Politik




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Keine Partei
Die Kirche identifiziert sich mit keiner Partei, mit keiner politischen Gemeinschaft und mit keinem politischen System. Sie erinnert hingegen immer daran, dass die im politischen Leben engagierten Laien ein mutiges und deutliches Zeugnis von den christlichen Werten ablegen sollen, die im Fall ihrer Bedrohung bekräftigt und verteidigt werden müssen. Das sollen sie in der Öffentlichkeit tun, sowohl in den politischen Debatten wie in den Massenmedien.
"Ad-limina"-Besuch der polnischen Bischöfe, 3. Dezember 2005



Internationale Beziehungen
Internationale Beziehungen müssen auf der Achtung der menschlichen Person und auf wesentlichen Grundsätzen wie friedliche Koexistenz, Einhaltung von Verpflichtungen und gegenseitiger Anerkennung der Völker als Mitglieder der einen Menschheitsfamilie basieren. Ferner muss erkannt werden, dass der sicherlich notwendige technische Fortschritt nicht alles ist. Wahrer Fortschritt ist allein das, was die Würde des Menschen ganzheitlich schützt und jedem Volk ermöglicht, die ihm eigenen spirituellen und materiellen Ressourcen für das Wohl aller zu teilen.
Ansprache an die Teilnehmer der 33. Konferenz der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), 24. November 2005



Migration
Heute ist der Welttag der Migranten und Flüchtlinge. Migration ist in der heutigen Welt ein äusserst verbreitetes Phänomen, es ist ein "Zeichen der Zeit", ein Phänomen, das vielerlei Formen annimmt: Die Migration kann freiwillig oder gezwungen, legal oder illegal sein, aus Arbeits- oder Ausbildungsgründen erfolgen. Zwar wird einerseits die Achtung der ethnischen und kulturellen Verschiedenheit eingefordert, andererseits gibt es immer noch Schwierigkeiten bei der Aufnahme und Integration. Die Kirche fordert dazu auf, die positiven Aspekte dieses Zeichens der Zeit zu erkennen und jede Art von Diskriminierung, Ungerechtigkeit und Verachtung der Personen zu überwinden, denn jeder Mensch ist Abbild Gottes.
Angelus, 15. Januar 2006



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Verantwortung
Die Wahrheit will, dass sich keiner der wohlhabenden Staaten seinen Verantwortlichkeiten und seiner Hilfspflicht entzieht, wenn er mit grösserer Hochherzigkeit aus seinen Ressourcen schöpft. Aufgrund verfügbarer statistischer Daten kann man feststellen, dass weniger als die Hälfte der ungeheuren, weltweit für die Rüstung bestimmten Summen ausreichen würde, um das immense Heer der Armen dauerhaft aus der Not herauszuholen. Da wird das menschliche Gewissen angesprochen. Den Völkern, die mehr infolge von Situationen, welche von den internationalen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen abhängen, als wegen unkontrollierter Umstände unter der Armutsschwelle leben, kann und muss unser gemeinsamer Einsatz neue Hoffnungen geben.
Ansprache am Neujahrsempfang für das beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Korps, 9. Januar 2006



Mass der Politik
Gerechtigkeit ist Ziel und daher auch inneres Mass aller Politik. Die Politik ist mehr als Technik der Gestaltung öffentlicher Ordnungen: Ihr Ursprung und Ziel ist eben die Gerechtigkeit, und die ist ethischer Natur. So steht der Staat praktisch unabweisbar immer vor der Frage: Wie ist Gerechtigkeit hier und jetzt zu verwirklichen? Aber diese Frage setzt die andere, grundsätzlichere voraus: Was ist Gerechtigkeit? Dies ist eine Frage der praktischen Vernunft; aber damit die Vernunft recht funktionieren kann, muss sie immer wieder gereinigt werden, denn ihre ethische Erblindung durch das Obsiegen des Interesses und der Macht, die die Vernunft blenden, ist eine nie ganz zu bannende Gefahr.
Enzyklika "Deus Caritas Est", 25. Dezember 2005



Bioethik
Im gleiche Geist möchte ich die Aufmerksamkeit aller Menschen guten Willens auf die Entscheidungen und Massnahmen im Bereich der Bioethik lenken, die zeigen, dass immer stärker die Tendenz besteht, das menschliche Wesen, vor allem zu Beginn seines Daseins, als einen blossen Forschungsgegenstand zu betrachten. Es ist wichtig, ethische Fragestellungen nicht zuerst vom wissenschaftlichen Standpunkt her zu betrachten, sondern von dem des Menschen, der unbedingt respektiert werden muss. Wenn diese moralische Grundsatzentscheidung nicht akzeptiert wird, wird es sehr schwierig sein, eine wirklich menschliche Gesellschaft zu schaffen, die allen ihren Mitgliedern mit Achtung begegnet ohne dabei Unterschiede zu machen.
Ansprache an den Botschafter von Frankreich, 19. Dezember 2005



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Gewalt muss stets vermieden werden
Die Anwendung von Gewalt muss als Mittel für politische Veränderungen stets vermieden werden, während der Aufbau gegenseitiger Verständigung und der konstruktive Gedankenaustausch jederzeit unterstützt werden sollten. Gegnerische Parteien müssen durch die Gnade der Vergebung die Hoffnung auf künftigen Frieden wecken und so das Leid der Vergangenheit abwischen. Dadurch, dass wir die Grösse und Würde des Menschen immer wieder betonen und die Einheit der menschlichen Familie deutlicher zu Bewusstsein bringen, können wir gemeinsam die Ursachen von Gewalt und Ungerechtigkeit ausrotten.
Ansprache an den Botschafter des Königreichs Nepal, 1. Dezember 2005



Demokratie
Demokratie und Gerechtigkeit stehen [...] in einer Art gegenseitiger Abhängigkeit voneinander, die alle Menschen auffordert, sich verantwortungsbewusst für den Schutz der Rechte jedes Menschen und besonders der Schwachen und Ausgegrenzten einzusetzen. Die Gerechtigkeit ist der Prüfstand für eine echte Demokratie. Unter diesen Voraussetzungen darf man nicht vergessen, dass die Suche nach der Wahrheit gleichzeitig die Bedingung ist, unter der eine echte Demokratie entstehen kann, die keine Scheindemokratie ist: "Eine Demokratie ohne Werte verwandelt sich, wie die Geschichte beweist, leicht in einen offenen oder hinterhältigen Totalitarismus" (Centesimus annus, 46). Daher sind wir aufgefordert, an einer immer grösseren Konsensbildung um den Rahmen gemeinsamer Bezugspunkte herum zu arbeiten. Andernfalls läuft die Berufung auf die Demokratie Gefahr, zur reinen Formalität zu werden, die Differenzen andauern lässt und Problematiken verschärft.
Ansprache an die Mitglieder der Ital. Christlichen Arbeiterverbände, 27. Januar 2006



Europa muss christliche Wurzeln wiederentdecken
In der Tat muss Europa seine christlichen Wurzeln wiederentdecken und den ethischen Werten, die Teil seines grossen, tiefverwurzelten geistlichen Erbes sind, Raum geben, damit der Vereinigungsprozess, den es in die Wege geleitet hat, Früchte tragen kann. Wir Jünger Christi haben die Aufgabe, Europa zu helfen, sich bewusst zu machen, dass ihm in dieser Hinsicht eine besondere Verantwortung innerhalb der Völkergemeinschaft zukommt. Dennoch werden wir Christen durch unsere Präsenz nur dann Einfluss haben und Licht bringen, wenn wir mutig entschlossen den Weg der Versöhnung und Einheit gehen.
Ansprache an die Vorbereitungskommission der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung, 26. Januar 2006



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Ungerechtigkeiten im Staat
Die zwischen- und innerstaatlichen Beziehungen sind in dem Masse gerecht, in dem sie die Wahrheit achten. Wenn die Wahrheit jedoch verletzt, der Frieden bedroht und das Recht geschmälert wird, dann brechen als logische Folge daraus Ungerechtigkeiten hervor. Diese Grenzen trennen die Staaten viel einschneidender voneinander, als es die auf den Landkarten eingezeichneten Grenzen tun. Und oft sind es nicht nur äussere Grenzen, sondern auch Grenzen, die innerhalb der Staaten verlaufen. Diese Ungerechtigkeiten nehmen ausserdem viele verschiedene Gesichter an, zum Beispiel das Gesicht des Desinteresses oder der Unordnung, was dahin führt, dass die Struktur jener Keimzelle der Gesellschaft, die die Familie ist, Schaden erleidet; wie auch das Gesicht der Anmassung oder der Arroganz, was zur Willkür werden kann und diejenigen zum Schweigen gebracht werden, die keine Stimme haben oder keine Kraft, sie hören zu lassen. So ist es bei der heute vielleicht schlimmsten Ungerechtigkeit der Fall, nämlich derjenigen, die das beginnende menschliche Leben auslöscht.
Ansprache an die Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Internationalen Organisationen,18. März 2006



