöhnung finden.
Ansprache für die Mitglieder der Römischen Rota, 28. Januar 2006
Im Sakrament verankert
Ich rufe euch auf, euer Leben und eure eheliche Liebe in dem Sakrament zu verankern, das ihr am Tag eurer Hochzeit empfangen habt und das euch zum Abbild und zu Zeugen der Liebe Gottes macht. Diese Liebe muss stets zur Vergebung zwischen den Eheleuten führen, denn das ist der Weg, der den ehelichen und familiären Beziehungen eine Zukunft öffnet. Auf diese Weise werdet ihr für eure Kinder Zeugen der wahren Liebe sein, ihnen Selbstvertrauen schenken und sie Christus entdecken lassen, der ihnen dabei helfen möchte ihre Persönlichkeit ganzheitlich zu entfalten und selbst die Verantwortung für ihr Dasein zu übernehmen. Verkündet den Menschen in eurer Umgebung, dass es, wie Christus uns gezeigt hat, keine grössere Liebe gibt als zu geben und sich selbst Gott und den Brüdern hinzugeben.
Angelus am 9. Juli 2006 in Valencia
Offen bleiben für den Geist
Wenn die Eheleute offen bleiben für den Geist und seine Hilfe erbitten, wird er ihnen unablässig die Liebe Gottes, des Vaters, mitteilen, die in Christus offenbar und Fleisch geworden ist. Die Gegenwart des Geistes wird den Eheleuten helfen, die Quelle und den Massstab ihrer Liebe und Hingabe nicht aus den Augen zu verlieren und mit dem Geist zusammenzuarbeiten, um ihn in allen Dimensionen ihres Lebens gegenwärtig und Fleisch werden zu lassen. Zugleich wird der Geist in ihnen die Sehnsucht nach der endgültigen Begegnung mit Christus im Haus seines und unseres Vaters wecken.
Predigt beim V. Welttreffen der Familien in Valencia, 9. Juli 2006
Evangelium der Familie
Die Liebe und die vollkommene Selbsthingabe der Eheleute, mit ihren besonderen Merkmalen der Ausschliesslichkeit, Treue, Dauerhaftigkeit und Offenheit für das Leben, bildet die Grundlage dieser Gemeinschaft der Liebe und des Lebens, die die Ehe ist (vgl. Gaudium et spes,48). Heute gilt es, mit neuem Enthusiasmus und mit der Gewissheit, dass der Herr mit seiner Gnade immer gegenwärtig ist, zu verkünden, dass das Evangelium von der Familie ein Weg menschlicher und geistlicher Verwirklichung ist. Diese Botschaft wird häufig von falschen Konzepten von Ehe und Familie entstellt, die den ursprünglichen Plan Gottes missachten. In diesem Sinne ist man so weit gegangen, neue Formen von Ehe vorzuschlagen, von denen einige in den Kulturen der Völker völlig unbekannt sind; damit erfährt bei ihnen das spezifische Wesen der Ehe eine Veränderung.
Ansprache an die lateinamerikanischen bischöflichen Kommissionen für Familie und Leben, 3. Dezember 2005
Die Ehe achten und fördern
Um auf den Weg menschlichen Reifens voranzuschreiten, lehrt uns die Kirche, die wunderbare Wirklichkeit der unauflöslichen Ehe zwischen einem Mann und einer Frau, die auch der Ursprung der Familie ist, zu achten und zu fördern. Daher ist die Anerkennung und Unterstützung dieser Institution einer der grössten Dienste, die man heutzutage dem Gemeinwohl und der wahren Entwicklung der Menschen und der Gesellschaften leisten kann, sowie die beste Garantie für die Sicherstellung der Würde, der Gleichheit und der wahren Freiheit der menschlichen Person.
Predigt beim V. Welttreffen der Familien in Valencia, 9. Juli 2006
Reifen in der Liebe
Sowohl als Priester als auch als Eheleute müssen wir die Notwendigkeit akzeptieren, die Krise des Andersseins des anderen, die Krise, in der ein Zusammen- bleiben nicht mehr möglich erscheint, zu ertragen. Die Eheleute müssen gemeinsam lernen voranzugehen, auch aus Liebe zu den Kinder, und sich so neu kennenzulernen, einander wieder zu lieben – mit einer viel tieferen, viel wahrhaftigeren Liebe. So reift auf einem langen Weg mit seinen Leiden die Liebe wirklich.
