Heilige Frauen
Edith Stein
Es war mir eine innere Pflicht, auch vor dem Gedenkstein in deutscher Sprache besonders innezuhalten, von dort tritt das Gesicht von Edith Stein, Theresia Benedicta vom heiligen Kreuz, auf uns zu – Jüdin und Deutsche, die zusammen mit ihrer Schwester im Grauen der Nacht des nazideutschen Konzentrationslagers verschwunden ist, die als Christin und als Jüdin mit ihrem Volk und für ihr Volk sterben wollte. Die Deutschen, die damals nach Auschwitz-Birkenau verbracht wurden und hier gestorben sind, wurden als Abschaum der Nation hingestellt. Aber nun erkennen wir sie dankbar als die Zeugen der Wahrheit und des Guten, das auch in unserem Volk nicht untergegangen war. Wir danken diesen Menschen, dass sie sich der Macht des Bösen nicht gebeugt haben und so als Lichter in einer dunklen Nacht vor uns stehen. Wir beugen uns in Ehrfurcht und Dankbarkeit vor all denen, die wie die drei Jünglinge angesichts der Drohung des babylonischen Feuerofens geantwortet haben: "Wenn überhaupt jemand, so kann nur unser Gott ... uns retten. Tut er es aber nicht, so sollst du, König, wissen: Auch dann verehren wir deine Götter nicht und beten das goldene Standbild nicht an, das du errichtet hast" (Dan 3,17f).
Ansprache im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau am 28. Mai 2006
Maria Magdalena
Der hl. Lukas zählt sie [hl. Maria Magdalena] zu den Frauen, die Jesus nachgefolgt waren, nachdem er sie "von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt hatte", und fügt hinzu, dass aus ihr "sieben Dämonen ausgefahren waren" (Lk 8,2). Magdalena wird unter dem Kreuz anwesend sein, zusammen mit der Mutter Jesu und anderen Frauen. Sie wird es sein, die am Morgen des ersten Tages nach dem Sabbat das leere Grab entdeckt, vor dem sie steht und weint, bis ihr der auferstandene Jesus erscheint (vgl. Joh 20,11). Die Geschichte der Maria von Magdala erinnert alle an eine grundlegende Wahrheit: Jünger Christi ist derjenige, der in der Erfahrung der menschlichen Schwäche die Demut besass, Christus um Hilfe zu bitten, von ihm geheilt wurde, sich aufgemacht hat, um ihm aus der Nähe nachzufolgen und so zum zeugen der Kraft seiner erbarmenden Liebe geworden ist, die stärker ist als Sünde und Tod.
Angelus, 23. Juli 2006
Heilige Monika
Heute, am 27. August, gedenken wir der hl. Monika [...]: Ihr Zeugnis kann vielen Familien auch in unserer Zeit grossen Trost und grosse Hilfe schenken, Monika, die in Tagaste, dem heutigen Souk-Ahras in Algerien, in einer christlichen Familie geboren wurde, lebte ihre Sendung als Ehefrau und Mutter auf vorbildliche Weise und half so ihrem Mann Patrizius, die Schönheit des Glaubens an Christus und die Kraft der dem Evangelium entsprechenden Liebe zu entdecken, die zur Überwindung des Bösen durch das Gute in der Lage ist. Nach seinem frühen Tod widmete sich Monika entschlossen der Erziehung ihrer drei Kinder, unter ihnen Augustinus, der ihr anfänglich mit seinem eher rebellischen Temperament grossen Sorgen bereitete. Wie Augustinus selbst später sagen wird, brachte seine Mutter ihm zweimal zur Welt; das zweite Mal erforderte lange geistliche Geburtswehen – Gebete und Tränen -, die jedoch am Ende von der Freude gekrönt waren, zu sehen, dass er nicht nur den Glauben annahm und die Taufe empfing, sondern sich sogar ganz dem Dienst Christi widmete. Wie viele Schwierigkeiten gibt es auch heute in den familiären Beziehungen, und wie viele Mütter sind besorgt, weil ihre Kinder falsche Wege einschlagen! Monika, eine weise und im Glauben gefestigte Frau, lädt sie ein, den Mut nicht zu verlieren, sondern ihre Sendung als Ehefrauen und Mütter unbeirrt fortzuführen, indem sie stets festes Vertrauen zu Gott haben und beharrlich am Gebet festhalten.
Angelus, 27. August 2006
Das Zeugnis Edith Steins
Am 6. August des nachfolgenden Jahres sagte Edith Stein drei Tage vor ihrem dramatischen Lebensende zu einigen Mitschwestern im holländischen Kloster Echt: "Ich bin auf alles gefasst, Jesus ist auch hier mitten unter uns. Bisher konnte ich sehr gut beten und aus vollem Herzen ausrufen: "Ave, Crux, spes unica". Zeugen, die dem schrecklichen Massaker entkommen konnten, erzählten, dass Teresia Benedicta a Cruce, mit dem Gewand einer Karmelitin bekleidet, dem Tod selbstbewusst entgegenging. Sie unterschied sich dabei durch ihr friedvolle Haltung, ihr Gelassenheit und ihr ruhiges und aufmerksames Verhalten gegenüber den Bedürfnissen all ihrer Mitmenschen.
Angelus, 13. August 2008
Den Spuren der Heiligen Bernadette folgen
Das Fest der Hl. Bernadette ist auch mein Geburtstag [16. April]. Und schon das ist für mich ein Grund, mich der kleinen Heiligen sehr nahe zu fühlen, jenem jungen, reinen, demütigen Mädchen, mit dem die Muttergottes gesprochen hat. Dieser Wirklichkeit, dieser Gegenwart der Muttergottes in unserer Zeit zu begegnen, die Spuren jenes jungen Mädchens zu sehen, die eine Freundin der Muttergottes war, und andererseits der Muttergottes, ihrer Mutter, zu begegnen ist für mich ein wichtiges Ereignis.
Interview auf dem Flug nach Paris, 12. September 2008