Wortmeldung der Kirche
Man darf nicht vergessen, dass es keine Intoleranz oder Einmischung darstellt, wenn Kirchen oder kirchliche Gemeinschaften sich öffentlich zu Wort melden, indem sie Vorbehalte äussern oder verschiedene Grundsätze in Erinnerung rufen, denn solche Wortmeldungen haben nur ein Ziel: die Gewissen zu erhellen und dadurch ein freies und verantwortungsvolles Handel zu ermöglichen, das den wahren Anforderungen der Gerechtigkeit auch dann entspricht, wenn dies mit Machtpositionen und persönlichen Interessen in Konflikt stehen sollte.
Ansprache an die Teilnehmer eines von der "Fraktion der Europäischen Volkspartei und der Europäischen Demokraten" des Europaparlaments organisierten Kongresses, 30. März 2006



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Einschreiten in der Öffentlichkeit
Was die katholische Kirche betrifft, so gilt ihr Einschreiten in der Öffentlichkeit in der Hauptsache dem Schutz und der Förderung der Würde des Menschen, wobei sie bewusst die Aufmerksamkeit auf nicht verhandelbare Grundsätze lenkt. Unter diesen ragen heute folgende Grundsätze deutlich hervor:
- Schutz des Lebens in allen seinen Phasen, vom ersten Augenblick der Empfängnis an bis zum natürlichen Tod,
- Anerkennung und Förderung der natürlichen Familienstruktur - als Lebensgemeinschaft eines Mannes mit einer Frau auf der Grundlage der Ehe - und ihre Verteidigung gegen Versuche, gesetzliche Gleichwertigkeit für Lebensgemeinschaften zu erlangen, die sich radikal von ihr unterscheiden, ihr in Wirklichkeit Schaden zufügen und zu ihrer Destabilisierung beitragen, da sie ihren besonderen Charakter und ihre unersetzliche Rolle in der Gesellschaft verwischen,
- Schutz des Rechtes der Eltern auf die Erziehung ihrer Kinder.
Diese Grundsätze sind keine Glaubenswahrheiten, wenngleich sie vom Glauben zusätzlich erhellt und bestätigt werden; sie gehören zur menschlichen Natur und sind deshalb der gesamten Menschheit zu eigen.
Ansprache an die Teilnehmer eines von der "Fraktion der Europäischen Volkspartei und der europäischen Demokraten" des Europaparlaments organisierten Kongresses, 30. März 2006



Migranten
Die Migranten aus benachteiligten Regionen klopfen auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen in immer grösserer Zahl an die Türen Europas, was eine ständig wachsende Zahl von ihnen in die Illegalität führt und mitunter Situationen schafft, die die Würde und Sicherheit der Menschen ernsthaft in Frage stellen. Genauso müssen die Institutionen der Aufnahme- bzw. der Transitländer dafür sorgen, die Migranten nicht als Ware oder blosse Arbeitskräfte zu betrachten und ihre Grundrechte und ihre menschliche Würde zu achten. Die schwierige Situation so vieler Ausländer sollte die Solidarität zwischen den betroffenen Staaten fördern, um zur Entwicklung der Herkunftsländer der Migranten beizutragen. Diese Probleme können nämlich nicht von der nationalen Politik im Alleingang gelöst werden. Durch eine immer intensivere Zusammenarbeit zwischen allen betroffenen Ländern wird die Suche nach Lösungen für diese leidvolle Situationen wirksame Fortschritte machen.
Ansprache an den Botschafter des Königreichs Marokko, 20. Februar 2006



Erleuchte die Herzen!
Mit wachsender Besorgnis verfolge ich die Geschehnisse im Irak und im Heiligen Land. Angesichts der blinden Gewalt mit ihren schrecklichen Massakern einerseits und andererseits der Gefahr einer weiteren Verschärfung der Krise, die seit einigen Tagen noch dramatischer geworden ist, sind Gerechtigkeit sowie ein ernsthafter und glaubwürdiger Einsatz für den Frieden vonnöten, die leider nicht erkennbar sind. Deshalb lade ich alle ein, sich im vertrauensvollen und beharrlichen Gebet zu vereinen: Der Herr erleuchte die Herzen, und niemand entziehe sich der Pflicht zum Aufbau eines friedlichen Zusammenlebens, in der Erkenntnis, dass jeder Mensch, welchem Volk er auch immer angehören mag, ein Bruder ist.
Angelus, 2. Juli 2006



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Terror und Krieg ist kein Weg zu einem positiven Ergebnis
In diesen Tagen sind die Nachrichten aus dem Heiligen Land für alle Anlass zu erneuter, tiefer Besorgnis, insbesondere wegen der Ausweitung von Kriegshandlungen auch im Libanon und wegen der zahlreichen Opfer unter der Zivilbevölkerung. Ursprung solch grausamer Konflikte sind leider objektive Situationen der Verletzung von Recht und Gerechtigkeit. Jedoch können weder die Terrorakte noch die Vergeltungsmassnahmen gerechtfertigt werden, vor allem wenn sie tragischen Folgen für die Zivilbevölkerung nach sich ziehen. Wie die bittere Erfahrung lehrt, gelangt man auf solchen Wegen zu keinem positiven Ergebnis. [...] Bitten wir Maria, die Friedenskönigin, dass sie von Gott die grundlegende Gabe der Eintracht erflehe, dass die politisch Verantwortlichen auf den Weg der Vernunft zurückgeführt und neue Möglichkeiten des Dialogs und der Verständigung eröffnet werden. In dieser Hinsicht rufe ich die Ortskirchen auf, ganz besonders für den Frieden im Heiligen Land und im ganzen Nahen Osten zu beten.
Angelus, 16. Juli in Introd-Les Combes



Kampf einstellen und Zugang für humanitäre Hilfe im nahen Osten
Ich erneuere mit Nachdruck den an die Konfliktparteien gerichteten Appell, sofort die Kämpfe einzustellen und den Transport humanitärer Hilfsgüter zuzulassen sowie mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft nach Wegen zu suchen, um Verhandlungen aufzunehmen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch einmal das Recht der Libanesen auf die Integrität und die Souveränität ihres Landes, das recht der Israelis auf ein Leben in Frieden in ihrem Staat und das Recht der Palästinenser auf ein freies und souveränes Vaterland betonen. Darüber hinaus bin ich der wehrlosen Zivilbevölkerung besonders nahe, die zu Unrecht betroffen ist von einem Konflikt, der sie nur zu Opfern macht: sowohl der Bevölkerung von Galiläa, die gezwungen ist, in Notunterkünften zu leben, als auch der grossen Anzahl von Libanesen, die wieder einmal vor einem zerstörten Land stehen und die alles verlassen mussten, um anderswo Schutz zu suchen. Ich bitte Gott inständig darum, dass der Frieden, nach dem der weitaus grösste Teil der Bevölkerung strebt, durch den gemeinsamen Einsatz der Verantwortlichen sobald wie möglich verwirklicht werden kann. Ich erneuere auch meinen Aufruf an alle Hilfsorganisationen, der betroffenen Bevölkerung konkret die gemeinsame Solidarität zum Ausdruck zu bringen.
Angelus, 23. Juli 2006



Grundlage für das gemeinsame europäische Haus
Es ist wesentlich, dass der Bau des gemeinsamen europäischen Hauses stets die Wahrheit des Menschen zur Grundlage hat: das Recht jedes Menschen auf Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod, die Anerkennung der geistigen Natur des Menschen, in der seine unantastbare Würde wurzelt, und die Achtung des religiösen Bekenntnisses eines jeden, Zeugnis der unauslöschlichen öffnung gegenüber der Transzendenz. Diesen Werten können auch diejenigen zustimmen, die zwar nicht zur katholischen Kirche gehören, aber die Stimme der Vernunft akzeptieren, die für die Gebote des Naturgesetzes empfänglich ist.
"Ad-limina"-Besuch der Bischöfe Kroatiens, 6. Juli 2006



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Umweltschutz
Seine [des Amazonas] Flüsse und Wälder erzählen uns durch ihre Schönheit und Majestät von Gott und seinem grossartigen Werk für den Menschen. Dieses riesige Gebiet, in dem die Wasserläufe eine unvergleichliche Quelle der Harmonie und des Reichtums bilden, ist wie ein offenes Buch, auf dessen Seiten das Geheimnis des Lebens offenbar wird. Wie sollte man sich, sowohl als einzelner als auch als Gemeinschaft, nicht zu einer verantwortungsvollen Bewusstwerdung aufgerufen fühlen, die zu konsequenten Entscheidungen zum Schutz einer ökologisch so reichen Umwelt führt?
Botschaft an den ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I., 6. Juli 2006