Begegnung mit Priestern aus der Diözese Albano, 31. August 2006
Ermahnung
Ich grüsse alle christlichen Eheleute: Zusammen mit ihnen danke ich dem Herrn für das Geschenk des Sakraments der Ehe, und ich ermahne sie ihrer Berufung in jedem Lebensabschnitt treu zu bleiben, "in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit", wie sie im sakramentalen Ritus versprochen haben. Mögen die christlichen Eheleute im Bewusstsein der empfangenen Gnade Familien gründen, die offen sind gegenüber dem Leben und fähig, gemeinsam den vielen schwierigen Herausforderungen unserer Zeit entgegenzutreten. Heute ist ihr Zeugnis besonders nötig. Wir brauchen Familien, die sich nicht von modernen, an Hedonismus und Relativismus orientierten kulturellen Strömungen mitreissen lassen und die bereit sind, ihre Sendung in der Kirche und in der Gesellschaft mit grossherziger Hingabe zu erfüllen.
Angelus, 8. Oktober 2006
Befähigt durch das Sakrament
Im Apostolischen Schreiben Familiaris Consortio hielt der Diener Gottes Johannes Paul II. fest: "Das Sakrament der Ehe... macht die christlichen Gatten und Eltern zu Zeugen Christi bis an die Grenzen der Erde. Zu wahren Missionaren der Liebe und des Lebens" (Nr. 54). Diese Sendung ist sowohl auf das Innere der Familie ausgerichtet – vor allem im gegenseitigen Dienen und in der Erziehung der Kinder – als auch nach aussen, denn die häusliche Gemeinschaft ist aufgerufen, Zeichen der Liebe Gottes zu allen Menschen zu sein. Die christlichen Familie kann diese Sendung jedoch nur dann erfüllen, wenn sie von der Gnade Gottes gestützt wird. Dafür ist es notwendig, ohne Unterlass zu beten und im täglichen Bemühen auszuharren, den am Tag der Eheschliessung übernommenen Verpflichtungen treu zu bleiben. Auf alle Familien, besonders auf jene, die sich in Schwierigkeiten befinden, rufe ich den mütterlichen Schutz der Gottesmutter und ihres Bräutigams Josef herab. Maria,
Königin der Familie, bitte für uns!
Angelus, 8. Oktober 2006
Das "Ja" richtig verstehen
Wir können auch noch die Hochzeit erwähnen: Auch das ist eine grossartige missionarische Gelegenheit, weil gottlob heute auch viele, die nicht oft in die Kirche geben, noch immer in der Kirche heiraten wollen. Es ist eine Gelegenheit, die jungen Paare dahin zu bringen, sich mit der Wirklichkeit der christlichen Ehe, der Ehe als Sakrament, auseinanderzusetzen. Das scheint mir auch eine grosse Verantwortung zu sein, was wir an den Ehenichtigkeitsverfahren und vor allem am grossen Problem der wiederverheirateten Geschiedenen sehen, die die Kommunion empfangen wollen und nicht verstehen, warum das nicht möglich ist. Wahrscheinlich haben sie im Augenblick ihres "Ja" vor Gott nicht verstanden, was dieses "Ja" bedeutet. Es bedeutet, in einen Bund zu treten mit dem "Ja" Christi zu uns. Es bedeutet, einzutreten in die Treue Christi, also in das Sakrament, das die Kirche ist, und damit in das Sakrament der Ehe. Daher meine ich, dass die Ehevorbereitung einen missionarischen Charakter von allergrösster Bedeutung besitzt, um im Sakrament der Ehe von neuem das Sakrament Christi zu verkünden, diese Treue zu verstehen und dann das Problem der wiederverheirateten Geschiedenen verständlich zu machen.
Begegnung mit Priestern aus der Diözese Albano, 31. August 2006
Abbild der göttlichen Hochzeit
Für mich ist es sehr wichtig, dass im Brief des hl. Paulus an die Epheser durch die Menschwerdung des Herrn die Hochzeit Gottes mit der Menschheit am Kreuz vollzogen wird, an dem die neue Menschheit, die Kirche, geboren wird. Die christliche Ehe entspringt eben dieser göttlichen Hochzeit, und sie ist, wie der hl. Paulus sagt, die sakramentale Umsetzung dessen, was in diesem grossen Geheimnis geschieht. So müssen wir immer wieder diese Verbindung zwischen dem Kreuz und der Auferstehung, zwischen dem Kreuz und der Schönheit der Erlösung lernen und uns in dieses Sakrament eingliedern. Bitten wir den Herrn, dass er uns helfen möge, dieses Geheimnis gut zu verkünden, dieses Geheimnis zu leben, von den Eheleuten zu lernen, wie sie es leben, und bitten wir ihn, uns zu helfen, das Kreuz zu leben, um auch zu Augenblicken der Freude und der Auferstehung zu gelangen.
Begegnung mit Priestern aus der Diözese Albano, 31. August 2006
Sinnkrise der Ehe
Wir dürfen [...] nicht vergessen, dass in den Ehenichtigkeitsverfahren die den Prozess betreffende Wahrheit die "Wahrheit der Ehe" selbst voraussetzt. Der Ausdruck "Wahrheit der Ehe" verliert jedoch seine existentielle Relevanz in einem Kulturellen Kontext, der vom Relativismus und vom Rechtspositivismus geprägt ist, die die Ehe als eine blosse gesellschaftliche Formalisierung der affektiven Bande betrachten. Infolgedessen wird die Ehe nicht nur kontingent, so wie es die menschlichen Gefühle sein können, sondern sie erscheint als eine rechtliche Überstruktur, die der menschliche Wille nach Gutdünken manipulieren und sogar seiner heterosexuellen Natur berauben könnte.
Diese Sinnkrise der Ehe macht sich auch in der Denkweise vieler Gläubiger bemerkbar. [...] In der Tat nehmen einige an, dass die Lehre des Konzils über die Ehe und konkret die Beschreibung dieser Institution als "intima communitas vitae et amoris" (Pastorale Konstitution Gaudium et spes, 48) dazu führen müsse, die Existenz eines unauflöslichen Ehebandes zu leugnen, da es sich dabei um ein "Ideal" handle, zu dem die "normalen Christen" nicht "verpflichtet" werden könnten. Auch in gewissen kirchlichen Kreisen hat sich nämlich die Überzeugung verbreitet, der zufolge das pastorale Wohl der Menschen in irregulärer ehelicher Situation einer Art kanonischer Regulierung bedürfe, unabhängig von der Gültigkeit oder Nichtigkeit ihrer Ehe, unabhängig also von der "Wahrheit" über ihre persönliche Lebenssituation. Der Weg der Ehenichtigkeitserklärung wird als Rechtsmittel betrachtet, um dieses Ziel zu erreichen, dies in der Folge einer Logik, in der das Recht zur Formalisierung subjektiver Forderungen wird. Diesbezüglich muss vor allem unterstrichen werden, dass das Konzil die Ehe gewiss als "intima communitas vitae et amoris" beschreibt; gemäss der Tradition der Kirche aber wird diese Gemeinschaft durch eine Gesamtheit von Prinzipien göttlichen Rechts bestimmt, die ihren wahren und bleibenden anthropologischen Sinn festlegen (vgl. ebd.).
Ansprache an die Mitglieder des Gerichtshofes der Römischen Rota, 27. Januar 2007
Unauflöslichkeit
Die Unauflöslichkeit der Ehe hängt nicht von der Endgültigen Verpflichtung der Kontrahenten ab, sondern sie gehört zum Wesen des "mächtigen Bandes, das vom Schöpfer festgelegt wurde" (Johannes Paul II., Katechese vom 21. 11. 1979,2; O.R. dt. 48,S.2). Die Partner müssen sich endgültig verpflichten, eben weil die Ehe im Schöpfungs- und Erlösungsplan so beschaffen ist. Und die wesentliche rechtliche Natur der Ehe liegt eben in diesem Band, das für den Mann und für die Frau eine Erfordernis der Gerechtigkeit und der Liebe darstellt, der sie sich, zu ihrem eigenen Wohl und zum Wohl aller, nicht entziehen können, ohne im Widerspruch zu dem zu stehen, was Gott selbst an ihnen getan hat.