Erweiterungsprozess der Europäischen Union
Sehr geehrter Herr Botschafter! Der weitere Weg der europäischen Integration, der erfolgreiche Weiterbau am grossen Haus Europa, unter dessen Dach die Völker des Kontinents in Frieden und gegenseitigem Respekt und Austausch ihre Zukunft gemeinsam gestalten, hängt ganz wesentlich vom Vertrauen der Bürger in dieses Projekt ab. In den Diskussionen um den Erweiterungsprozess der Europäischen Union einerseits und um die europäische Verfassung andererseits sind neuerlich Fragen von grundsätzlicher Bedeutung aufgeworfen worden. Immer wieder geht es hier letztlich um die Frage nach der Identität und nach den geistigen Fundamenten, auf denen die Staaten- und Völkergemeinschaft der Europäer ruht. Weder eine mehr oder weniger gut funktionierende Wirtschaftsunion noch ein bürokratisches Regelwerk des Zusammenlebens können die Erwartungen der Menschen an Europa vollends erfüllen. Die tieferen Quellen eines tragfähigen und krisenfesten europäischen "Miteinanders" liegen vielmehr in den gemeinsamen Überzeugungen und Werten der christlichen und humanistischen Geschichte und Tradition des Kontinents. Ohne eine echte Wertegemeinschaft kann letztlich auch keine verlässliche Rechtsgemeinschaft, die sich die Menschen erhoffen und erwarten, aufgebaut werden.
Ansprache an den Österreichischen Botschafter, 18. September 2006



Kein Kompromis bei der Teilnahme am politischen Leben
Selbst innerhalb der christlichen Gemeinschaft sind falsche Dichotomien nicht unbekannt. Sie richten besonderen Schaden an, wenn christliche Verantwortungsträger im öffentlichen Leben die Einheit des Glaubens preisgeben und die Zersetzung der Vernunft und der Grundsätze der natürlichen Ethik billigen, indem sie sich kurzlebigen gesellschaftlichen Trends und den Scheinforderungen der Meinungsumfragen fügen. Demokratie gelingt nur in dem Masse, in dem sie auf der Wahrheit und auf einem richtigen Verständnis des Menschen gründet. Die Teilnahme am politischen Leben von katholischer Seite darf im Hinblick auf diesen Grundsatz keine Kompromisse eingehen, denn sonst würde das christliche Zeugnis des Glanzes der Wahrheit im öffentlichen Leben zum Schweigen gebracht und eine Unabhängigkeit von der Moral erklärt.
"Ad-limina"-Besuch der Bischöfe aus Ontario (Kanada), 8. September 2006


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Staat-Kirche-Verhältnis
Wie in jeder Nation, so steht auch in Deutschland das Staat-Kirche-Verhältnis in einer engen Beziehung zur Gesetzgebung. Daher verfolgt der Heilige Stuhl die diesbezüglichen Entwicklungen und Tendenzen in Bund und Ländern mit regem Interesse. In dieser Ansprache kann ich nur einige Bereiche streifen, die aus der Sicht der katholischen Kirche, der es [...] immer zuerst um den Menschen und sein umfassendes Heil geht, von Bedeutung sind. Ich nenne an erster Stelle den im Grundgesetz verbrieften Schutz von Ehe und Familie, der auf Grund eines sich verändernden Verständnisses ehelicher Gemeinschaft in der politischen Öffentlichkeit einerseits und neuer von Gesetzgeber vorgesehener Formen, die sich von der natürlichen Familie entfernen, andererseits von der Aushöhlung bedroht ist. Die durch nichts zu rechtfertigende Abtreibung, die nach wie vor vielen unschuldigen ungeborenen Kindern das Leben kostet, bleibt eine schmerzlich empfundene Sorge des Heiligen Stuhls und der ganzen Kirche. Vielleicht kann die aktuelle Diskussion um die Spätabtreibungen bei den politisch Verantwortlichen das Bewusstsein dafür schärfen, dass die absehbare Behinderung eines Kindes kein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch sein darf, weil auch das behinderte Leben ebenso wertvoll und von Gott bejaht ist und weil es auf dieser Erde niemals und für niemanden eine Garantie auf ein Leben ohne körperliche, seelische oder geistige Einschränkungen geben kann. Des weiteren wird der Heilige Stuhl nicht müde, bei den betreffenden europäischen Institutionen und den einzelnen Nationen auf die ethischen Probleme im Kontext der embryonalen Stammzellenforschung und der sogenannten "neuartigen Therapien" hinzuweisen.
Ansprache an den deutschen Botschafter, 28. September 2006



Asyl
Das Netz der Hilfe und Solidarität, das auch bedürftige Fremde mitträgt, steht in der Tat für eine humane Gesellschaftsordnung. Die Tragkraft dieses Netzes hängt von den Beiträgen aller ab. Daher ist es erforderlich, dass Asyl entsprechend der Intention des Gesetzgebers, in Konformität mit den rechtlichen Vorgaben und nach dem Prinzip der Gerechtigkeit gewährt wird. Dabei ist zu berücksichtigen, dass für eine Reihe von Flüchtlingen die Zuflucht in Deutschland geradezu lebenswichtig ist. In diesem Zusammenhang bittet der heilige Stuhl die zuständigen staatlichen Instanzen, ausländische Christen, deren Leben und Wohlergehen auf Grund ihres Glaubens in der Heimat bedroht ist, nicht abzuschieben und ihnen die Integration [...] zu erleichtern.
Ansprache an den deutschen Botschafter, 28. September 2006


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Gaza-Streifen
Mit grosser Sorge verfolge ich die Nachrichten über die erhebliche Verschlechterung der Lage im Gaza-Streifen, und ich möchte die Zivilbevölkerung, die unter den Folgen der Gewalttaten leidet, meiner Nähe versichern, ich bitte euch, gemeinsam mit mir zu beten, dass der allmächtige und barmherzige Gott die israelischen und palästinensischen Obrigkeiten erleuchte sowie die Obrigkeiten der Nationen, die in der Region besondere Verantwortung tragen, damit sie sich dafür einsetzen, das Blutvergiessen zu beenden, die humanitäre Hilfe zu verstärken und die sofortige Wiederaufnahme direkter, ernsthafter und konkreter Verhandlungen zu fördern.
Angelus, 5. November 2006



Flucht
Im Drama der Familie von Nazaret, die gezwungen ist, nach ägypten zu fliehen, erkennen wir die schmerzliche Lebenssituation aller Migranten, besonders der Flüchtlinge, der Verbannten, der Vertriebenen, der Asylanten, der Verfolgten. Wir erkennen die Schwierigkeiten jeder Migrantenfamilie, die Entbehrungen, die Demütigungen, die Bedrängnis und die Schwachheit von Millionen und Abermillionen Migranten, Flüchtlingen und Asylanten. Die Familie von Nazaret spiegelt das Bild Gottes wider, das im Herzen jeder Menschlichen Familie bewahrt wird, auch wenn es durch die Emigration entstellt und entkräftet worden ist.
Botschaft zum 93. Welttag der Migranten und Flüchtlinge am 14. Januar 2007, 18. Oktober 2006



Positive Rolle der Religionen
Sicher kann und muss die Anerkennung der positiven Rollen, die die Religionen innerhalb des Sozialgefüges spielen, unsere Gesellschaften dazu veranlassen, ihre Kenntnis des Menschen immer mehr zu vertiefen und seine Würde immer besser zu achten, indem sie ihn in den Mittelpunkt des politischen, ökonomischen, kulturellen und sozialen Handelns stellen. Unsere Welt muss sich immer mehr der Tatsache bewusst werden, dass alle Menschen zutiefst solidarisch sind, und sie muss sie dazu auffordern, ihre geschichtlichen und kulturellen Unterschiede nicht hervorzuheben, um miteinander in Konflikt zu treten, sondern um einander zu achten.
Ansprache an das Diplomatische Korps in Ankara, 28. November 2006