Ansprache an die Mitglieder des Gerichtshofes der Römischen Rota, 27. Januar 2007
Relativistische Mentalität darf nicht eindringen
Das ganze Wirken der Kirchen und der Gläubigen im Bereich der Familie muss auf dieser Wahrheit über die Ehe und auf der ihr innewohnenden rechtlichen Dimension gründen. Trotzdem kann die relativistische Mentalität,[...], in mehr oder weniger offener oder heimtückischer Form auch in die kirchliche Gemeinschaft eindringen. Ihr seid euch der Aktualität dieser Gefahr bewusst, die manchmal in einer verzerrten Auslegung der geltenden kanonischen Normen zutage tritt. Es ist nötig, auf diese Tendenz mit Mut und Vertrauen durch eine ständige Anwendung der "Hermeneutik der Erneuerung unter Wahrung der Kontinuität" zu reagieren und sich nicht von Wegen der Auslegung verführen zu lassen, die einen Bruch mit der Tradition der Kirche einschliessen. Diese Wege entfernen sich vom wahren Wesen der Ehe ebenso wie von der ihr innewohnenden rechtlichen Dimension und versuchen, unter verschiedenen, mehr oder weniger attraktiven Namen eine Fälschung der ehelichen Wirklichkeit zu Verbergen. Man gelangt so zu der Behauptung, dass in einer Paarbeziehung nichts richtig oder falsch sei, sondern dass alles nur der Verwirklichung des subjektiven Bestrebens des einzelnen Partners entweder entspricht oder nicht. So gesehen schwankt die Idee von der "Ehe in facto esse" zwischen einer rein faktischen Beziehung und einer rechtspositivistischen Fassade, ohne das Wesen der Ehe als in sich vorhandenes Band der Gerechtigkeit zwischen Mann und Frau zu berücksichtigen.
Ansprache an die Mitglieder des Gerichtshofes der Römischen Rota, 27. Januar 2007
Das Handeln christlicher Eheleute
Mit der Dankbarkeit jener ersten Kirchen, von denen der heilige Paulus spricht, muss auch unsere Dankbarkeit einhergehen; denn dank des Glaubens und des Apostolischen Einsatzes von gläubigen Laien, Familien, Eheleuten wie Priszilla und Aquila ist das Christentum bis zu unserer Generation gelangt. Es konnte nicht nur dank der Apostel wachsen, die es verkündeten. Um im Boden des Volkes Wurzeln zu schlagen, um sich lebendig zu entfalten, war der Einsatz dieser Familien, dieser Eheleute, dieser christlichen Gemeinden, der gläubigen Laien notwendig, die den "Nährboden" für das Wachsen des Glaubens geliefert haben. Und immer wächst die Kirche nur auf diese Weise. Dieses Paar zeigt insbesondere, wie wichtig das Handeln der christlichen Eheleute ist. Wenn sie vom Glauben und von einer starken Spiritualität getragen werden, wird ihr mutiger Einsatz für die Kirche und in der Kirche etwas Natürliches. Ihr alltägliches Zusammenleben verlängert sich und verfeinert sich in gewisser Weise in der Übernahme einer gemeinsamen Verantwortung für den mystischen Leib Christi, und sei es auch nur für einen kleinen Teil von ihm. So war es in der ersten Generation und so wird es oft sein.