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Stimme der Kirche auf dem diplomatischen Parkett
Die Stimme der Kirche auf dem diplomatischen Parkett ist, dem Evangelium entsprechend, immer gekennzeichnet durch den Willen, der Sache des Menschen zu dienen, und ich würde dieser grundlegenden Verpflichtung nicht nachkommen, würde ich vor Ihnen nicht an die Notwendigkeit erinnern, die Würde des Menschen immer stärker in den Mittelpunkt unserer Besorgnis zu stellen. Die ausserordentliche Entwicklung von Wissenschaft und Technik, welche die Welt von heute erlebt, mit ihren fast unmittelbaren Konsequenzen für die Medizin, die Landwirtschaft und die Produktion von Nahrungsmitteln, aber auch für die Übermittlung von Wissen, darf nicht ziel- und bezugslos weitergeführt werden, da es um die Geburt des Menschen geht, um seine Erziehung, um seine Weise zu leben und zu arbeiten sowie um sein Alter und seinen Tod. Es ist mehr als notwendig, den heutigen Fortschritt wieder in die Kontinuität der menschlichen Geschichte einzufügen und ihm so nach dem Plan zu gestalten, der uns allen innewohnt: die Menschheit wachsen zu lassen, was bereits das Buch Genesis auf seine Art zum Ausdruck gebracht hat: "Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch" (1,28).
Ansprache an das Diplomatische Korps in Ankara, 28. November 2006


Nur mit Gott
Eine neue wirtschaftliche und politischen Weltordnung funktioniert nicht, wenn es keine geistliche Erneuerung gibt, wenn wir uns nicht wieder Gott nähern und Gott mitten unter uns finden können.
Predigt am Hochfest der Erscheinung des Herrn, 6. Januar 2007



Kein Terrorismus
Der 50. Jahrestag des Budapester Aufstandes, der im vergangenen Oktober begangen wurde, hat uns an die dramatischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts erinnert, die alle Europäer dazu veranlassen, eine Zukunft frei von jeder Unterdrückung und jeder ideologischen Konditionierung aufzubauen, Bande der Freundschaft und Brüderlichkeit zu knüpfen und für die Ärmsten und Geringsten Sorge und Solidarität zu bekunden; ebenso wichtig ist es, die Spannungen der Vergangenheit zu bereinigen, indem man auf allen Ebenen die Versöhnung fördert, denn nur sie ermöglicht es, die Zukunft aufzubauen und sich auf die Hoffnung einzulassen. Ich appelliere auch an alle jene auf dem europäischen Kontinent, die der Versuchung des Terrorismus ausgesetzt sind, jede Aktivität dieser Art aufzugeben, denn solchen Verhaltensweisen, die der Gewalt zum Durchbruch verhelfen und bei der Bevölkerung Angst auslösen, stellen eine Sackgasse dar. Ich denke auch an die Verschiedenen "eingefrorenen Konflikte" und wünsche mir, dass sie rasch eine endgültige Lösung finden, und an die immer wiederkehrenden Spannungen, die heutzutage vor allem mit den Energiequellen zusammenhängen.
Ansprache beim Neujahrsempfang für das Diplomatischen Korps, 8. Januar 2007



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Demokratie
Einer der Schlüssel für die Gewährleistung des Erfolgs einer Demokratie ist die Teilnahme an einem aufrichtigen und fruchtbaren Dialog und die Ermutigung dazu. Der gegenseitige Austausch von Meinungen und Ideen ist nicht immer einfach. Gutes Regieren erfordert jedoch, dass auch die, die anderer Meinung sind, gehört, geachtet und in den Prozess zur Entscheidungsfindung einbezogen werden. Allein in einer solchen Atmosphäre der Verständigung und der Zusammenarbeit kann wahrer und dauerhafter Fortschritt verwirklicht und aufrechterhalten werden.
Ansprache an die Botschafterin von Uganda, 14. Dezember 2006



Beseitigen, was der Gerechtigkeit und der Solidarität entgegensteht
Die Verantwortungsträger in der Gesellschaft haben in der Tat die Pflicht, in einem Land oder in einer Region Situationen grosser Unzufriedenheit auf politischer, wirtschaftlicher oder sozialer Ebene weder zu schaffen noch aufrechtzuerhalten – Situationen, die bei den Betroffenen den Eindruck entstehen lassen, dass sie von der Gesellschaft, von den Bereichen der Entscheidungsfindung und der Mitbeteiligung ausgegrenzt sind und dass sie kein Recht besitzen, an den Erträgen des Sozialprodukts teilzuhaben. Solche Ungerechtigkeiten führen unweigerlich zu Unruhen und verursachen eine Art Eskalierung der Gewalt. Die Suche nach Frieden, Gerechtigkeit und gutem Einvernehmen unter allen Menschen muss eines der vorrangigen Ziele sein; sie fordert von den Personen, die Verantwortung tragen, auf die konkreten Gegebenheiten des Landes zu achten und bestrebt zu sein, alles zu Beseitigen, was der Gerechtigkeit und der Solidarität entgegensteht, besonders Korruption und Mängel in der Verteilung der Ressourcen.
Ansprache an die neuen Botschafter, 14. Dezember 2006



Dienst, nicht Vorteile suchen
Die Personen, die innerhalb der Nation Einfluss haben, [müssen] stets dafür Sorge tragen, ihr politisches und soziales Engagement als einen Dienst an den Mitmenschen zu betrachten und nicht als eine Suche nach Vorteilen für eine kleine Gruppe zum Schaden des Gemeinwohls. Ich weiss, dass es eines gewissen Mutes bedarf, um inmitten von Schwierigkeiten den Kurs beizubehalten, wenn man das Wohl der einzelnen und der nationalen Gemeinschaft zum Ziel hat. Dennoch ist im öffentlichen Leben der Mut eine unentbehrliche Tugend, um sich nicht von Parteiideologien und auch nicht von Interessengruppen oder vom Machtstreben leiten zu lassen. Wie die Soziallehre der Kirche betont, muss das Wohl der Menschen und der Völker stets das grundlegende Kriterium für Entscheidungen im gesellschaftlichen Leben bleiben.
Ansprache an die neuen Botschafter, 14. Dezember 2006



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Mondialisierung
Die Mondialisierung des Austausches, die im Wirtschafts- und Finanzbereich bereits für alle offenkundig ist, muss natürlich mit gemeinsamen politischen Verpflichtungen auf planetarer Ebene einhergehen, um eine dauerhafte und organisierte Entwicklung zu gewährleisten, die niemanden ausschliesst und für die einzelnen Menschen, für die Familien und für die Völker eine ausgewogene Zukunft sicherstellt.
Ansprache an den Botschafter der Türkei, 19. Januar 2007



Pflicht der reicheren Nationen
Wirtschaftliche Aktivität hat einen moralischen Charakter, und wenn gewissermassen alle für alle verantwortlich sind, dann haben die reicheren Nationen die Pflicht, sich in Solidarität und Gerechtigkeit für die Entwicklung aller einzusetzen (vgl. Kompendium der Soziallehre der Kirche,333). In einer Welt, in der Kommunikation und Handel globale Ausmasse angenommen haben, wird diese Pflicht um so deutlicher und sind die Mittel, sie zu erfüllen, leichter verfügbar.
Ansprache an der Botschafter des Königreichs Lesotho, 14. Dezember 2006



Wirkliche Auswirkungen auf das globale Leben
Wenn Menschen nicht als Personen betrachtet werden, als Männer und Frauen, die als Abbild Gottes geschaffen (vgl. Gen 1,26) und mit einer unantastbaren Würde ausgestattet sind, dann wird es sehr schwierig sein, völlige Gerechtigkeit in der Welt zu erlangen. Trotz der Anerkennung der Rechte der Person in internationalen Erklärungen und Gesetzgebungen müssen noch viele Fortschritte gemacht werden, um dafür zu sorgen, dass diese Anerkennung sich auswirkt auf globale Probleme wie die wachsende Kluft zwischen reichen und armen Ländern; die ungleiche Verteilung und Zuteilung natürlicher Ressourcen und des durch menschliche Arbeit hervorgebrachten Reichtums, die Tragödie des Hungers, des Durstes und der Armut auf einem Planeten auf dem es Nahrung, Wasser und Wohlstand im Überfluss gibt; das menschliche Leid der Asylanten und Flüchtlinge; die andauernden Konflikte in vielen Teilen der Welt; der Mangel an ausreichendem gesetzlichen Schutz des ungeborenen Lebens; die Ausbeutung von Kindern; der internationale Menschen-, Waffen- und Drogenhandel; und zahlreiche andere schwerwiegende Ungerechtigkeiten.
Schreiben an die Präsidentin der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften, anlässlich der 13. Vollversammlung, 28. April 2007



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Geistige Güter
Unter dem Druck wirtschaftlicher Sorgen neigen wir dazu, zu vergessen, dass die geistigen Güter, die dem Menschen zu eigen sind, sich im Gegensatz zu den materiellen Gütern verbreiten und mehren, wenn sie weitergegeben werden: Im Gegensatz zu den teilbaren Gütern sind geistige Güter wie Bildung und Erziehung unteilbar, und je mehr man sie zu teilen versucht, desto mehr besitzt man sie.
Schreiben an die Präsidentin der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften, anlässlich der 13. Vollversammlung, 28. April 2007



Drogenhändler
Ich fordere die Drogenhändler auf, über das Böse nachzudenken, das sie zahlreichen Jugendlichen und Erwachsenen aller sozialen Schichten zufügen: Gott wird sie für das, was sie getan haben, zur Rechenschaft ziehen. Die menschliche Würde darf nicht auf diese Weise mit Füssen getreten werden. Das verursachte Böse verdient dieselbe Verurteilung, die Jesus gegenüber denen aussprach, die die "Kleinsten", die Bevorzugten Gottes, verführten (vgl. Mt 18,7-10).
Ansprache beim Besuch im Drogenrehabilitationszentrum "Fazenda da Esperanca", 12. Mai 2007



Zivile und öffentliche Verantwortlichkeit
Rechte, dem Evangelium gemäss geformte Gewissen sehen sich leichter dazu angespornt, eine Gesellschaft in einer menschlichen Dimension zu bauen. Eine falsch verstandene Modernität neigt heute dazu, übermässig die Bedürfnisse des einzelnen auf Kosten der Pflichten hervorzuheben, die jeder Mensch gegenüber Gott und der Gemeinschaft hat, der er angehört. Es ist zum Beispiel wichtig, die rechte Auffassung von der zivilen und öffentlichen Verantwortlichkeit ins Licht zu rücken, denn gerade aus dieser Sicht erwächst der Eisatz für die Achtung der Rechte des einzelnen und für eine überzeugte Integration der eigenen Kultur, im gemeinsamen Streben nach Gemeinwohl.
"Ad-limina"-Besuch der internationalen Bischofskonferenz der hll. Cyrill und Methodius, 4. Mai 2007



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Die Erwartungen der Bürger nicht berücksichtigt
Unter dem demographischen Gesichtspunkt hingegen muss man leider feststellen, dass Europa anscheinend einen Weg eingeschlagen hat, der es zum Abschied von der Geschichte führen könnte. Das könnte nicht nur das wirtschaftliche Wachstum gefährden, sondern auch enorme Schwierigkeiten für den sozialen Zusammenhalt hervorrufen und vor allem einen gefährlichen Individualismus fördern, der die Folgen für die Zukunft nicht beachtet. Man könnte beinahe denken, dass Europa das Vertrauen in die eigenen Zukunft verliert. Des weiteren wird, was zum Beispiel den Umweltschutz oder den geordneten Zugang zu den Energiequellen und –investitionen betrifft, die Solidarität nicht nur im internationalen, sondern auch im nationalen Bereich nur mühsam gefördert. Es zeigt sich, dass der europäische Einigungsprozess selbst nicht von allen geteilt wird aufgrund des verbreiteten Eindrucks, dass manche "Kapitel" des Europa-Projekts "geschrieben" wurden, ohne die Erwartungen der Bürger angemessen zu berücksichtigen.
Ansprachen an die Teilnehmer des Kongresses, von der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft, 24. März 2007



Vor pragmatischer Haltung schützen
Eine Gemeinschaft, die aufgebaut wird, ohne die echte Würde des Menschen zu achten, insofern sie Vergisst, dass jede Person als Abbild Gottes geschaffen ist, gereicht am Ende niemandem zum Wohl. Deshalb scheint es immer unerlässlicher, dass sich Europa vor dieser heute so weit verbreiteten pragmatischen Haltung hüte, die den Kompromiss über die wesentlichen menschlichen Werte systematisch rechtfertigt, als handle es sich um die unvermeidliche Annahme eines Vermeintlich kleineren Übels. Ein derartiger, als ausgewogen und realistisch präsentierter Pragmatismus ist im Grunde nicht so, gerade weil er jene Dimension der Werte und Ideale verneint, die der menschlichen Natur innewohnen. Wenn dann einem solchen Pragmatismus laizistische und ralitvistische Tendenzen und Strömungen eingepflanzt werden, verweigert man am Ende den Christen das Recht, sich als solche in die öffentliche Debatte einzubringen, oder es wird im besten Fall ihr Beitrag mit dem Vorwurf herabgesetzt, sie wollten unberechtigte Privilegien schützen.
Ansprache an die Teilnehmer des Kongresses, von der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft, 24. März 2007



Die Wahrheit über den Menschen bezeugen
Liebe Freunde, ich weiss, wie schwer es für die Christen ist, die Wahrheit über den Menschen tapfer zu verteidigen. Aber werdet nicht müde, und verliert nicht den Mut! Ihr wisst: Ihr habt die Aufgabe, mit der Hilfe Gottes ein "neues Europa" zu bauen, das realistisch, aber nicht zynisch ist, reich an Idealen und frei von naiven Illusionen und sich an der ewigen und lebensspendenden Wahrheit des Evangeliums inspiriert. Seid deshalb auf europäischer Ebenen aktiv präsent in der öffentlichen Debatte, dies im Bewusstsein, das sie nun integrierender Teil der nationalen Debatte ist, und begleitet diesen Einsatz mit einem wirksamen kulturellen Handeln. Beugt euch nicht der Logik der Macht als Selbstzweck! Eine ständige Anregung und Stütze sei euch die Mahnung Christi: Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, taugt es zu nichts mehr: es wird weggeworfen und zertreten (vgl. Mt 5,13).
Ansprache an die Teilnehmer des Kongresses, von der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft, 24. März 2007



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Kapitalismus und Marxismus
Sowohl der Kapitalismus als auch der Marxismus haben versprochen, den Weg zur Schaffung gerechter Strukturen zu finden, und behaupteten, diese würden, sobald sie festgelegt seien, von allein funktionieren; sie behaupteten, sie würden nicht nur keiner vorausgehenden Sittlichkeit des Individuums bedürfen, sondern würden die allgemeine Sittlichkeit fördern. Und dieses ideologische Versprechen hat sich als falsch erwiesen. Die Fakten haben das offenkundig gemacht. Das marxistische System hat dort, wo es zur Herrschaft gelangt war, nicht nur ein trauriges Erbe ökonomischer und ökologischer Zerstörung hinterlassen, sondern auch eine schmerzliche geistige Zerstörung hinterlassen. Und dasselbe sehen wir auch im Westen, wo der Abstand zwischen Armen und Reichen beständig wächst und wo durch Drogen, Alkohol und Trügerischen Vorspiegelungen von Glück eine beunruhigende Zersetzung der persönlichen Würde vor sich geht.
Ansprache bei der V. Generalversammlung der Bischofskonferenzen von Lateinamerika, 13. Mai 2007



Ohne Gott keine Kraft
Die gerechten Strukturen sind,[...] eine unerlässliche Voraussetzung für eine gerechte Gesellschaft; aber weder entstehen sie, noch funktionieren sie ohne ein moralisches Einvernehmen der Gesellschaft über die Grundwerte und über die Notwendigkeit, diese Werte mit dem nötigen Verzicht, selbst gegen das persönliche Interesse, zu leben. Wo Gott fehlt – Gott mit dem menschlichen Antlitz Jesu Christi -, zeigen sich diese Werte nicht mit ihrer ganzen Kraft und es kommt auch nicht zu einem Einvernehmen über sie. Ich will damit nicht sagen, dass Nichtgläubige keine hohe und vorbildlichen Sittlichkeit leben können; ich sage nur, dass eine Gesellschaft, in der Gott nicht vorkommt, nicht das notwendige Einvernehmen über die sittlichen Werte und nicht die Kraft findet, um – auch gegen die eigenen Interessen – nach dem Vorbild dieser Werte zu leben.
Ansprache bei der V. Generalversammlung der Bischofskonferenzen von Lateinamerika, 13. Mai 2007



Die Kirche ist Anwältin
Die Kirche ist Anwältin der Gerechtigkeit und der Armen, eben weil sie sich weder mit den Politikern noch mit Parteiinteressen identifiziert. Nur wenn sie unabhängig ist, kann sie die grossen Grundsätze und unabdingbaren Werte lehren, den Gewissen Orientierung geben und eine Lebensoption anbieten, die über den politischen Bereich hinausgeht. Die Gewissen zu bilden, Anwältin der Gerechtigkeit und der Wahrheit zu sein, zu den individuellen und politischen Tugenden zu erziehen – das ist die grundlegende Berufung der Kirche in diesem Bereich. Und die katholischen Laien müssen sich ihrer Verantwortung im öffentlichen Leben bewusst sein; sie müssen in der notwendigen Konsensbildung und im Widerstand gegen die Ungerechtigkeiten präsent sein.
Ansprache bei der V. Generalversammlung der Bischofskonferenzen von Lateinamerika, 13. Mai 2007