Generalaudienz, 7. Februar 2007
Achtung vor dem Sakrament der Ehe
Habt vor allem grosse Achtung für die Institution des Sakraments der Ehe. Es kann zu Hause kein wahres Glück geben, wenn nicht gleichzeitig Treue zwischen den Ehepartnern herrscht. Die Ehe ist eine Institution des Naturrechts, die von Christus zur Würde eines Sakraments erhoben wurde; sie ist ein grosses Geschenk, das Gott der Menschheit gemacht hat. Achtet sie, ehrt sie. Gleichzeitig ruft Gott euch auf, euch gegenseitig zu achten, auch in der Zeit des Verliebtseins und der Verlobung, denn das Eheleben, das durch göttliche Weisung den verheirateten Paaren vorbehalten ist, wird nur in dem Masse Quelle des Glücks und des Friedens sein, indem ihr die Keuschheit innerhalb und ausserhalb der Ehe zu einem Bollwerk für eure Zukunftshoffnungen zu machen wisst. Ich sage hier noch einmal zu euch allen: "Eros will uns zum Göttlichen hinreissen, uns über uns selbst hinausführen, aber gerade dann verlangt er einen Weg des Aufstiegs, der Verzichte, der Reinigungen und Heilungen" (Enzyklika Deus caritas est, 5). Kurz gesagt, er verlangt einen Geist der Opferbereitschaft und des Verzichts um eines grösseren Gutes willen, das die alles übersteigende Liebe Gottes ist. Versucht, mit Tapferkeit den Verlockungen des Bösen zu widerstehen, das in vielen Bereichen vorhanden ist, euch zu einem ausschweifenden und paradoxerweise leeren Leben verleitet und euch das kostbare Geschenk eurer Freiheit und eures wahren Glücks verlieren lässt. Die wahre Liebe wird "im Zugehen auf den anderen immer weniger nach sich selber fragen, immer mehr das Glück des anderen wollen, immer mehr sich um ihn sorgen, sich schenken, für ihn da sein wollen" (ebd.,7) und wird daher immer treuer, unauflöslicher und fruchtbarer sein.
Ansprache an die Jugendlichen im Stadion von Pacaembu, Brasilien, 10. Mai 2007
Die Grundwerte des Ehesakramentes annehmen
Eine ständige Herausforderung für euch [die Bischöfe] ist auch die Familie, die von vielen Verlockungen der modernen Welt umgeben ist - wie dem vorherrschenden Materialismus, der Suche nach momentanem Genuss sowie dem Mangel an Stabilität und Treue unter den Ehepaaren, die einer ständigen Beeinflussung durch die Medien ausgesetzt sind. Wenn die Ehe nicht auf dem Fels der wahren Liebe und der gegenseitigen Hingabe aufgebaut ist, dann wird sie leicht zum Opfer der Scheidungsmentalität, wobei auch der Wert des Lebens, vor allem des Lebens der Ungeborenen, ausser acht gelassen wird. Dieses Panorama zeigt die Notwendigkeit auf, eine wirksame Familienseelsorge zu verstärken [...], die den christlichen Eheleuten hilft, die Grundwerte des Sakraments, das sie empfangen haben, anzunehmen. Daher sollt ihr durch euer Lehramt und mit Treue zur Lehre Christi gegenüber gewissen Tendenzen in der heutigen Gesellschaft, die den einzigartigen und unersetzlichen Wert der Ehe zwischen Mann und Frau verdunkeln oder undeutlich machen wollen, die Wahrheit der Familie als Hauskirchen und Heiligtum des Lebens verkünden.
"Ad-limina"-Besuch der Bischofskonferenz von Puerto Rico, 30. Juni 2007
Der Traum der Liebe in Ehe und Familie
Im Innersten des Herzens träumen alle Jungen und alle Mädchen, vor denen das Leben sich ausbreitet, von einer Liebe, die der eigenen Zukunft vollen Sinn verleiht. Für viele geht dieser Traum in Erfüllung durch die Entscheidung für die Ehe und die Gründung einer Familie, wo die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau in gegenseitiger und treuer Hingabe gelebt wird, in endgültiger Hingabe, die besiegelt wird durch das "Ja", das am Tag der Hochzeit vor Gott gesprochen wird, einem "Ja" für das ganze Leben. Ich weiss wohl, dass es heute immer schwieriger wird, diesen Traum zu verwirklichen. Wie oft sehen wir um uns herum die Liebe scheitern! Wie viele Paare beugen sich, geben auf und trennen sich! Wie viele Familien gehen zu Bruch! Wie viele Jugendliche, auch unter euch, haben die Trennung und die Scheidung ihrer Eltern erlebt! Denjenigen, die sich in so heiklen und komplexen Situationen befinden, möchte ich heute abend sagen: Die Mutter Gottes, die Gemeinschaft der Gläubigen, der Papst sind bei euch und beten darum, dass die Krise, die die Familien unserer Zeit zeichnet, nicht zu einem Scheitern wird, das nicht wieder rückgängig zu machen ist. Mögen die christlichen Familien mit Hilfe der göttlichen Gnade jenem feierlichen versprechen der Liebe treu bleiben, das sie mit Freude vor dem Priester und vor der christlichen Gemeinde gegeben haben, am feierlichen Tag der Hochzeit.