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Gerechte Strukturen werden nie endgültig verwirklicht
Die gerechten Strukturen werden nie endgültig verwirklicht sein; wegen der ständigen Evolution der Geschichte müssen sie immer wieder erneuert und aktualisiert werden; sie müssen immer von einem politischen und humanen Ethos beseelt sein, für dessen Vorhandensein und Effizienz immer gearbeitet werden muss. Mit anderen Worten: die Gegenwart Gottes, die Freundschaft mit dem menschgewordenen Sohn Gottes, das Licht seines Wortes sind immer Grundvoraussetzungen für das Vorhandensein und die Wirksamkeit der Gerechtigkeit und der Liebe in unseren Gesellschaften.
Ansprache bei der V. Generalversammlung der Bischofskonferenzen von Lateinamerika, 13. Mai 2007



Nachahmung der Beispiele
Ihr wisst, dass der christliche Glaube sich niemals auf eine rein verstandesmässige Erkenntnis Christi und seiner Lehre verkürzen lässt; er muss auch in der Nachahmung der Beispiele zum Ausdruck kommen, die Christus uns als Sohn des Vaters und als Menschensohn gegeben hat. Wer mit dem Nachfolger Petri, dem obersten Hirten der katholischen Kirchen, zusammenarbeitet, ist in besonderer Weise dazu aufgerufen, sein Bestes zu tun, um selbst ein wahrer Hirt zu sein, der wie Jesus, der Gute Hirt, dazu bereit ist, das Leben für seine Herde hinzugeben.
Ansprache für die Leiter und Alumnen der päpstlichen Diplomatenakademie, 2. Juni 2007



Die ärmsten Länder
Die heutige Anwesenheit von Ihnen [den neuen Botschaftern], die Sie aus verschiedenen Kontinenten stammen, vermittelt unseren Zeitgenossen das Bild einer Welt, die vom Norden bis in den Süden, vom Osten bis in den Westen darum bemüht ist, immer engere Beziehungen zu knüpfen, um eine Gesellschaft aufzubauen, in der man gerne lebt. Tatsächlich ist es in der heutigen Welt wichtiger denn je, die Bande zu stärken, die die Länder vereinen, und dabei für die ärmsten Länder besondere Sorge zu tragen. Denn es ist nicht möglich, die Reichtümer der ärmsten Länder ungestraft auszunützen, wenn letztere keinen Anteil haben können am weltweiten Wachstum. Es ist die Pflicht der Autoritäten aller Länder, zusammenzuarbeiten für eine bessere Verteilung der Reichtümer und der Güter des Planeten.
Ansprache für die neuen Botschafter beim heiligen Stuhl, 1. Juni 2007



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Europas Aufgaben in der Welt
Aus der Einmaligkeit seiner Berufung erwächst Europa aber auch eine einmalige Verantwortung in der Welt. Dazu darf es sich vor allem nicht selbst aufgeben. Der demographisch rapide alternde Kontinent soll nicht ein geistig alter Kontinent werden. Europa wird seiner selbst auch dann besser gewiss werden, wenn es eine seiner einzigartigen geistigen Tradition, seinen ausserordentlichen Fähigkeiten und seinem grossen wirtschaftlichen Vermögen angemessene Verantwortung in der Welt übernimmt. Die Europäische Union sollte darum eine Führungsrolle bei der Bekämpfung der Armut in der Welt und im Einsatz für den Frieden übernehmen. Dankbar dürfen wir konstatieren, dass europäische Länder und die europäische Union zu den grössten Gebern für internationale Entwicklung gehören, sie sollten aber auch ihr politisches Gewicht auf die Waagschale legen, wenn es z.B. um die äusserst dringende Herausforderung geht, die Afrika darstellt angesichts der ungeheuren Tragödien dieses Kontinentes wie die Geissel der Aids-Erkrankungen, die Situation in Darfur, die ungerechte Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und der besorgniserregende Waffenhandel. Ebenso darf der politische und diplomatische Einsatz Europas und seiner Länder die ständig ernste Situation des Mittleren Ostens nicht vergessen, wo der Beitrag aller notwendig ist, um den Verzicht auf Gewalt, den gegenseitigen Dialog und ein wahrhaft friedliches Zusammenleben zu fördern. Auch die Beziehung zu den Nationen Lateinamerikas und des asiatischen Kontinents muss durch geeignete Verbindungen im Handelsaustausch ausgebaut werden.
Ansprache in der Wiener Hofburg, 7. September 2007



Terrorismus: ein ernstzunehmendes Phänomen
Die Achtung der Religion trägt ausserdem dazu bei, den wiederholten Vorwurf zu widerlegen, Gott vergessen zu haben. Unter diesem Vorwand versuchen einige terroristische Netze, die Bedrohung der Sicherheit der westlichen Gesellschaften von ihrer Seite zu rechtfertigen. Der Terrorismus ist ein sehr ernstzunehmendes Phänomen, das oft soweit geht, Gott zu instrumentalisieren und das menschliche Leben in nicht zu rechtfertigender Weise zu verachten. Sicher hat die Gesellschaft das Recht, sich zu verteidigen, aber dieses Recht muss, wie jedes andere Recht auch, stets unter voller Achtung der moralischen und juridischen Normen ausgeübt werden, auch was die Wahl der Ziele und der Mittel angeht. In demokratischen Systemen rechtfertigt die Anwendung von Gewalt niemals den Verzicht auf die rechtsstaatlichen Grundsätze. Kann man denn die Demokratie schützen, indem man ihre Grundlagen gefährdet?
Es ist daher notwendig, die Sicherheit der Gesellschaft und ihrer Mitglieder mutig zu verteidigen, die unveräusserlichen Rechte jeder Person müssen dabei aber gewahrt bleiben. Der Terrorismus muss entschlossen und wirksam bekämpft werden - im Bewusstsein, dass das Böse ein durchdringendes Geheimnis ist, die Solidarität der Menschen im Guten aber ein Geheimnis, das noch stärker ausstrahlt und sich verbreitet.
Ansprache an die christlich-demokratischen und zentristischen Parteien " Centrist Democrat International", 21. September 2007



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Das Verhältnis zwischen Religion und Politik
Die Wesentliche Neuheit, die Jesus gebracht hat, ist die, dass er den Weg zu einer menschlicheren und freieren Welt geöffnet hat, in voller Achtung der Unterscheidung und der Unabhängigkeit zwischen dem, was dem Kaiser gehört, und dem, was Gott gehört (vgl. Mt 22,21). Wenn die Kirche also einerseits anerkennt, dass sie kein politischer Akteur ist, so kann sie sich andererseits jedoch nicht der Aufgabe entziehen, Sorge zu tragen für das Wohl der ganzen zivilen Gemeinschaft, in der sie lebt und wirkt. Sie bietet ihr einen besonderen Beitrag, indem sie in den politischen und unternehmerischen Schichten einen echten Geist der Wahrheit und er Rechtschaffenheit herausbildet, der auf die Suche nach dem Gemeinwohl und nicht nach persönlichem Profit ausgerichtet ist.
Botschaft an den Präsidenten der Italienischen Bischofskonferenz, anlässlich des 100. Jahrestages der ersten "Sozialen Woche der italienischen Katholiken", 12. Oktober 2007



Aufbau einer internationalen Ordnung
Die Menschheit steht heute vor neuen Freiheits- und Hoffnungsszenarien, die oft durch instabile politische Verhältnisse und durch die Folgen schwacher Sozialstrukturen getrübt werden. Zudem wächst immer mehr die gegenseitige Abhängigkeit zwischen den Staaten. Deshalb ist es dringend nötig, sich für den Aufbau einer inneren und internationalen Ordnung einzusetzen, die das friedliche Zusammenleben, die Zusammenarbeit, die Achtung der Menschenrechte und vor allem die Anerkennung der zentralen Stellung der menschlichen Person und ihrer unverletzlichen Würde fördert.
Ansprache an den neuen Botschafter der Republik Ecuador, 27. Oktober 2007



Die Grundlage wahrer Gerechtigkeit
In der Tat muss die Menschheitsfamilie heute mehr denn je Mittel und Wege finden, um die Konflikte zu überwinden, die durch soziale Unterschiede, ethnische Rivalitäten und die grosse Ungleichheit bezüglich des Grades der wirtschaftlichen Entwicklung verursacht werden. Die Menschheit dürstet nach wahrem und dauerhaftem Frieden - einem Frieden, der nur dann zustande kommen kann, wenn Einzelpersonen, Gruppen auf allen Ebenen und Verantwortungsträger der Regierungen Gewohnheiten verantwortungsbewusster Entscheidungsfindung pflegen, die in den grundlegenden Prinzipien der Gerechtigkeit fest verwurzelt sind. Es ist daher wesentlich, dass die Gesellschaften ihre Kräfte dahingehend einsetzen, echte Friedensstifter heranzubilden. Diese Aufgabe kommt insbesondere Organisationen wie der Ihren zu, die in der universalen Bestimmung der Güter der Schöpfung die Grundlage wahrer Gerechtigkeit erkennen müssen.
Ansprache an die Teilnehmer der Generalkonferenz der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), 22. November 2007