Ansprache bei der Vigil am Internationalen Jugendtreffen im Loreto, 1. September 2007
Der Wert der christlichen Ehe
Der empfindliche Rückgang der Zahl kirchlicher Trauungen ist eine echte Herausforderung, die zu einer Belastung für die Familie wird, deren richtige Gestaltung ja für die Stabilität der Gesellschaft unersetzlich ist. Die staatliche Gesetzgebung, die Schwächung der Struktur der Familie, aber auch die Last mancher traditioneller Praktiken, namentlich die masslos hohen Mitgiftkosten, bremsen tatsächlich junge Leute und hindern sie an der Eheschliessung. Ein gründliches pastorales Nachdenken ist nötig, um die Würde der christlichen Ehe zu fördern, die Widerschein und Verwirklichung der Liebe Christi zu seiner Kirche ist. Es ist wichtig, den Paaren zu helfen, zu einer menschlichen und geistlichen Reife zu gelangen, damit sie ihre Aufgabe als Eheleute und christliche Eltern in verantwortlicher Weise übernehmen; dabei gilt es, sie auf die Einzigkeit und Unauflöslichkeit ihrer Liebe und darauf hinzuweisen, dass die Ehe zur vollen Verwirklichung ihrer menschlichen und christlichen Berufung beiträgt.
"Ad-limina"-Besuch der Bischöfe der Republik Kongo, 19. Oktober 2007
Alarmierende Verminderung der katholischen Ehen
Es gibt eine Alarmierende Verminderung der katholischen Ehen, verbunden mit einer Zunahme von Lebensgemeinschaften, in denen das Sich-einander-Hingeben der Brautleute nach dem Vorbild Christi, besiegelt durch ein öffentliches Versprechen, die Forderungen einer unauflöslichen lebenslangen Verpflichtung zu leben, einfach fehlt. Unter diesen Umständen wird den Kinder das sichere Umfeld verweigert, das sie für ein richtiges Heranwachsen als Menschen brauchen, und der Gesellschaft werden die stabilen Säulen verweigert, die sie nötig hat, wenn der Zusammenhalt und das moralischen Zentrum der Gemeinschaft aufrechterhalten werden sollen.
Ansprache bei der Begegnung mit den Bischöfen der USA in Washington, 16. April 2008
Ein vorbehaltloses "Ja"
Es ist eure Aufgabe, mit Nachdruck die Argumente des Glaubens und der Vernunft für die Institution der Ehe zu verkünden, die als eine lebenslange, für die Weitergabe des Lebens offene Verpflichtung zwischen einem Mann und einer Frau verstanden wird. Diese Botschaft sollte vor den heutigen Menschen erschallen, denn sie ist im wesentlichen ein bedingungs- und vorbehaltoses "Ja" zum Leben, ein "Ja" zur Liebe und ein "Ja" zu den Bestrebungen des Herzens unseres gemeinsamen Menschseins, während wir uns bemühen, unsere tiefe Sehnsucht nach Vertrautheit mit anderen und mit dem Herrn zu erfüllen.
Ansprache bei der Begegnung mit den Bischöfen der USA in Washington, 16. April 2008
Sich am Vorbild Christi ausrichten
Es ist [...] sehr bedeutsam, dass die Liturgie die Feier des Ehesakraments im Herzen der Eucharistiefeier vorsieht. Dies zeigt das tiefe Band, das die beiden Sakramente vereint. Die Eheleute sollen ihr Verhalten im Alltag am Vorbild Christi ausrichten, der "die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat" (Eph 5, 25). Dieser höchste Liebeserweis wird in jeder Eucharistiefeier vergegenwärtigt. Es ist deshalb geboten, dass die Familienpastoral auf diese sakramentale Grundwahrheit Bezug nimmt. Wer an der heiligen Messe teilnimmt - und es muss deren Feier auch für die Migranten und Menschen unterwegs ermöglicht werden -, entdeckt in der Eucharistie einen eindringlichen Verweis auf die eigenen Familie und Ehe. Er wird ermutigt, in der eigenen Situation aus der Sicht des Glaubens zu leben und dazu in der göttlichen Gnade die nötige Kraft zu suchen.
Ansprache an die Vollversammlung des Päpstlichen Rates der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs, 15. Mai 2008