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Die ganzheitliche Erziehung der Jugend
Durch Sie möchte ich neuerlich an alle im öffentlichen Leben tätigen Personen und an alle Regierenden der Nationen appellieren, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um den Völkern, deren Führung ihnen anvertraut ist, wieder Hoffnung zu geben. Sie sollten deren tiefsten Wünschen Rechnung tragen und dafür sorgen, das allen von dem Gewinn der natürlichen und wirtschaftlichen Ressourcen ihres Landes, entsprechend den Prinzipien des Rechts und der Gerechtigkeit, profitieren können. Aus dieser Sicht muss den jungen Generationen ganz besondere Beachtung geschenkt werden; es ist ihnen zu zeigen, dass sie der grösste Reichtum eines Landes sind; ihre ganzheitliche Erziehung ist eine vorrangige Notwendigkeit. Eine technische und naturwissenschaftliche Ausbildung genügt in der Tat nicht, um aus ihnen Männer und Frauen zu machen, die in ihrer Familie und auf allen Ebenen der Gesellschaft Verantwortung tragen. Dazu ist die Förderung einer Erziehung zu den menschlichen und moralischen Werten notwendig, die es jedem jungen Menschen ermöglichen wird, Selbstvertrauen zu gewinnen, auf die Zukunft zu hoffen, sich seiner Brüder und Schwestern im Menschsein anzunehmen und - mit einem immer feineren Gespür für den anderen - seinen Platz bei der Entwicklung der Nation einzunehmen.
Deshalb wünsche ich, dass in jedem Land die Erziehung der Jugend eine Priorität sei, mit der Unterstützung aller Institutionen der internationalen Gemeinschaft, die sich im Kampf gegen den Analphabetismus und gegen das Fehlen von Bildung in allen ihren Formen engagieren. Das ist ein besonders wichtiges Vorhaben, um gegen die Hoffnungslosigkeit anzukämpfen, die sich im Herzen junger Menschen festsetzen und die Ursache vieler, einzeln oder gemeinsam begangener Gewalttaten sein kann. Sie sollen wissen, dass sich die Kirche, zusammen mit allen Menschen guten Willens, durch ihre zahlreichen Bildungseinrichtungen unablässig auf dem Gebiet der ganzheitlichen Erziehung junger Menschen einsetzt. Ich ermutige allen Personen, die sich an diesem schönen Auftrag der Erziehung der Jugend beteiligen, ihre Aufgabe unermüdlich und in der Gewissheit weiterzuführen, dass die korrekte Erziehung und Bildung junger Menschen die Vorbereitung einer vielversprechenden Zukunft darstellt.
Ansprache an die neuen Botschafter beim Heiligen Stuhl, 13. Dezember 2007



Die Verwaltung der Energiequellen
Ein Bereich, in dem es besonders notwendig wäre, den Dialog zwischen den Nationen zu intensivieren, ist jener der Verwaltung der Energiequellen des Planeten. Eine zweifache Dringlichkeit stellt sich diesbezüglich den technisch fortgeschrittenen Ländern: Einerseits müssen die durch das aktuelle Entwicklungsmodell bedingten hohen Konsum-Standards überdacht werden, und andererseits ist für geeignete Investitionen zur Differenzierung der Energiequellen und für die Verbesserung der Energienutzung zu sorgen. Die Schwellenländer haben Energiebedarf, doch manchmal wird dieser Bedarf zum Schaden der armen Länder gedeckt, die wegen ihrer auch technisch ungenügenden Infrastrukturen gezwungen sind, die in ihrem Besitz befindlichen Energie-Ressourcen unter Preis zu verschleudern. Manchmal wird sogar ihre politische Freiheit in Frage gestellt durch Formen von Protektorat oder zumindest von Abhängigkeiten, die sich eindeutig als demütigend erweisen.
Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages, 1. Januar 2008



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Europa auf der Suche nach seiner Identität
Heute ist Europa - das gerade aus einem Jahrhundert gekommen ist, das von zwei Weltkriegen tief verletzt worden ist, und nach dem Zusammenbruch der grossen Ideologien, die sich als tragische Utopien erwiesen haben - auf der Suche nach seiner Identität. Um eine neue und dauerhafte Einheit zu schaffen, sind die politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Instrumente sicher wichtig, aber es ist auch notwendig, eine ethische und geistlichen Erneuerung zu erwecken, die aus den christlichen Wurzeln des Kontinents schöpft; andernfalls kann man Europa nicht wieder Aufbauen. Ohne diesen Lebenssaft bleibt der Mensch der Gefahr ausgesetzt, der alten Versuchung zu erliegen, sich selbst erlösen zu wollen - eine Utopie, die auf verschiedene Weise im Europa des 20. Jahrhunderts, wie Papst Johannes Paul II. festgestellt hat, "einen Rückschritt ohnegleichen in der gequälten Geschichte der Menschheit" verursacht hat (Insegnamenti, XIII/1, 1990, S. 58).
Generalaudienz, 9. April 2008



Entwicklung auch auf moralischer und geistlicher Dimension
Die Entwicklung kann nicht nur auf wirtschaftliches Wachstum reduziert werden, sondern muss die moralische und geistliche Dimension mit einschliessen. Ein echter ganzheitlicher Humanismus muss zugleich stets solidarisch sein, und die Solidarität ist eine der höchsten Ausdrucksformen des menschlichen Geistes, sie gehört zu seinen natürlichen Pflichten (vgl. Jak 2,15-16) und gilt sowohl für die Personen als auch für die Völker (vgl. pastorale Konstitution Gaudium et spes, 14), von ihrer Umsetzung hängen die volle Entwicklung und der Frieden ab. Wenn der Mensch nämlich nur dem materiellen Wohlstand nachstrebt und im eigenen Ich verschlossen bleibt, versperrt er sich selbst den Weg zur vollen Verwirklichung und zum wahren Glück.
Schreiben an Kardinal Renato Raffaele Martino, 10. April 2008



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Gefahr der "Dual-Use" -Güter
Es zeigt sich [...], dass Waffenproduktion und Waffenhandel immer mehr zunehmen und eine führende Rolle in der Weltwirtschaft spielen. So besteht sogar die Tendenz zur Überlagerung von ziviler und militärischer Wirtschaft, wie die anhaltende Verbreitung "Dual-Use"- Gütern und den entsprechenden Erkenntnissen - also von Gütern und Erkenntnissen, die sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich benutzt werden können - zeigt. Das ist eine ernste Gefahr im biologischen, chemischen und nuklearen Bereich, in denen die zivilen Programme niemals sicher sein werden ohne einen allgemeinen und vollkommenen Verzicht auf militärische und feindliche Programme. Ich erneuere daher den Appell an die Staaten, die Rüstungsausgaben zu senken und die Idee, einen für Projekte zur friedlichen Entwicklung der Völker bestimmten Weltfonds zu schaffen, ernsthaft in Betracht zu ziehen.
Schreiben an Kardinal Renato Raffaele Martino, 10. April 2008



Hunger und Unterernährung sind unakzeptabel
Die wachsende Globalisierung der Märkte fördert nicht immer die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln, und die Produktionssysteme werden oft bedingt durch strukturelle Einschränkungen sowie durch eine protektionistische Politik und Spekulationen, die ganze Bevölkerungsgruppen an den Rand der Entwicklungsprozesse drängen. Angesichts dieser Situation muss erneut mit Nachdruck betont werden, dass Hunger und Unterernährung inakzeptabel sind in einer Welt, die in Wirklichkeit über ein Produktionsniveau sowie über Ressourcen und Kenntnisse verfügt, die ausreichen würden, um solche dramatischen Situationen und deren Folgen ein Ende zu setzen. Die grosse Herausforderung von heute besteht darin, "nicht nur die wirtschaftlichen und kommerziellen Interessen zu "globalisieren", sondern auch die Erwartungen der Solidarität unter Achtung und Nutzung des Beitrags eines jeden Gliedes der Gesellschaft" (Ansprache and die Stiftung Centesimus Annus - Pro Pontifice, 31. Mai 2008).
Botschaft zum Gipfeltreffen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), 2. Juni 2008



Suche nach Gerechtigkeit
In der heutigen Welt spielen die Verantwortlichen der Nationen nicht nur in ihrem eigenen Land, sondern in den internationalen Beziehungen eine wichtige Rolle, damit jeder Mensch dort, wo er lebt, in den Genuss annehmbarer Lebensbedingungen kommen kann. Der entscheidende Massstab dafür ist auf politischem Gebiet die Suche nach der Gerechtigkeit, damit die Würde und die Rechte jedes Menschen stetes respektiert werden und alle Bewohner eines Landes am nationalen Reichtum teilhaben könnten. Das gilt ebenso auf internationaler Ebene. bild Aber die menschliche Gemeinschaft ist in jedem Fall auch dazu aufgerufen, über die blosse Gerechtigkeit hinauszugehen, indem sie ihre Solidarität gegenüber den ärmsten Völkern in der Sorge um eine bessere Verteilung der Reichtümer bekundet die es vor allem den Ländern, die über fruchtbare Erde oder Bodenschätze verfügen, erlauben, zuallererst davon zu profitierten. Die reichen Länder können sich nicht allein das aneignen, was aus anderen Ländern stammt. Es ist ein Gebot der Gerechtigkeit und der Solidarität, dass die internationale Gemeinschaft über die Verteilung der Ressourcen wacht und dabei ihr Augenmerk auf die Bedingungen legt, die für die Entwicklung der bedürftigsten Länder günstig sind.
Ansprache an die neuen Botschafter beim Heiligen Stuhl, 29. Mai 2008



Dienst im öffentlichen Leben
Solidarität und Brüderlichkeit sind letztlich von der grundlegenden Liebe abhängig, die wir unserem Nächsten entgegenbringen sollen, denn jede Person, die eine Verantwortung im öffentlichen Leben hat, ist aufgerufen, aus ihrem Amt vor allem einen Dienst an allen ihren Landsleuten und darüber hinaus an allen Völkern des Planeten zu machen. Die Ortskirchen ihrerseits übernehmen alle nur möglichen Anstrengungen, um mitunter in schwierigen Situationen ihren Beitrag zum Wohl ihrer Landsleute zu leisten. Es ist ihr innigster Wunsch, diesen Dienst am Menschen - an jedem Menschen ohne Unterschied - unermüdlich weiter zuführen.
Ansprache an die neuen Botschafter beim Heiligen Stuhl, 29. Mai 2008



Internationale Solidarität
In diesem Jahr, in dem wir den 60. Jahrestag der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" begehen, ist es besonders angebracht, dass auch die Solidarität zwischen den Nationen wirksam zutage tritt und "dass alle für das internationale Leben Verantwortlichen gemeinsam handeln und bereit sind, in gutem Glauben zu arbeiten, in Achtung vor dem Gesetz, um die Solidarität mit den schwächsten Regionen des Planeten zu fördern" (Ansprache an die UNO-Vollversammlung, 18. April 2008).
Ansprache an den neuen Botschafter der Republik Guinea , 29. April 2008



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Konflikten vorbeugen
Das Handeln der Internationalen Gemeinschaft und ihrer Institutionen darf, soweit sie jene Prinzipien respektiert, die der Internationalen Ordnung zugrunde liegen, nie als eine ungerechtfertigte Nötigung oder eine Begrenzung der Souveränität verstanden werden. Vielmehr sind es die Gleichgültigkeit oder das Nichteingreifen, die tatsächliche Schäden verursachen. Es bedarf einer vertieften Suche nach Möglichkeiten, um Konflikten vorzubeugen und sie zu kontrollieren, indem alle Mittel genutzt werden, über die die Diplomatie verfügt, und indem auch dem schwächsten Anzeichen von Dialog und Versöhnungswillen Aufmerksamkeit und Ermutigung geschenkt wird" (Besuch bei der UN-Vollversammlung, 18. April 2008)
Angelusgebet in Brindisi, 15. Juni 2008



Im Dienste der Menschheit
Kirche und Staat stehen auf ihre je besondere Weise und im Licht ihres spezifischen Auftrags im Dienste der Menschheit. Es ist daher notwendig, dass sie unter steter Achtung der jeweiligen Unabhängigkeit und der jeweiligen Kompetenzen auf eine Weise miteinander zusammenarbeiten, die Männern und Frauen hilft, sowohl materielles als auch geistliches Wohlergehen zu erlangen. Diese Zusammenarbeit kann nur dazu beitragen, immer demokratischere Institutionen zu stärken.
Ansprache an den Botschafter der Republik Weissrussland , 29. Mai 2008



Grenzen: ein Ort der Begegnung
Seit Jahrzehnten strebt Europa jetzt tatkräftig danach, eine Zukunft des Friedens und des Fortschritts zu errichten und trennende Mauern abzubauen sowie schmerzvolle Teilungen zu überwinden. Dieses ehrbare Vorhaben, das durch das Bewusstsein einer gemeinsamen Verantwortung für das gemeinsame Schicksal der europäischen Völker motiviert wird, ist von äusserst grossem Wert. Es ist nicht einfach, ein so ehrgeiziges Ziel zu erreichen; es erfordert, dass sich alle beteiligten Parteien um einen beständigen, aufrichtigen und vernünftigen Dialog bemühen, der auf wirklicher Solidarität beruht und die legitimen Hoffnungen, historischen Umständen sowie die Verschiedenheit der anderen respektiert. Um das zu erreichen, ist jede Nation auf dem Kontinent [...] aufgerufen, zum Aufbau eines gemeinsamen europäischen Hauses beizutragen, in dem die Grenzen als ein Ort der Begegnung angesehen werden und nicht als Trennlinien oder - schlimmer noch - als unüberwindbare Mauern.
Ansprache an den Botschafter der Republik Weissrussland , 29. Mai 2008



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Beten für den Schutz des Lebens und des Eigentums
Ich bete, dass Politiker und Sozialarbeiter, Berufstätige im Bereich der Wirtschaft, des Gesundheitswesens und der Gesetzgebung, Polizisten und Richter sowie, alle, die im Kampf gegen Verbrechen und Korruption tätig sind, unablässig - mit Unterstützung der loyalen Kooperation der Bevölkerung - für den Schutz des Lebens und des Eigentums zusammenarbeiten. Die Kirche wird es nicht versäumen, ihren besonderen Beitrag zu leisten, indem sie eine umfassende Erziehung anbietet, die auf Ehrlichkeit, Integrität sowie Gottes- und Nächstenliebe beruht. Sie bemüht sich darum, Chancen für junge Menschen in schwierigen Situationen zu schaffen und erinnert sie dabei stets daran, dass "alles ernsthafte und rechte Tun des Menschen..., Hoffnung im Vollzug" ist (Spe salvi, 35).
Ansprache an den Botschafter der Republik Nigeria, 29. Mai 2008



Der Einfluss der Globalisierung
Keine Nation ist in der heutigen Zeit frei vom Einfluss der Globalisierung mit ihren Vorteilen und ihren Herausforderungen. Das Phänomen erleichtert den Handel, den Zugang zu Informationen und die Vermittlung von Werten. Leider kann es jedoch auch oberflächliche Lebensstile sowie Haltungen fördern, die gesunde, auf sittlicher Wahrheit und Tugend gründende Gebräuche untergaben.
Ansprache an den Botschafter der Republik Uganda, 29. Mai 2008



Im Diensts der an der internationalen Gemeinschaft
Die diplomatischen Beziehungen des heiligen Stuhls bilden einen Teil seiner Sendung im Dienst an der internationalen Gemeinschaft. Sein Engagement in der Zivilgesellschaft ist in der Überzeugung verankert, dass die Aufgabe des Aufbaus einer gerechteren Welt die jedem Individuum eigene übernatürliche Berufung anerkennen muss. Die Kirche fördert daher ein Verständnis der menschlichen Person, die von Gott die Fähigkeit erhält, die individuellen Grenzen und gesellschaftlichen Zwänge hinter sich zu lassen, um die universalen Werte, die die Würde aller schützen und dem Gemeinwohl dienen , zuerkennen und hochzuhalten.
Ansprache an die neue Botschafterin von Bosnien und Herzegowina, 18. September 2008



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Die Ungerechtigkeiten beseitigen
Ich bin besorgt über die soziale Situation der westlichen Welt, die leider durch eine schleichend wachsende Distanz zwischen Reichen und Armen gekennzeichnet ist. Ich bin sicher, dass es möglich ist, gerechte Lösungen zu finden, die über die notwendige unmittelbare Hilfe hinaus zum Kern des Problems vordringen, um die Schwachen zu schützen und ihre Würde zu fördern. Durch ihre zahlreichen Institutionen und Aktivitäten versucht die Kirche – ebenso wie viele Vereinigungen in Ihrem Land – häufig, unmittelbar Abhilfe zu schaffen, aber es ist Sache des Staates, Gesetze zu erlassen, um die Ungerechtigkeiten zu beseitigen.
Ansprache bei der Begrüssungszeremonie im Élysée-Palast in Paris, 12. September 2008